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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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müde aus und sein Unterhemd starrt vor Dreck.
    »Das wird heute nichts mehr. Wir müssen ihn in der Werkstatt verstecken und heute Nacht auf dem Friedhof abladen.«
    Ich schüttle den Kopf. Das geht auf jeden Fall in die Hose. Garantiert macht das Krokodil Radau, stirbt oder entwischt, oder irgendwer kommt in die Werkstatt. Außerdem werde ich von der Polizei gesucht und kann, was das angeht, überhaupt nichts unternehmen, solange ich ihn nicht los bin. Bloß nicht noch mehr Ärger! Die Polizei kommt bestimmt zu Eric in die Werkstatt und fragt nach mir und dann sind wir alle drei geliefert.
    Aber Eric lässt sich nicht umstimmen. »Heute wird das nichts mehr«, wiederholt er. Ich gebe zu bedenken, dass das Krokodil erschossen wird, wenn es entkommt, aber Eric bleibt stur. Er sagt, ich soll ihm ein paar Zugfedern rausreichen und ich hole unter meinem Sitz welche vor. Er geht wieder nach hinten.
    Du kennst mich ja und weißt, dass ich manchmal verrückte Einfälle habe. Dann kommt es mir immer vor, als ob ich in einem kleinen Schlauchboot sitze, und die Flut spült mich aufs Meer hinaus. Ich kann absolut nichts dagegen tun.
    Auweia, denke ich, als es mich überkommt. Gleich passiert’s wieder.
    Ich rutsche auf den Fahrersitz und lasse den Wagen an.
    |243| Carol blickt erstaunt auf, dann lächelt sie verschmitzt.
    »He!«, ruft Eric.
    Ich lege den ersten Gang ein und wende.
    »Ans Meer, ans Meer!«, jubelt Carol und ich trete das Gaspedal durch. Im Rückspiegel breitet Eric fassungslos die Hände aus. Er wird immer kleiner.
    Selber schuld, wenn er sich mit einem Dieb einlässt.

|244| Fünfundzwanzig
    Es ist kurz vor halb sieben und wir fahren zu schnell. Meine Hochstimmung verfliegt und mir wird bewusst, dass ich nicht auffallen darf. Ich fahre langsamer.
    »Bis zum Strand von Salcombe ist es nur noch eine Dreiviertelstunde«, sagt Carol fröhlich.
    Träum weiter. Ich setze das Vieh doch nicht im Meer aus. So werde ich es ja nie los. Früher oder später frisst es irgendwen und dann sind der Vater oder Bruder des Opfers mit dem Messer hinter mir her. Oder das Krokodil marschiert zum Stausee zurück und lauert mir dort auf. Nein, da weiß ich was Besseres.
    Hinter der Fleischfabrik ist ein alter, gefluteter Steinbruch. Im Sommer gehen die Kinder dort baden und die großen Jungs springen als Mutprobe ganz oben vom Rand. Ich bin nie reingesprungen. Ich mag kein tiefes Wasser. Wundert dich das?
    Ich weiß noch, dass ein ungefähr sechs Kilometer langer Feldweg dorthin führt und dass vor der Stelle, wo sich die Straße zum Wasser runterschlängelt, eine Steilwand kommt.
    Ganz recht. Eine Steilwand.
    Krokodile müssen atmen. Wenn man, nur so als Beispiel, ein in einen Käfig gesperrtes Krokodil von hoch oben in |245| einen tiefen See wirft, muss es ertrinken, selbst wenn es den Sturz an sich überlebt. Aber wahrscheinlich verendet es schon vorher an der Kälte. Damit hat es die Wahl zwischen drei Todesarten.
    Dann liegt es wie ein Steinhaufen in einem rostigen Käfig auf dem Grund eines tiefen Sees. Ein totes Krokodil sieht wahrscheinlich nicht viel anders aus als ein lebendiges. Bis der harte Panzer verfault ist, dauert es bestimmt lange. Da unten ist es so still und ruhig, dass er bis in alle Ewigkeit dort liegen und wieder ein Fossil werden kann, wie es sich gehört.
    Klar zieh ich das durch.
    Ich biege von der Hauptstraße ab und fahre in Richtung Steinbruch. Wir kommen am Tor der Fleischfabrik vorbei. Gott sei Dank muss ich da nie mehr hin.
    »Ist das eine Abkürzung?«, fragt Carol.
    Ich antworte nicht und sie kauert sich murrend zusammen, die Knie ans Armaturenbrett gedrückt.
    Ein paar Kilometer vor dem Steinbruch fällt mir auf, dass ein rotes Lämpchen leuchtet. Die Benzinuhr. Wie lange leuchtet es schon? Der Sprit reicht nicht mehr bis zum Steinbruch. Warum ist dieser blöde Eric bloß so ein Chaot?
    Carol folgt meinem Blick.
    »Aha«, sagt sie.
    Ich halte an und steige aus, stecke die Schlüssel aber vorsichtshalber ein, falls Carol auch solche Anwandlungen hat wie ich. Möglich, dass Eric irgendwo einen Reservekanister hat, aber den muss ich erst mal finden.
    Von der Ladefläche kommt kein Laut. Ich halte das für |246| ein gutes Zeichen und hebe die Plane an. O Gott! Er sieht mich an. Richtet seinen kalten Blick auf mich. Ich stelle mir mein Spiegelbild in seiner Pupille vor. Er weiß genau, was ich mit ihm vorhabe. Seine Kehle hebt und senkt sich rasch. Wenn ich nicht wüsste, dass es Quatsch ist, würde

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