Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Traum, zur UCLA zu gehen«, wendet meine Mom ein. Sie hält noch immer die vollen Taschen mit den bunt eingepackten Weihnachtsgeschenken in den Händen.
»Das war es ja auch«, entgegne ich. »Aber mein Traum hat sich verändert. Ich bin ein anderer Mensch als noch im September, als ich San Diego verlassen habe. Ich war verängstigt, aufgeregt und hatte viel Spaß, aber ich dachte nur an die UCLA. Doch als ich mir dann den Bänderriss zugezogen habe -«
»Du hattest einen Bänderriss?«, wiederholen meine beiden Eltern wie aus einem Munde. Ups, ich habe ganz vergessen, dass ich ihnen das gar nicht erzählt habe, damit sie sich nicht unnötig Sorgen machen.
»Ja, aber das ist jetzt alles besser«, fahre ich fort. »Als ich den Bänderriss hatte, dachte ich, meine Chance, auf die UCLA zu kommen, wäre gestorben. Ich habe sogar wieder getanzt, bevor ich es eigentlich durfte, weil ich unbedingt in Form bleiben wollte.«
»Oh, Liwy«, sagt meine Mutter vorwurfsvoll. »Aber du weißt doch, dass das nicht geht!«
»Weil ich das Fußgelenk zu schnell wieder belastet habe, wurde es noch schlimmer«, gebe ich zu. »Aber an dem Tag, an dem ich in die Klasse ging, war ein Talentscout vom Underground da. Das wusste ich damals gar nicht. An dem Tag habe ich so gut getanzt, weil ich mich so viele Wochen danach gesehnt hatte - ich hatte das Gefühl, als würde die pure Emotion aus mir herausströmen. Ich muss tanzen, um des Tanzens willen - und nicht als Mittel zum Zweck für etwas anderes. So gern ich vielleicht auch irgendwann Ärztin werden würde, aber ich weiß nicht, ob es das ist, was ich im Moment will.«
Mein Dad und meine Mom wechseln einen langen Blick, dann wenden sie sich wieder mir zu.
»Und was, wenn wir Nein gesagt hätten?«, fragt meine Mom mich. »Du bist schließlich noch nicht volljährig. Lebenswichtige Entscheidungen treffen noch immer wir.«
»Dann hätte ich mich euch wiedersetzen müssen«, erkläre ich ihnen. »Auch wenn ich das nie wollen würde. Kann ich dann also hier bleiben? Und ihr seid nicht sauer auf mich?«
»Natürlich nicht«, sagt mein Dad. »Das sind tolle Neuigkeiten. Ich freue mich so für dich!«
»Oh, Liwy, ich bin fast durchgedreht ohne dich«, gesteht meine Mom und umarmt mich. »Und ich möchte wirklich gern, dass du das College besuchst - deshalb haben wir ja auch deine Entscheidung unterstützt, dass du nach Paris gehst.« An dieser Stelle blickt sie zu meinem Dad, dann wieder zu mir.
Mein Dad hat Tränen in den Augen.
»Du bist die beste Tochter, die wir uns nur erträumen könnten«, sagt er mit brüchiger Stimme. »Wenn man jemanden wirklich liebt, muss man ihn gehen lassen können, wenn die Zeit gekommen ist. Du hast es verdient, Liwy. Du hast so hart gearbeitet.«
»Ich werde dich so vermissen, Liwy«, sagt meine Mom durch ihre Tränen.
Ich umarme beide. Am liebsten würde ich sie nie wieder loslassen. Hinter uns räuspert sich Vince.
Als Nächstes werfe ich mich in seine Arme und heule an seiner Brust. »Es tut mir so leid, Vince«, sage ich und meine es auch so.
Wortlos hält er mich lange fest.
»Könnt ihr dann also mein Ticket stornieren?«, frage ich schließlich.
»Natürlich«, sagt meine Mom und streicht mir übers Haar. »Sag uns einfach Bescheid, wenn unsere Superstar-Ballerina zu Besuch nach Hause kommen will. Leider haben wir uns jetzt gar nicht um deine Haare gekümmert! Vielleicht kannst du das ja tun, wenn du mal nach Hause kommst.«
»Ich habe überlegt, ob ich nicht wieder meine natürliche Haarfarbe annehme«, erkläre ich meiner Mom. »Ich weiß nicht, ob ich noch blond sein will.«
Das schockiert sie völlig. »So, Liwy, das reicht jetzt aber für einen Vormittag. Immer schön eins nach derrt anderen.«
Mein Dad blickt sie an und verdreht die Augen. »Und? Wer möchte jetzt gern Geschenke auspacken?«
Ich führe sie ins Wohnzimmer und helfe ihnen, ihre Geschenke unter den Baum zu legen.
»Elise hat Kaffee und Tee für euch gemacht«, teile ich ihnen mit. »Es steht alles in der Küche. Ich sage ihr, dass sie uns alles bringt, ehe sie dann geht, um selbst zu feiern.«
Ich zögere. Ich hasse es, sie wieder zu enttäuschen, aber da ist noch PJ. Wenn sie mich wirklich braucht, will ich natürlich für sie da sein.
»Ich muss kurz noch mal los«, sage ich und sause schon zur Tür. »Aber macht erst Bescherung, wenn ich wieder da bin!«
* * *
Zack und Jay warten bereits vor Alex' Apartmentgebäude. Als ich hinkomme, wird mir bewusst,
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