BE (German Edition)
teilen. Bernd betonte, er sei emotional immer treu gewesen. Das seien eben andere Zeiten gewesen, damals in den Siebzigern. Dieses bourgeoise Konzept der ewigen Treue empfand er nicht als Liebesbeweis, sondern als faschistoide Einschränkung der persönlichen Freiheit und den Ursprung des Spießertums. Es kam, wie es kommen musste. Die Beziehung ging nach dreizehn Jahren auseinander, als Bernd etwa 29 Jahre alt war.
Bernds »Du musst dein Leben ändern«-Krise erfasste auch sein Berufsleben. Eigentlich hätte er zufrieden sein können. Auch wenn er sich selbst nur als Herstellungsleiter sah, offiziell war er Produzent und dick im Geschäft. Er arbeitete mit interessanten Leuten zusammen, war produktiv und viel unterwegs, fuhr einen Porsche, galt als erfolgreich … und all das mit gerade mal Ende zwanzig. Aber Bernd war alles andere als zufrieden. Er fühlte sich wie jemand, der von Hollywood geträumt hatte und auf einem Campingplatz im Mittleren Westen gelandet war.
In einem Interview mit Bernd, 1979 für Wolfgang Richters und Hannes Karnickes Fernsehdokumentation »Sonst würde das Kino sterben« geführt, formuliert er das ganz deutlich:
Was charakterisiert einen Filmproduzenten?
BE: In Deutschland würde ich als charakteristisches Merkmal sagen, dass es stinklangweilig ist. So wie es im Moment läuft, ist mein Beruf stinklangweilig. Ich werde alles dazu tun, was mir möglich ist, um das zu ändern. Wenn es nicht zu ändern ist, werde ich einen anderen Beruf wählen.
Was macht einen Kinofilm aus?
BE: Prinzipiell ist für mich der Kinofilm was Provozierendes. Damit meine ich, dass er sehr nah an dem ist, was man als Lebensgefühl, als Lebensumstand, als Problem innerhalb der Welt, bezeichnet, in der man lebt. Dazu muss ich sagen, dass die Stoffe, die eigentlich geschrieben werden müssten, die finden nicht statt. Das deutsche Kino findet im Fernsehen statt. Das deutsche Fernsehen ist somit eins der besten der Welt. Und das deutsche Kino ist eins der langweiligsten, der feuilletonistischsten, kunstbeflissensten der Welt.
Für mich sind alle Filme, die ich gedreht habe, Fernsehfilme. Dass da vom Macher oder überhaupt von der ganzen Konstruktion her, der ein oder andere Film erst im Kino gezeigt wurde, tut da keinen Unterschied.
Würden Sie selbst in die Filme gehen, die Sie produzieren?
BE: Das ist ja eben das Problem! Ich würde mir die Filme im Fernsehen anschauen, aber ich würde dafür nicht ins Kino gehen. Ich würde keine Karte bezahlen dafür.
Welche Rolle spielt für Sie der Erfolg eines Films an der Kinokasse?
BE: Das Einspielergebnis ist für mich schon ein Barometer. Das ist für mich ein Barometer, ob das Produkt, das man hergestellt hat, Interesse erzeugt. Und im übrigen … Geld ist für mich eine Materie, mit der ich sehr gerne umgehe. Weil es Spannung schafft. Und weil es eine Sache ist, mit der man die Welt zum Funktionieren bringen kann. Unsere Welt ist aufgebaut aus Geld. Und ich kann sagen, ich will damit überhaupt nichts zu tun haben. Das ist für mich auch eine Möglichkeit zu leben. Oder aber ich sage, ich steige in den Ring. Und ich bin irgendwann mal in den Ring gestiegen. Und deswegen ist es auch wichtig, diese Materie zu haben und mit ihr umgehen zu können und das Spiel spielen zu können. Und wenn Sie als Produzent kein Geld haben, ist das wie ein Auto ohne Sprit.
Was bedeutet Ihnen Geld?
BE: Ich muss Ihnen sagen, dass Geldverdienen für mich nie ein Problem war. Das klingt vielleicht überheblich, aber es ist in der Tat so, dass ich mir übers Geldverdienen nie Gedanken gemacht habe. Ich bin sicher, dass ich, wenn ich Regisseur oder was immer ich geworden wäre, immer genügend Geld machen würde, um sagen wir mal einigermaßen zu leben. Es ist nicht so, dass ich einen irrsinnigen Luxus brauche. Ich brauche ganz bestimmte Dinge, um mich wohlzufühlen. Aber das Geld hätte ich in jedem Fall verdient.«
Welche Risiken bringt Ihr Beruf mit sich?
BE: Es gibt Risiko und Dummheit. Es wird mich niemand dazu bringen, dumm zu handeln. Ich bin zu jedem Risiko bereit, wenn das Risiko auch wirklich eines ist. D. h. wenn ich gewinnen kann.
Ich muss sagen, dass im Verhältnis zu den Möglichkeiten, die die Filme theoretisch haben können, die ich produziere, mein Risiko bei fast jedem Film sehr hoch ist. Und zwar deswegen, weil jeder Film zu knapp kalkuliert ist und weil die Regisseure, mit denen ich arbeite, einen absolut viel zu hohen Anspruch haben im Verhältnis zum Geld –
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