Beast
Gemeindezentrum sein soll, aber er macht den Eindruck, als wäre er mit den Gedanken ganz woanders. Er ist gestresst, unkonzentriert.
Der Käfig will nicht so wie ich. Ich muss drei Eisenteile zusammenschweißen, aber es passt nicht. Ich mache das Radio aus, damit ich mich besser konzentrieren kann. Dann fällt mir ein, dass im Büro neue Schweißstäbe liegen, und ich gehe sie holen. Die rote Kassette steht offen auf dem Schreibtisch. Sie ist mit Zwanzigern vollgestopft. Ich schaue mich um. Hund liegt in seinem Körbchen und wedelt mit dem Schwanz.
Eric ist nicht direkt reich, aber er hat sein Auskommen. Er hat ein großes Haus am Stadtrand gemietet. Er besitzt |160| einen Laster und spart gerade, um mit seinen Kumpels in Kanada Snowboarden zu gehen. Ich betrachte das Geld. Ein paar Scheinchen kämen mir sehr gelegen. Die Versuchung bringt mich fast um. Aber Eric ist ein guter Typ. Ich nehme das Bündel Scheine in die Hand, spüre, wie dick es ist, und höre, wie es raschelt. Er merkt bestimmt nichts, wenn ein, zwei Scheine fehlen, oder? Dann fällt mein Blick auf den Boden der Kassette. Dort liegt ein Schlüsselanhänger aus Plastik mit einem Piraten drauf und der Aufschrift
Jamaica Inn
.
Der Ersatzschlüssel von Erics Laster.
Es freut dich bestimmt, dass ich Eric keinen Penny klaue. Ich lege das Geld zurück, nehme die Schweißstäbe unter den Arm und mache mich wieder an die Arbeit.
Nein, ich klaue kein Geld. Das wäre zu heftig. Eric ist in Ordnung. Das wäre so, als ob ich einem Kumpel was klaue.
Was mich aber nicht davon abhält, mir demnächst seinen Laster auszuborgen.
|161| Siebzehn
Ich habe eine Schwäche für Autos, egal welche Marke. Am liebsten mag ich Sportwagen, die klassischen, besonders Jaguars. Mir gefallen sogar neue Modelle, solche, die die meisten Leute grässlich finden, BMW Minis zum Beispiel oder der neue VW Käfer. Ich würde gern mal einen Smart knacken, bloß um zu sehen, wie schnell so was fährt. Selby wäre sofort dabei. Wir beide haben uns oft freitagabends was organisiert, die Kiste kurzgeschlossen und dann voll auf die Tube gedrückt, um zu sehen, wie schnell das Teil ist. Außerhalb der Stadt gibt es ein Stück schnurgerade Landstraße und einmal haben Selby und ich 190 Sachen aus einem Peugeot 305 rausgeholt. Genial! Natürlich ist Selby gefahren. Ich durfte so gut wie nie ans Steuer. Er ist fünf Jahre älter als ich.
An dem Abend sind wir nicht erwischt worden. Eigentlich sind wir fast nie erwischt worden. Selby ist ein guter Fahrer. Wir haben immer schön die Köpfe eingezogen, aber nur so lange, bis wir auf der langen Geraden waren.
Viele Typen, die wir kennen, fackeln die Autos hinterher ab. Ich und Selby haben das auch ein paarmal gemacht, aber dann fanden wir es doch schade drum. Ich mag Autos zu gern, um sie abzufackeln. Am allerbesten finde ich französische Marken. Deshalb habe ich einen alten Renault |162| 5. Nicht der Schnellste, dafür aber zuverlässig. Ich rede schon wie ein alter Opa, was?
Eric fährt einen Bedford. Eine Scheißkarre. Die Kiste hat nur vier Gänge, ist das zu fassen? Aber mir fällt nichts ein, wie ich den Käfig sonst zum Stausee transportieren soll.
Ich streiche eben den Käfigrahmen mit schwarzem Lack, als Eric wiederkommt. Er bringt mir eine Fleischtasche, eine Dose Cola und eine Tüte Chips mit.
»Na bitte, wird doch«, sagt er, hockt sich mit seiner Fleischtasche in eine Schubkarre mit Abfall und baumelt mit den Beinen. Ich glaube, er amüsiert sich. »So einen Frettchenkäfig hab ich ja noch nie gesehen.«
Wieso hat er auf einmal so gute Laune? Heute Morgen war er noch total gereizt.
Er beißt in die Fleischtasche und beugt sich vor, um die Schweißstellen zu begutachten. Dabei kippt er beinahe mit der Schubkarre um.
»Das hast du echt gut hingekriegt.«
Ich bin so verdutzt, dass ich mit Lackieren aufhöre. Ich dachte, ich hätte alles verpatzt. Überall sind Tropfen von erkaltetem Metall und schlampige kleine Knubbel.
»Danke«, sage ich verlegen, gehe um den Käfig herum und pinsele weiter.
»Willst du noch mehr lernen? Gegen Bezahlung?«
»Hä?« Ich halte inne und drehe mich um.
»Ich war heute Morgen bei der Bank. Ich hab einen Kredit gekriegt. Jetzt kann ich’s mir leisten, jemanden einzustellen, auf Teilzeit. Interesse?«
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich stehe einfach da, |163| sehe ihn an und befühle den gezackten Bart seines Autoschlüssels in meiner Hosentasche.
»Ich kann dir fürs Erste sechs Pfund
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