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Beastly (German Edition)

Beastly (German Edition)

Titel: Beastly (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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behandeln als … Hör mal, wenn du gehen möchtest, dann geh, aber mein Arbeitgeber hat die Bänder des Einbruchs und wird sie der Polizei übergeben.«
    Lindy schaute ihren Vater an. Ihre Augen flehten.
    »Du bist hier besser dran.« Er riss ihr die Tüte aus den Fingern. »Die nehme ich.«
    Und ohne Auf Wiedersehen zu sagen, ging er und knallte die Tür hinter sich zu.
    Lindy starrte auf die Stelle, an der er gestanden hatte. Sie sah aus, als würde sie in sich zusammenfallen. Will sagte: »Bitte, ich verstehe, dass du schon einen harten Tag hattest, obwohl es erst zehn Uhr ist. Komm. Ich zeige dir deine Zimmer.«
    »Zimmer? Mehrzahl?«
    »Ja. Es sind schöne Zimmer. Adrian – der junge Mann, für den ich arbeite – hat sehr hart gearbeitet, damit alles nach deinem Geschmack ist. Er lässt dir ausrichten, dass du Bescheid sagen sollst, wenn du irgendetwas brauchst – was immer es sei, außer einem Telefon oder einem Internetanschluss. Er möchte, dass du hier glücklich bist.«
    »Glücklich?« Lindys Stimme klang matt. »Mein Kerkermeister glaubt, ich würde glücklich sein? Hier? Ist er verrückt?« Bei dem Wort Kerkermeister zuckte ich zusammen.
    »Nein.« Will nahm einen Schlüssel, um die Tür abzuschließen. Nur eine Formalität. Ich zählte darauf, dass sie blieb, um ihren Vater zu schützen. Das Geräusch, als sich der Schlüssel im Schloss drehte, war schrecklich für mich. Ich war ein Kidnapper. Eigentlich wollte ich sie nicht entführen, aber es war die einzige Möglichkeit, sie zum Bleiben zu bewegen. »Ich heiße Will. Auch ich stehe zu deinen Diensten. Und Magda, die Haushälterin, die du oben kennenlernen wirst. Wollen wir?«
    Er bot ihr seinen Arm an. Sie nahm ihn nicht, aber nach einem letzten zögernden Blick auf die Tür folgte sie ihm nach oben.
     
    Ich sah zu, wie Will sie die Treppe hinaufführte und die Tür öffnete. Ihre Wangen und Augen waren vom Weinen gerötet. Sie schnappte nach Luft, als sie eintrat und die Möbel, die Kunstwerke und die Wände sah, die genau den gleichen Gelbton hatten wie die Rosen in den Kristallvasen. Sie starrte das extragroße Bett mit der Designerbettwäsche an. Dann ging sie zum Fenster.
    »Es wäre zu hoch, um hinunterzuspringen, oder?« Sie berührte das dicke Glas.
    Hinter ihr sagte Will: »Ja, das wäre es. Und die Fenster gehen auch nicht weit genug auf. Wenn du dich darauf einlassen würdest, fändest du es vielleicht gar nicht so schrecklich, hier zu leben.«
    »Nicht so schrecklich? Waren Sie jemals ein Gefangener? Sind Sie es jetzt?«
    »Nein.«
    Ich betrachtete sie. Ich erinnerte mich an den Tag des Balls. Damals fand ich sie hässlich mit ihren roten Haaren, den Sommersprossen und den schlechten Zähnen. An den Zähnen hatte sich nichts geändert, aber eigentlich war sie gar nicht hässlich, nur unscheinbar. Ich war froh, dass sie nicht hübsch war, wie ihr Vater gesagt hatte. Jemand Hübsches hätte nicht über meine Hässlichkeit hinwegsehen können. Vielleicht konnte es dieses Mädchen.
    »Ich schon«, sagte sie. »Sechzehn Jahre lang war ich eine Gefangene. Aber ich habe mir einen Tunnel gegraben. Ich habe mich ganz allein beworben und ein Stipendium für eine der besten Privatschulen der Stadt bekommen. Jeden Tag bin ich mit dem Zug hingefahren. Die reichen Kids dort haben mich ignoriert, weil ich keine von ihnen war. Sie hielten mich für Abschaum. Vielleicht hatten sie recht. Aber ich lernte so viel ich konnte und bekam die besten Noten. Ich wusste, dass es der einzige Weg aus meinem bisherigen Leben wäre – ein Stipendium zu bekommen, aufs College zu gehen, hier rauszukommen. Aber stattdessen muss ich hier eine Gefangene sein, um zu verhindern, dass mein Vater ins Gefängnis wandert. Das ist nicht fair.«
    »Verstehe«, sagte Will. Ich wusste, dass sie ihn beeindruckte, allein durch die Art, wie sie redete. Sie hatte sogar eine Metapher verwandt, den Tunnel. Sie war wirklich klug.
    »Was will er von mir?«, weinte das Mädchen. »Will er mich zwingen, für ihn zu arbeiten? Will er Sex mit mir haben?«
    »Nein. Ich würde nicht mitspielen, wenn das der Fall wäre.«
    »Wirklich?« Sie sah ein wenig erleichtert aus, fragte aber: »Was dann?«
    »Ich glaube …« Will zögerte. »Ich weiß, dass er einsam ist.«
    Sie starrte ihn an, sagte aber nichts.
    Schließlich sagte er: »Du hast jetzt die Möglichkeit, dich auszuruhen und dir dein neues Zuhause anzuschauen. Um zwölf bringt dir Magda das Mittagessen. Dann kannst du sie kennenlernen.

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