BE (German Edition)
ist daher überhaupt kein Wunder, wenn die Autoren und Regisseure ihre Gedanken mehr in diese Richtung entwickelt haben, da dort wenigstens in einer Art Ersatzbefriedigung das eintritt, was ihnen das Publikum verwehrt, zu dem sich kein Kontakt herstellen lässt und an das sie nicht mehr glauben.
Dass dies funktioniert, hängt wiederum mit der Tatsache zusammen, dass auch die Kritik ihre Tradition hat, die in Deutschland seit jeher mehr von den etablierten Künsten wie Literatur, Malerei und dem Theater geprägt wird. Genauso rekrutieren sich seit je die Mitglieder der Gremien für die Vergabe des Deutschen Filmpreises und der Drehbuchprämie des Bundes maßgeblich aus den Sachverständigen dieser Kunstkategorien bzw. sind von deren Maximen stark beeinflusst. Unseligerweise forcieren sie geradezu eben damit wiederum ungewollt die von niemandem gewünschte Distanzierung zum breiten Publikum.
Das Publikum, das die Produkte des Machers schmähte, wurde nun seinerseits vom Macher geschmäht, der seine Befriedigung mehr und mehr dort suchte, wo er sie auch erreichen konnte, nämlich bei den Gremien und der Kritik. Logischerweise musste der Macher diesen Institutionen schon deswegen verbunden sein, weil sie sich ihm in Ermangelung anderer privater Geldgeber, wie Verleih und Produzent, zusammen mit dem Fernsehen, das in der Folge in zunehmend machtvoller Weise zum Mitfinanzierer von Kinofilmen wurde, als die einzigen Geldgeber präsentieren.
Wie man sieht, Bernds Plan für die Deutsche Filmakademie, die er 2003 gründete, und die damit verbundene Vergabe des Deutschen Filmpreises durch Filmschaffende und nicht wie bis vor der Gründung der Filmakademie durch die von ihm so verhassten Gremien, reicht lange zurück. Bernd wollte schon 1978 den inzestuösen Teufelskreis zwischen Filmemachern, Kritikern und Gremien brechen, da er diesen Kreis als die Ursache dafür ansah, dass der deutsche Film nicht das Publikum hatte, das er verdiente. Diskussionen zu beliebten Feuilletonthemen wie »Kann ein populärer Film auch Kunst sein?« fand er gähnend langweilig. Das hatte schon Ende der siebziger Jahre für ihn etwas Neurotisches, Sich-im-Kreis-Drehendes, das nur dazu führte, dass man in einer bürgerlichen Karnickelstarre verharrte. Das waren für ihn »Stimmen aus der Gruft«. Genügend Prügel hat er dafür Zeit seiner Karriere eingesteckt. Aber was bleibt, ist nicht die Prügel, sondern die von Bernd ins Leben gerufene Deutsche Filmakademie.
Weiter heißt es:
(…) Es ist heute für einen Autor und Regisseur viel weniger gefährlich, einen Film herzustellen, der sich an der Kasse als Flop erweist, als einen Film herzustellen, der bei den Gremien, der Kritik sowie beim Fernsehen unbeachtet bleibt.
An die Flops im Kino hat man sich in der Zwischenzeit so gewöhnt, und sie sind so alltäglich, dass sich der einzelne Autor und Regisseur der Öffentlichkeit trotzdem ohne Prestigeverlust, ja sogar als erfolgreich präsentieren kann.
Nicht die Angst vor dem Flop droht, sondern die Angst nicht ernst genommen zu werden. Die Faszination, die das vornehmste Kriterium des Kinofilms ist, kann in einer solchen Situation kaum entstehen. Was entsteht, ist die gut gemachte Konfektion, das perfekte Mittelmaß oder – um es härter auszudrücken – die gepfl egte Langeweile.
(…)
Es ist, als hätte die Erfolglosigkeit, ähnlich wie bei den Autoren und Regisseuren, jeglichen konstruktiven Gedanken zermürbt und dem Willen, mit Film Geld zu verdienen, dem Versuch der Ausbeutung noch vorhandener Geldquellen unter dem Vorwand, Filme für den Kinomarkt zu produzieren, Platz gemacht.
Es gibt die Ignoranz des Erfolgreichen, die an sich schon schlimm ist, schlimmer noch, und das ist das Bewusstsein der Mehrheit der deutschen Produzenten, ist die Ignoranz des Erfolglosen, da sie noch mehr verhindern kann.
(…)
Der Anachronismus des deutschen Films lag und liegt noch heute darin, dass gerade durch die Subvention der Film von seinem eigentlichen Charakter als Unterhaltungs- und Massenmedium abgerückt wurde und so der Keil zwischen Qualität und Kommerzialität – zwei Begriffe, die einander ursprünglich nicht widersprechen, sondern bedingen, und den eigentlichen Erfolgsfilm überhaupt erst ermöglichen – tiefer getrieben wurde.
Und hier nun Bernds Fazit aus seiner Situationsanalyse des deutschen Films:
Die Grundüberlegung, aus der sich dann verschiedene Forderungen ergeben, ist dabei, sich von der
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