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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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was halbwegs ordentlich aussieht, ist der ansehnliche Holzstoß neben der Hütte. Auf einem dicken Klotz liegt eine scharfe Säge. Malackie beschnüffelt den Holzstoß und hebt das Bein.
    »Was zu futtern dabei?«, fragt Dad. Ich denke an das Schwein und muss mich beherrschen, um nicht loszulachen.
    Ich gebe ihm eine Banane, drei Orangen und sechs Äpfel, die ich aus der unerschöpflichen Obstschale der Reynolds habe mitgehen lassen. Mein Dad macht ein enttäuschtes Gesicht. »Ist das alles? Nix zu trinken?«
    Ich schüttle den Kopf. Das Kaninchen kriegt er nicht. Das ist für jemand anderen reserviert.
    Mein Dad schwingt die Beine aus der Hängematte, |71| setzt sich auf und fährt sich durchs Haar. Sein Bart ist gewachsen, er ist ganz dunkel, verfilzt und von grauen Strähnen durchzogen. Am Hinterkopf sind die Haare zu einem dicken Batzen verfilzt. Seine Hände sind dreckig, die Fingernägel braun und eingerissen. Im Gesicht ist er tiefbraun und um die Nase rotzverschmiert. Er trägt eine zerrissene Hose und einen dicken Wintermantel und müffelt nach Pisse, Rauch und Schweiß. Mein Blick fällt auf seine Schuhe. Nagelneue
Caterpillar -Stiefel
.
    »Wo hast du die denn her?«
    »Von ’nem Kumpel.«
    Wenn mein Dad sagt, er hat was von ’nem Kumpel, heißt das, er hat’s geklaut.
    Dad reibt sich die Augen, rülpst genüsslich und sieht mich an. »Biste allein da?«
    »Ich bin hergefahren. Du musst mir einen Gefallen tun.«
    »Ach nee.« Dad raucht die erste Zigarette auf und zündet sich die zweite an.
    Mein Dad hat schon immer geraucht. Wenn ich an ihn denke, sehe ich ihn immer mit einer Kippe im Mundwinkel vor mir. Als er eingebuchtet wurde, damals war ich ungefähr acht, hat Omas Haus noch monatelang nach Qualm gestunken. Und das kam nicht von uns Kindern. Oma hat immer drauf geachtet, dass wir draußen rauchen. Sogar bei Regen! Kein Wunder, dass uns die Fürsorge weggeholt hat.
    »Hast wohl Ärger, was?«, erkundigt er sich. »Hier kannste nicht bleiben.«
    »Darum geht’s nicht«, erwidere ich. Ich bin angespannt. |72| Mein Dad hat eine Art, dass man am liebsten sofort wieder weglaufen will. Man denkt immer, gleich rastet er aus. Aber ich reiße mich zusammen. Eigentlich habe ich den ganzen Schlamassel ihm zu verdanken.
    »Was hast du noch im Rucksack?«, will er wissen.
    »Nichts.« Aber da hat er mir den Rucksack schon runtergerissen und wühlt darin herum. Ich ärgere mich. Ich bin doch kein kleines Kind mehr.
    »Das ist meins.« Er zieht das Kaninchen heraus. Dann sieht er mich an. »Was willst du damit?«
    Ich gebe ihm keine Antwort. Ich werde bloß immer wütender, als ich zusehe, wie er in meinen Sachen rumkramt. Er entdeckt ein bisschen Kleingeld und fragt, ob er es behalten kann.
    »Bitte, Stephen, ich werd erst nächste Woche ausgezahlt.«
    Ausgezahlt! So kann man’s auch ausdrücken. So nennt mein Dad die Sozialhilfe. Alle vierzehn Tage geht er aufs Postamt und holt sich seinen Scheck ab. Als er aus dem Gefängnis entlassen wurde, haben Selby und ich ihn bis zum Wohnheim verfolgt. Zum St. Mark’s. Stimmt, davon war schon die Rede. Ebendort will mich das Sozialamt auch hinstecken. Toll, was? Jetzt kannst du dir auch denken, warum ich nicht scharf drauf bin, da zu landen – nicht, wenn die dort Arschlöcher wie meinen Dad aufnehmen. Früher hätte er das Geld von mir aus behalten können. Jetzt nicht mehr. Er hält mir ungefähr drei Pfund unter die Nase. Dafür habe ich in der Fleischfabrik schwer geschuftet.
    »Gib her.« Ich nehme ihm das Geld weg.
    Mein Dad wundert sich. »Reg dich ab, Kleiner. Ich |73| dachte, du willst deinem alten Vater vielleicht ein bisschen unter die Arme greifen.«
    Neben ihm bin ich mir immer wie ein halbes Hemd vorgekommen. So geht es allen Leuten. Aber ich stelle zufrieden fest, dass ich inzwischen so groß bin wie er. Bald traut er sich nicht mehr, mich rumzukommandieren.
    Wahrscheinlich ist ihm das auch aufgefallen, denn er gibt mir den Rucksack zurück. Das Kaninchen behält er allerdings. Dann setzt er sich in die Hängematte und stößt sich sachte ab. Woran erinnert mich das bloß?
    »Worum geht’s dann? Haste ein Mädel in Schwierigkeiten gebracht?«
    Schön wär’s.
    »Eigentlich geht’s um zwei Dinge.« Ich ziehe Malackie an der Leine zu mir heran. »Du sollst auf meinen Hund aufpassen. Die erlauben mir nicht, ihn zu behalten.«
    Mein Vater ächzt und lässt sich rücklings in die Hängematte sinken.
    »Ich kann ihn nicht füttern. Reicht ja nicht mal

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