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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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Woche vor Weihnachten an Orten wie dem Louvre oder Les Halles ballen, und um die Wahrheit zu sagen, ich eigentlich auch nicht.
    »Bist du dir auch sicher, dass es dir nichts ausmacht?«, vergewissere ich mich bei Vince.
    »Ich möchte nur bei dir sein«, flüstert er und nimmt mich in die Arme.
    Meine Eltern schauen sich jetzt also dankbar und voller Tatendrang allein Paris an. Jeden Abend im Hotel zeigen sie uns auf ihrer Digitalkamera eine Diashow von all den Plätzen, an denen sie gewesen sind. Ich dränge sie, dass sie Paris zu Fuß durchstreifen, sich Zeit lassen und die Wunder der Stadt langsam erkunden, aber an ihren Bildern erkennt man, dass sie sich mit einem wahren Heißhunger äuf Paris stürzen. Meine Mom geht ihren Besuch in Paris mit derselben akribischen Organisation an, die sie auch Brians Sondererziehung, meinem Tanzen und dem Stipendium der UCLA entgegenbringt. Ihr Lonely-Planet-Reiseführer ist sorgfältig mit Post-Its versehen, und alle Orte, die sie unbedingt sehen will, sind farbig markiert: das Musee d'Orsay, Notre Dame, Moulin Rouge (aber natürlich nicht, um die erotische Revue zu sehen, sondern nur, um die Windmühle obendrauf zu fotografieren) und all die weiteren Touristenattraktionen.
    Das Lycee handhabt den Final Comp ähnlich, wie es bei Thomas an der Sorbonne läuft. Diese Woche haben wir keinen Unterricht, sondern lemfrei. Ich muss sagen, dass ich nicht so viel gelernt habe, wie ich eigentlich gekonnt hätte, sogar schon vor der Ankunft von meiner Familie und Vince. Seit dem Angebot vom Paris Underground Ballet Theatre bin ich irgendwie nicht mehr so aufgeregt wegen des Tests. Die unterrichtsfreie Zeit diese Woche fülle ich damit aus, dass ich jeden Tag etwas mit Vince und Brian unternehme. Abends treffen wir uns dann mit meinen Eltern zum Essen. Meiner Mom erzähle ich, dass ich täglich um drei Tanzunterricht habe, aber in Wirklichkeit fahre ich mit der Metro-Linie 7 zum Place D'Italie und tanze mir die Seele aus dem Leib, um Flenris anstrengende neue Trainingsabläufe zu lernen.
    Vince ist zu höflich und mag Brian zu sehr, um laut zu äußern, dass er sich wünschte, wir könnten allein sein, aber ich kann es spüren. Natürlich wäre es romantischer, aber gleichzeitig gefallt es mir, dass Brian da ist. Manchmal wünschte ich mir sogar, dass Brian und ich allein sein könnten - ohne Vince. Brian kann ganz toll zuhören und er versteht eindeutig mehr, als die meisten Leute ihm Zutrauen. Es gibt so viel, was ich ihm gern erzählen würde.
    »Was möchtest du heute machen?«, fragt mich Vince am Mittwochmorgen, als ich ins Hotel komme. Meine Eltern sind schon losgegangen.
    »Mir egal«, antworte ich. »Es ist ja nicht so, als würden wir wirklich irgendwas machen. Jeder Tag läuft gleich ab.« Das klingt bitterer, als ich wollte. Aber ich habe irgendwie keine Lust, einen weiteren ruhigen Tag mit Brian und Vince zu verbringen, in den wohlhabenderen Arrondissements herumzuspazieren und ab und zu Pause zu machen, um einen Kaffee zu trinken, etwas zu essen oder aufs Klo zu gehen.
    »Liwy«, sagt Vince leise, damit Brian ihn nicht hören kann, »du hast doch vorgeschlagen hat, dass wir was mit Brian unternehmen. Du meintest sogar, das sei dir fast lieber.«
    »Ich weiß«, knurre ich.
    Etwas mit Brian zu machen, ist ja auch gar nicht das Problem. Das Problem ist Vince. Immer habe ich das Gefühl, als würden wir alles, was wir einander zu sagen haben, ganz schnell loswerden, meistens noch vor dem Mittagessen. Danach ist jeder Augenblick quälend, auch wenn oder gerade weil wir versuchen, es uns schön zu machen. Wenn wir in ein Museum gehen könnten, hätten wir dadurch vielleicht etwas Gesprächsstoff.
    Wir verlassen das Hotel am Vormittag, nachdem wir Brian von französischen Zeichentrickfilmen losgeeist haben. Genau wie an allen anderen Vormittagen zuvor suchen wir uns erst mal eine Bäckerei, um zu frühstücken. Diese hier ist voll mit Einheimischen, die genüsslich buttrige Croissants essen, Kaffee trinken und Zeitung lesen. Weil es ein stürmischer Wintertag ist, bleiben die Leute wahrscheinlich länger im Warmen als sonst. Wir haben Glück, dass wir überhaupt noch einen Tisch ergattern.
    »Liwy!«, ruft Vince, nachdem wir bestellt haben. »Du trinkst Kaffee?«
    Ohne groß nachzudenken, habe ich mir einen Cafe Creme bestellt. Ich vermisse das Cafe Dumont. Da bin ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gewesen. Ich sehne mich auch nach der lebhaften Art von Alex' mit ihren gewagten

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