Beastly (German Edition)
alles trocknen konnte und nicht mehr matschig war. Ich spritzte sogar die schmiedeeisernen Möbel des Gewächshauses ab, obwohl sie bereits sauber waren und es wahrscheinlich sowieso zu heiß war, um hier drinnen zu sitzen. Aber ich wollte, dass alle Möglichkeiten offen blieben.
Gegen sechs war alles perfekt. Ich hatte sogar einige der Kletterrosen umarrangiert, damit sie höher hinaufrankten und so aussahen, als wollten sie fliehen. Dann klopfte ich laut an Wills Tür, um ihn aufzuwecken.
»Sie kommt«, sagte ich zu ihm.
»Wer sie?«, fragte Will schlaftrunken.
»Psst«, flüsterte ich. »Sie kann Sie hören. Lindy kommt zu uns in den Unterricht.«
»Fabelhaft«, sagte Will. »Das ist – wann? – in vier Stunden?«
»Drei. Ich habe neun Uhr zu ihr gesagt, ich konnte nicht länger warten. Aber davor brauche ich Ihre Hilfe.«
»Hilfe womit, Adrian?«
»Sie müssen mir alles schon vorher beibringen.«
»Was…und warum sollte ich das tun, anstatt einfach weiterzuschlafen?«
Ich klopfte wieder an die Tür. »Machen Sie schon auf. Ich kann dieses Gespräch nicht von hier draußen mit Ihnen führen. Sie könnte es hören.«
»Dann geh zurück ins Bett. Das wäre doch mal eine Idee.«
»Bitte, Will«, flüsterte ich. »Es ist wichtig.«
Schließlich hörte ich ihn im Zimmer rumoren. Einen Augenblick später kam er an die Tür. »Was kann denn so wichtig sein?«
Hinter ihm versteckte Pilot sein Gesicht in den Pfoten.
»Sie müssen mich jetzt unterrichten.«
»Warum?«
»Haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe? Sie kommt zu uns in den Unterricht.«
»Ja. Um neun. Wahrscheinlich schläft sie noch.«
»Aber ich möchte nicht, dass sie denkt, ich sei nicht nur hässlich, sondern auch dumm. Sie müssen mir alles im Voraus beibringen, damit ich mich vor ihr klug zeigen kann.«
»Adrian, sei einfach du selbst. Alles wird bestens.«
»Ich selbst sein? Vielleicht haben Sie vergessen, dass mein Selbst eine Bestie ist?« Das Wort Bestie kam wie ein verzweifeltes Brüllen heraus, obwohl ich versuchte, ruhig zu bleiben. »Es ist das erste Mal, dass sie mich bei Tageslicht sieht. Es hat über eine Woche gedauert. Ich möchte wenigstens einen klugen Eindruck machen.«
»Du bist klug. Aber sie ist auch klug. Du willst dich doch bestimmt mit ihr unterhalten können und nicht nur nachplappern, was ich gesagt habe.«
»Aber sie war in der Begabtenklasse in Tuttle. Sie hatte ein Stipendium. Ich war immer nur ein Versager mit einem Dad, der Geld hat.«
»Du hast dich seitdem verändert, Adrian. Ich spiele dir ein paar weiche Bälle zu, wenn es so aussieht, als würdest du das brauchen. Aber ich bezweifle, dass du das nötig hast. Du bist ein kluger Junge.«
»Sie möchten doch nur wieder zurück ins Bett.«
»Ich möchte wieder zurück ins Bett. Aber ich möchte nicht nur wieder zurück ins Bett.« Er wollte die Tür zumachen.
»Wissen Sie, die Hexe hat gesagt, dass Sie Ihr Sehvermögen zurückbekommen, wenn ich den Fluch breche.«
Er hielt inne. »Hast du sie darum gebeten?«
»Ja. Ich wollte etwas für Sie tun, weil Sie echt nett zu mir sind.«
»Danke.«
»Verstehen Sie, wie wichtig es für mich ist, dass ich mich gut anstelle? Können Sie mir dann wenigstens einen Hinweis oder so etwas geben? Sie sagt, sie will Einzelunterricht, falls sich herausstellt, dass ich zu dumm bin. Das wäre dann doppelt so viel Arbeit für Sie.«
Das gab ihm wohl zu denken, denn er sagte: »Okay, schau dir Sonett Nummer 54 an. Ich glaube, es wird dir gefallen.«
»Danke.«
»Aber, Adrian, manchmal ist es auch nett, wenn sie zeigen kann, dass sie etwas draufhat.«
Er schloss die Tür.
Bis sie kam, hatte ich meinen Stuhl vor die Glastür zum Rosengarten gestellt. Es dauerte eine Weile, bis ich entschieden hatte, ob ich vor der Schönheit der Rosen besser aussah oder ob meine Hässlichkeit dadurch noch unterstrichen wurde. Aber schließlich beschloss ich, dass wenigstens etwas im Zimmer schön sein sollte, und das war definitiv nicht ich. Obwohl es Juli war, trug ich ein langärmliges blaues Ralph-Lauren-Hemd, Jeans und Turnschuhe mit Socken. Die Bestie als Schnösel. In der Hand hielt ich ein Buch mit Shakespeare-Sonetten und las zum etwa zwanzigsten Mal Sonett 54 . Im Hintergrund liefen die Vier Jahreszeiten von Vivaldi.
Das Ganze wurde zunichtegemacht, als sie klopfte. Will war noch nicht da, deshalb musste ich aufstehen und mein malerisches (oder, wenn man ehrlich war, etwas weniger abstoßendes) Arrangement
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