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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Ich komme viel langsamer voran als sonst und habe trotzdem Angst, dass noch mehr Stangen durchbrechen. Ich schließe die Luke auf. Ich zittere. Die durchgerostete Stange ragt in den Käfig hinein. Wenn ich die belaste, lande ich im Wasser. Ich verschnaufe einen Augenblick und versuche, mich zu beruhigen. Wenn ich mich still verhalte, bleibt er vielleicht, wo er ist, und springt mich nicht an. Inzwischen ist er so riesig, dass er es womöglich schafft, den Kopf durch die Luke zu strecken. Wer weiß? Ich kann ihn nicht |58| richtig erkennen. Vielleicht lenkt ihn ja die Taube ab. Jetzt, wo es hell ist, bin ich mutiger, aber als ich die Luke aufklappe, gehen mir trotzdem die Nerven durch, und ich stoße den Dachs samt den Müllsäcken mit dem Fuß hindurch. Das Bündel klatscht ins Wasser und geht unter. Ich schließe die Luke wieder ab und warte auf das übliche Gemetzel. Es ist unheilverkündend still. Ich höre Malackie winseln.
    »Pst!«, mache ich. »Du kommst als Nächster dran.« Ich könnte schwören, dass mich der Hund böse ansieht. »War nur Spaß«, sage ich. Die Taube lässt sich auf der obersten Stufe nieder und putzt sich. Da taucht mein Kleiner auf. Ein grünliches Auge fixiert mich und er verzieht das Maul zu einem scheußlichen Grinsen. Mir fällt vor Schreck die Kinnlade runter. Ich weiß ja, dass er groß geworden ist, aber doch nicht so riesig! Er ist fast vier Meter lang. Das kommt wahrscheinlich von den vielen Schweinen. Aber wenn ich ihm weniger zu fressen gebe, ist er noch gefährlicher, weil er dann Hunger kriegt. Zu meinem Entsetzen flattert die Taube auf und setzt sich ihm auf den Kopf. Das Auge funkelt. Ich habe erlebt, wie er ein Schwein im Handumdrehen zurichten kann, aber das Blutbad bleibt aus. Der Vogel spaziert mit seinen dünnen Beinchen über den geschuppten Kopf. Vielleicht haben sich die beiden ja angefreundet.
    »Cool«, sage ich leise. »Ich habe Malackie und du hast die Taube.«
    Mein Monster und ich wechseln einen Blick.
    »Was mache ich bloß mit dir?« Ich wäge verschiedene Möglichkeiten gegeneinander ab.
    |59| Manche sind nicht besonders nett. Überhaupt nicht nett.
    Der Vogel flattert auf, als der Kopf abtaucht. Der Sack treibt auf dem Wasser, der Dachs hängt halb drin, halb draußen. Man erkennt eine Pfote. Das Fell ist gesträubt. Dann ist der Dachs weg, unter Wasser gezogen. Man sieht nichts mehr, bloß einen kleinen Strudel, der sich allmählich rosa färbt. Ich trete einen Schritt zurück. Ich binde Malackie los und wir gehen zum Auto. Ich mache mir Sorgen um die Taube. Ich hätte die Luke ein paar Minuten auflassen sollen, damit das arme Tier rausfliegen kann. Eigentlich müsste ich umkehren. Aber ich kann mich nicht überwinden. Ich will nur noch weg.
    Auf dem befestigten Weg kommt mir ein Mann entgegen. Er ist ziemlich dick und hat eine Stupsnase. Er hat mich längst gesehen, ich kann nicht mehr abhauen. Er sieht verärgert aus. Ich erkenne ihn wieder, obwohl ich ihm erst ein Mal begegnet bin. Auf dem Parkplatz, vor ein paar Jahren, in seinem Wagen.
Wasserbehörde Bexton
stand in weißer Schnörkelschrift auf dem Kleinbus. Wahrscheinlich kümmert er sich um das Stauwehr. Aber was will er dann hier? Das Wehr ist eine halbe Stunde zu Fuß von hier weg.
    »Hunde verboten, Freundchen«, sagt er. Er hat ein wettergegerbtes Gesicht und breite Schultern. Aber als Erstes fällt mir die Kette auf, die er um den Hals trägt – daran hängt ein Zahn. Ein langer, spitzer, scharfer Zahn. Offenbar mache ich ein erschrockenes Gesicht, denn er guckt auf einmal freundlicher und sagt irgendwas über Bauern, Versicherungen und Hunde, die Schafe aufmischen.
    |60| Ich nicke und will weiter, aber er hebt die Hand.
    »Ich hab dich schon öfter hier gesehen. Wohnst du hier in der Nähe?«
    »Sozusagen.«
    »Wo denn?«
    »Unten im Dorf.«
    »Und wie heißt du?«
    »Danny Slater«, antworte ich wie aus der Pistole geschossen.
    Vielleicht weiß er über mein kleines Haustier Bescheid. Vielleicht weiß er, dass ich es füttere. Vielleicht will er mich bloß zappeln lassen. Ich muss immerzu den Zahn ansehen. Er hat ein Loch reingebohrt und die Silberkette durchgefädelt.
    Der Typ mustert mich kurz.
    »Bring den Hund nicht mehr her. Und geh hier auch nicht baden, verstanden?«
    »Ist gut.« Ich war nicht mehr im Stausee baden, seit ich mein Monster hergebracht habe.
    »Hier gibt’s tückische Strömungen, vor allem am Wehr. Und der Schlamm ist so tief, dass man drin versinken kann.« Er

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