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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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genommen, aber irgendwann um Halloween hemm ist der Geruch im Stoff verflogen.
    Ich kann nicht fassen, dass er wirklich hier ist. Das muss eine Halluzination sein! Vince ist in der UCLA. Ich habe gestern Abend noch mit ihm telefoniert. Und da hat er nichts davon gesagt, dass er gleich in ein Flugzeug steigt... er wollte mit seinen Kumpels Basketball spielen. Und doch ist er jetzt hier, direkt vor mir, und lächelt sein ureigenes eigenartiges Jungenlächeln.
    »Hey, Baby«, sagt Vince und seine Augen färben sich nun auch rötlich. »Schön, dich zu sehen.« Er spricht leise.
    Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Brust und schmiege mich an sein Sweatshirt. Erst jetzt merke ich, wie sehr ich ihn vermisst habe. Aber es mischen sich noch andere Gefühle hinein - Schuldgefühle, weil ich Thomas geküsst habe, und dann noch etwas anderes, was ich noch nicht benennen kann. Irgendwie habe ich das Gefühl zu schwimmen und nicht schnell genug an die Oberfläche zu kommen, um Luft zu holen.
    »Gott sei Dank, bist du hier«, spreche ich in seine Jacke. »Ich glaube, ich hätte keinen einzigen Tag mehr überlebt, ohne dich zu sehen.«
    Du weißt nicht, was ich uns vielleicht angetan hätte, wenn du nicht gekommen wärst.
    Ich kann es kaum erwarten, meiner Familie und Vince mein Paris zu zeigen. Mein Dad hat ein Zimmer im Hilton Hotel ganz in der Nähe vom Are de Triomphe gebucht, und nachdem meine Mom lange genug auf der Champs-Elysees herumspaziert ist, möchte ich ihnen Cambronne zeigen, die Gegend südlich vom Eiffelturm, in der Alex und Zack wohnen. Bestimmt werden sie auch ganz begeistert sein, wie hübsch Paris' Straßen fernab der Touristenströme sind, ohne dass einem dauernd irgendwelche Straßenverkäufer kitschige gerahmte Fotos anzudrehen versuchen oder fragen, ob sie eine Karikatur von einem anfertigen können, zum »Schnäppchenpreis« von nur zehn Euro. Unterhalb der überirdisch verlaufenden Metro-Station von Cambronne liegt ein nicht überdachter Obstmarkt, auf dem es die leckersten Äpfel der ganzen Welt gibt, und auf der anderen Straßenseite befindet sich eine Chocolaterie, die Alex, Zack und ich so lieben. Bestimmt freuen sie sich auch, die französische Schwestem- statue der Freiheitsstatue im 15. Arrondissement zu sehen.  Ich habe mich damals darüber jedenfalls sehr gefreut. Die Statue wirkt dort wie ein Fremdkörper, so als stünde sie am falschen Ort, auch wenn jeder weiß, dass die Statue in New York ursprünglich ein Geschenk der Franzosen war.
    »Aber Schätzchen, ich will doch nicht zur Freiheitsstatue. Die habe ich schon gesehen, als wir damals in New York waren, um uns bei den dortigen Tanzschulen umzuschauen. Ich möchte zum Eiffelturm«, entgegnet meine Mom, als ich meinen Vorschlag anbringe.
    Fein, aber ich habe den Eiffelturm schon gesehen. Das sage ich natürlich nicht laut. Und ich hatte auch nie die Chance, die andere Freiheitsstatue zu sehen. Ich musste ja immer für die vielen Auditions trainieren, denke ich nicht ohne Bitterkeit. Unsere Fahrt nach New York, als ich in der achten Klasse war, entpuppte sich als wahre Katastrophe: Nach einer extrem harten Woche, in der ich überall vorgetanzt hatte, kam meine Mom zu dem Schluss, sie könne es nicht verkraften, wenn ich in meinen jungen Jahren so weit entfernt wohne.
    Und schließlich ist der Eiffelturm eigentlich auch gar nichts Besonderes. Nur ein hoher Berg aus gebogenem Metall, den die Pariser anfangs, als er vor einer Million Jahren für die Weltausstellung gebaut wurde, furchtbar hässlich fanden.
    Aber für meine Mom ist er etwas Besonderes. Sie knipst Hunderte Fotos - Vince und Liwy vor dem Eiffelturm, Mom und Dad vor dem Eiffelturm, Liwy und Brian vor dem Eiffelturm und so weiter und so fort. Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen, dass ich so einen Widerwillen habe zu tun, was sie gerne möchte. Meine Mom verlebt hier offenbar eine schöne Zeit, und fairerweise muss ich zugeben, dass es seit dem damaligen Ausflug nach New York ihr erster Urlaub ist.
    Nachdem uns Brians Kreischen oben auf dem Eiffelturm den Rest gegeben hat, treffe ich mit meinen Eltern eine Vereinbarung: Vince und ich kümmern uns um Brian und machen mit ihm Sachen, die mehr nach seinem Geschmack sind, wie zum Beispiel lange spazieren zu gehen oder dick eingemummelt an ruhigen Stellen am Seine-Ufer Baguette zu essen, während meine Eltern auf eigene Faust losziehen und Paris erkunden können.
    Brian kann einfach nicht mit den Menschenmassen umgehen, die sich eine

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