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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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für mich selber. Außerdem will ich nicht, dass er hier alles vollscheißt.«
    »Bitte, Dad.«
    Ich weiß auch nicht, wieso ich es auf die Tour versuche. Bitte und Danke hat bei meinem Vater noch nie gezogen.
    »Kommt nicht infrage. Warum setzt du ihn nicht einfach aus, bei einem Bauern oder so?«
    Jetzt platzt mir der Kragen, denn das erinnert mich dran, wie er uns Kinder behandelt hat.
    »Ich fliege bei den Reynolds raus. Ich soll ins Wohnheim.«
    |74| Mein Vater schnieft und sieht mich von der Seite an. »Wenn du die Finger von Schnee lässt, kommst du schon klar.«
    Wenn man sich darum bewerben müsste, dass man Kinder haben darf, würde mein Dad gleich wieder weggeschickt.
    Ich lehne mich an einen Baum und drücke mit dem Absatz eine Bierdose in den lehmigen Boden. Mein Dad ist keiner von diesen Survival-Experten, die man manchmal in der Glotze sieht. Du weißt schon, solche Typen, die mit zwei Holzstücken Feuer machen und gebratene Eichhörnchen essen. Die sich tolle Schutzhütten bauen und sich Löffel schnitzen. Man sollte denken, dass mein Dad von so was Ahnung hat, schließlich war er beim Militär. Aber er ist kein Held. Er war zwar im Golfkrieg, aber da hat er nur die Lastwagen und Panzer repariert, mit denen die richtigen Soldaten durch die Gegend kutschiert sind. Nein, mein Dad ist ein verwahrloster alter Mann, der ohne seinen Scheck und die Großzügigkeit seiner »Kumpel« keine zwei Tage allein durchstehen würde.
    Ich werde jedenfalls nicht so!
    »Erinnerst du dich noch an das Haustier, das du mir zum Geburtstag gekauft hast, als ich klein war?«
    Er runzelt die Stirn und fährt sich mit den schmutzigen Fingern durch den Bart.
    »Wie jetzt? Ist das der da?« Er zeigt auf Malackie, der die Hütte beschnüffelt.
    »Nein. Was du angeblich von Frasers Onkel hattest.«
    Mein Dad steht immer noch auf dem Schlauch.
    »Von dem Schiff in Cornwall.«
    |75| Jetzt hellt sich sein Gesicht auf.
    »Drei Stück haben wir von der Lady Margaret mitgehen lassen. Für das dritte wollte mein Verbindungsmann nix zahlen. Hat gemeint, es sieht schon halb tot aus. Der fiese kleine Racker hätte mir fast den Finger abgebissen. Hast du ihn damals nicht im Aquarium gehalten, Stephen?«
    Ich mustere meinen Vater. Sein Mantelärmel ist halb abgerissen und der Arm ist ganz lila und verschrumpelt. Wie soll mir dieser nichtsnutzige Säufer helfen? Dann fällt mir wieder ein, dass ich sonst niemanden habe, an den ich mich wenden kann.
    »Ich hab ihn immer noch, Dad.«
    Da macht er große Augen, pfeift durch die Zähne und steht auf.
    »Ich dachte, du hast ihn längst ins Klo gespült.«
    »Nein.«
    Er schaut mich lange an. Sein Blick erinnert mich an Selby. Das passt mir nicht. Mir wär’s lieber, wenn die beiden überhaupt keine Ähnlichkeit hätten.
    »Du lügst«, sagt mein Vater. »Raus da, Köter!« Er bückt sich nach dem Strick, denn Malackie schnüffelt in seiner Hütte herum.
    »Er ist riesig geworden. Ich hab ihn in einem vergitterten Becken untergebracht, eine Art Pumpenhaus. Aber er kann dort jederzeit ausbrechen.«
    »Und wo?« Mein Dad wischt sich mit dem Ärmel die Nase. Er klingt immer noch so, als ob er mir nicht glaubt.
    »Im Stausee bei Gruton.«
    Endlich ist es raus. Vier Jahre schleppe ich dieses Geheimnis schon mit mir rum. Damals war er noch nicht so |76| riesig, höchstens einen Meter lang, aber auch da hätte er schon Unheil anrichten können. Jetzt ist er vielleicht viermal so groß. Ich betaste die Narbe auf meinem Arm.
    »Ich kann mich nicht mehr um ihn kümmern. Ich muss ihn loswerden. Ich kann mir das Fleisch nicht mehr leisten und muss bald umziehen.«
    Mein Dad macht ein komisches Gesicht. Er kneift die Lippen zusammen und sieht mich aus Schlitzaugen an, als ob er in die Sonne blinzelt. Um es unfein auszudrücken: Er sieht aus, als ob er grade kackt.
    »Und was soll ich da machen?«, fragt er. »Soll ich’s nach Florida ausfliegen?«
    Ich beiße mir auf die Lippe. Darüber habe ich lange nachgedacht.
    »Du sollst mir helfen, es umzubringen.«
    Ich weiß nicht, wie ich ihn sonst loswerden könnte. Nachts liege ich stundenlang wach und überlege, wie ich es anstellen soll. Abstechen kann ich ihn nicht. Da müsste ich so nah rangehen, dass er mich vorher frisst. Vergiften geht auch nicht. Ich habe mal gesehen, wie eine Ratte an Gift verreckt ist. Auf dem Gelände vom Kinderheim. Sie hatte grünen Schaum vorm Maul und hat grässlich gequiekt. Ich habe einfach dagestanden und zugeschaut. Ich war noch

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