Beast
um und rechne damit, dass Carol am Küchentisch sitzt und lauscht, aber sie ist nicht da.
»Wieso bist du einfach abgehauen?«
Ich antworte nicht. Die ganze Sache geht mir auf die Nerven.
»Da hast du uns ja ganz schön was eingebrockt, Junge.«
Na prima. Ich schweige weiter.
»Jetzt müssen wir das Vieh einfangen.«
Dazu muss ich doch was sagen. »Mich geht das alles nichts mehr an«, lüge ich. »Du hast ihn rausgelassen. Jetzt ist er dein Problem.«
»Hör zu, ich kenne da wen, der es haben will.«
|154| »Du hast jemand davon erzählt?«
Dass es noch jemand weiß, ist irgendwie erleichternd.
»Pass auf, Stephen, wir müssen ihn so schnell wie möglich einfangen. Sonst richtet er noch Unheil an.«
Hält er mich für blöd?
»Wir haben schon eine Idee. Wir brauchen eine Falle und einen Köder. Einen lebendigen.«
»Wehe, du nimmst Malackie!« Ich bilde mir ein, jemanden atmen zu hören, und drehe mich um, erwarte, Carols überhebliches Grinsen zu sehen. Aber da ist bloß Dudley, der unterm Tisch liegt und sich schlafend stellt.
»Wir besorgen uns ein Schaf«, sagt mein Vater. »Aber wir brauchen einen Käfig.«
Er sagt, wir sollen ihn am Wochenende an eine bestimmte Adresse in Birmingham liefern. Außerdem sagt er, dass wir jeder einen Tausender dafür kriegen.
Eric klingt erstaunt, als ich ihn anrufe. Vielleicht hat er gedacht, ich komme nicht mehr. Zugegeben, damit lag er auch nicht ganz falsch, aber mir ist letztes Mal in seiner Werkstatt etwas aufgefallen, das mir weiterhelfen könnte. Am Nachmittag gehe ich hin. Mir ist immer noch ganz komisch, als würde ich schlafwandeln.
Als ich hereinkomme, fällt mein Blick sofort darauf. Hinten an der Wand steht ein rechteckiger Eisenkäfig, ungefähr viereinhalb auf anderthalb Meter. Daran lehnen zwei dicke Metallplatten, vielleicht für Türen.
»Mein neuestes Projekt«, sagt Eric, der meinem Blick gefolgt ist. »Für die Frettchen von meiner Freundin.«
»Der ist aber riesig.«
|155| »Sie hat ja auch fünf Stück. Die brauchen viel Platz. Sie soll sich keine Vorwürfe machen, weil sie nicht genug Auslauf haben.«
Eric erklärt mir, dass er die Platten noch fertig schweißen und das Ganze mit Maschendraht verkleiden muss, damit die Frettchen nicht rauskönnen.
»Ich geb ja zu, der Käfig ist ein bisschen übertrieben. Aber Holz nagen sie durch und das Ding hier hält ewig.«
Das gefällt mir. Dass es ewig hält.
Eric wischt sich die Hände an der Schürze ab und bittet mich, seinen Taschenrechner zu holen. Ich gehe ins Büro nebenan. Im Regal stehen drei Geldkassetten, eine schwarze, eine rote und eine blaue. Alle drei sind abgeschlossen.
Ich bringe Eric den Taschenrechner. Er sagt, heute ist sein Pechtag. Ein Kunde hat sich beschwert, dass ein Tor, das er vor sechs Jahren angefertigt hat, zu rosten anfängt. Außerdem wird die Esse nicht heiß genug, weil das Gebläse nicht richtig funktioniert. Darum bringt er die letzten Schnörkel an einem Gartentor mit dem Gasschweißbrenner und einer Zange an.
Ich verbringe den Nachmittag mit Ausfegen und Eric zeigt mir, wie man mit der Schmirgelmaschine umgeht und damit die Kanten von Wandhalterungen abrundet. Er staunt, wie schnell ich den Bogen raushabe. Aber es ist auch nicht allzu schwer. Mir macht es Spaß, mit Ohrschützern im Funkenregen zu stehen. Mitten im Feuer fühle ich mich wohl. Es gefällt mir, dass die Funken, obwohl sie gleißend hell und orange brennen, überhaupt nicht wehtun, wenn man welche abkriegt. Es ist wie Zauberei.
|156| Ich lasse die Fleischfabrik Fleischfabrik sein und gehe jeden Tag zu Eric. Am vierten Tag spielt sich ein fester Ablauf ein. Vormittags muss ich lauter Drecksarbeit erledigen, zum Beispiel Stahlstangen vom Laster abladen, Koks schleppen, Werkzeug reinigen, mit Eric Sachen ausliefern und beim Kunden montieren, solches Zeug. Manchmal schickt er mich sogar Hund ausführen. Ich glaube, das macht er bloß, damit er mal eine halbe Stunde seine Ruhe hat. Aber es stört mich nicht. Nachmittags darf ich ihm dann bei der Metallverarbeitung helfen. Er hat mir die einfachsten Handgriffe beim Schweißen gezeigt und jetzt helfe ich ihm, den Frettchenkäfig für seine Freundin zusammenzubauen. Wenn ich an einer Stelle Mist schweiße, schmelze ich sie wieder ein und fange noch mal von vorn an. Dabei habe ich mir schon ein paarmal die Hände angesengt und mir am Daumen eine Brandblase geholt.
Die Haare habe ich mir auch schon angezündet. Haare brennen echt schnell. Das
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