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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Hinsicht ist er wie Robert. Unberechenbar. Wie ich Selby kenne, hätte er das Tier auf irgendwen gehetzt, der ihm dumm gekommen war, oder so was in der Art. Wenn Selby sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann er ziemliche Scheiße bauen.
    Ich fuhr zum Stausee raus. Damals hatte ich die Parkbucht noch nicht entdeckt und stellte das Auto auf dem offiziellen Parkplatz ab. Er knurrte und zappelte im Kofferraum herum. Ich schüttete eine Dose Cola über ihn, damit er nicht austrocknet, aber das schien ihm nicht zu gefallen. Ich hob ihn hoch und er wehrte sich ein bisschen, konnte aber nicht viel ausrichten, weil ich ihn so fest verschnürt hatte. Schon damals war er verdammt schwer. Ich habe ihn den ganzen Weg getragen.
    Dann habe ich die Stricke aufgeknotet, mit denen ich ihm die Beine an den Rumpf gefesselt hatte. Offen gestanden hatte ich Schiss, ihm den Strick um die Schnauze abzunehmen. Schließlich war ich erst dreizehn. Ich kenne Dreizehnjährige, die sich vor harmlosen kleinen Spinnen fürchten. Ich hatte es mit einem wild zappelnden bösartigen |81| Tier zu tun, das zwanzigmal so viel Zähne im Maul hat wie ich!
    Kann schon sein, dass ich ihm wehgetan habe, als ich ihn ins Wasser fallen ließ, denn zum Schluss baumelte er nur noch an dem Strick um die Schnauze. Ich holte ein Brotmesser aus dem Rucksack und säbelte an dem Strick herum. Noch zwei Jahre drauf hing ihm ein Ende aus dem Maul. Ich wusste nicht, wie ich ihn davon befreien sollte, andererseits schien es ihn nicht groß zu stören.
    Anschließend brachte ich ein neues Vorhängeschloss an der Luke an. Es gibt drei Schlüssel dafür. Einer ist in der Nähe unter einem Stein versteckt, der zweite liegt in meinem Zimmer in der Sockenschublade, den dritten trage ich immer bei mir.
    Anfangs mochte ich ihn gern. Es gefiel mir, dass er so bösartig aussah, und ich fand’s toll, dass er mein Geheimnis war. Ich habe ihn mit Hundefutter aus der Dose und Schinken aus dem Supermarkt gefüttert. Ich habe haufenweise Zeug mitgehen lassen, habe aber auch fast mein ganzes Geld für sein Futter ausgegeben. Aber ich hab dir ja schon erzählt, dass er mit der Zeit immer schwerer satt zu kriegen war.

    »Zwei Leute haben für dich angerufen«, verkündet Jimmy, als ich nach dem Besuch bei meinem Dad wieder bei den Reynolds eintrudele. »Erstens deine Vorarbeiterin. Sie wollte wissen, warum du nicht zur Arbeit gekommen bist.« Er zieht die Augenbrauen hoch. »Ich habe gesagt, du wärst erkältet, würdest aber morgen wieder da sein.«
    |82| Ist das nun nett von ihm oder nicht? Hat er es so eilig, mich loszuwerden, dass er meinetwegen sogar lügt?
    »Ich weiß, du hast es momentan nicht leicht«, sagt er.
    Ich zucke die Achseln und nehme mir vier Kekse aus der Packung auf der Arbeitsplatte. Im Ofen brutzelt ein Hühnchen, auf dem Herd kocht Gemüse.
    »Und der andere Anruf?« Ich hebe die Topfdeckel nacheinander hoch.
    »Mindy. Sie möchte, dass wir uns nächste Woche zusammensetzen und deinen Umzug besprechen.«
    Mein Umzug. Ich fliege hier raus und kann im St. Mark’s verschimmeln. Bei den anderen Versagern. Wo man mit einem Messer unterm Kopfkissen schlafen muss.
    »Kopf hoch!«, sagt Jimmy. »Alles halb so wild. Du bist doch ein vernünftiger Bursche.«
    Da kommt Carol reingestürmt. Sie stinkt nach Parfüm und ihr Rock ist so kurz, dass ich praktisch ihren Hintern sehen kann.
    »Du hast vergessen, dir eine Hose anzuziehen, Schätzchen«, neckt Jimmy sie.
    »Ha-ha-ha«, macht sie. Dann sieht sie mich an. »Drückeberger. Ich hab gewusst, dass du den Job nicht lange behältst.«
    »Morgen gehe ich wieder hin.«
    Carol bedient ein paarmal die Woche in einer Kneipe ein Stück die Landstraße runter, im
Globe
. Sie wirft sich dafür in schwarzweiße Klamotten und bringt uns Kartoffelecken und Schokokekse mit, die sie aus der Küche stibitzt.
    Ich habe mich dort auch mal beworben, aber die wollten mich nicht. Frag mich nicht, warum.
    |83| Jimmy gibt mir einen Fünfer. »Für Benzin.«
    Carol zieht einen Flunsch. »Und ich?«
    Ausnahmsweise geht Jimmy nicht drauf ein.
    »Versuch mal, eine Woche oder so durchzuhalten.« Wahrscheinlich redet er von meinem tollen Job. »Wenn du dich erst mal eingelebt hast, fällt es dir bestimmt leichter. Vielleicht findest du dort ein paar Freunde.«
    »Wer’s glaubt, wird selig«, brummelt Carol.
    Manchmal, wenn ich Carol so ansehe, würde ich sie am liebsten packen und ihr schön langsam die Kehle zudrücken. Jetzt zum Beispiel. Offenbar

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