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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Autoren: Lucy Silag
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einfach zurück nach Vermont gegangen.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Hat sie dir jemals etwas von ihrer Familie erzählt? Oder dass sie Heimweh hätte?«
    »Nein«, gebe ich zu. »Aber wo sollte sie sonst hin?«
    »Sie fährt nicht aus Frankreich raus. Irgendetwas hält sie hier, das spüre ich.« Jay kickt gegen den Schnee, der schon jetzt verdreckt ist und taut. »Du musst mir helfen, Zack. Egal, warum du mit mir befreundest bist, ich weiß, dass du ein guter Mensch bist. Mir ist es gleichgültig, ob du schwul bist oder nicht, so was kümmert mich nicht. Das darf doch kein Hinderungsgrund für eine Freundschaft sein. Bitte hilf mir, sie zu finden.«
    Jay ist wild entschlossen, egal ob mit oder ohne mich - das ist deutlich zu sehen. Und so furchtbar es auch ist, ihm so nahe zu sein, und gleichzeitig zu wissen, dass meine schlimmsten Ängste sich bewahrheitet haben - dass Jay hetero ist und mich nie im selben Licht sehen wird wie ich ihn -, kann ich nicht widerstehen: Er braucht mich jetzt so sehr. Mein Herz verkrampft sich, meine Kehle schnürt sich zu bei dem Gedanken daran, dass Jay mich nicht als potenziellen Partner mag, dass er nie in dieser Form an mich gedacht hat. Was mich jedoch davon abhält, in den schlammigen eiskalten Teich vor mir zu springen ist, dass er mir aber auch nie ausgewichen ist. Dass ich schwul bin, ist für ihn gar keine große Sache. Ich hätte nie gedacht, dass ich es einem Typen erzählen könnte - einem Typen, der sportlich ist, auf fahrende Züge aufspringt und Videospiele spielt - und dass dieser Typ nicht mal mit der Wimper zuckt. Ich kann nur hoffen, dass alle anderen, denen ich es je erzählen werde, genauso cool darauf reagieren.
    »Das ist doch albern«, sage ich schließlich. »Vielleicht weiß ja Olivia, was los ist. Sie wohnt ein Stück die Straße runter, lass uns zu ihr gehen und sie fragen. Bevor du noch irgendwas Verrücktes mit deinem Stipendiatengeld anstellst.«
    »Wird sie denn nichts dagegen haben, wenn wir so früh an Weihnachen bei ihr reinschneien?«
    »Nein«, sage ich. Und da bin ich mir wirklich ganz sicher. »Liwy wird helfen wollen.«
    »Klasse! Dann mal los!«
    Genau in diesem Augenblick bekomme ich eine SMS von Pierson.
    Frohe Weihnachten!, steht da. Schade, dass Du nicht hier bist!
    Während wir zu Olivia eilen, genieße ich plötzlich das Gefühl, dass Jay und ich etwas zusammen unternehmen, egal, was der Grund dafür ist.
    Man kann nie wissen, schreibe ich an Pierson zurück, als wir bei der Ampel am Fußgängerübergang vor dem Parktor auf Grün warten. Vielleicht im neuen Jahr.

 
26
.  OLIVIA
    Joyeux Noël
    Zack stößt einen erschrockenen Schrei aus, als er am Weihnachtsmorgen meine Zimmertür aufreißt. Thomas und ich liegen noch immer aneinandergeschmiegt schlafend im Bett.
    »Zack!«, rufe ich und ziehe mir die Decke bis zum Kinn hoch, während ich mich aufsetze und versuche, mich zu sammeln. Wo sind denn nur meine Klamotten? Thomas, der genauso geschockt ist wie ich, starrt Zack nur an.
    Zack bedeckt die Augen und geht zurück in den Flur. »Oh mein Gott«, spricht er durch die Tür. »Es tut mir so leid. Elise hat mich reingelassen. Ich wusste ja nicht...«
    Ich ziehe mir Thomas' Hemd und eine schwarze Tanz- Leggings an. Das Hemd geht mir bis zu den Knien. Ich werfe Thomas seine Boxershorts und seine Hose zu, und als wir beide halbwegs angezogen sind, lasse ich Zack wieder rein. »Pssst«, sage ich. »Weck Mme. Rouille nicht auf!«
    »Ihr seid also ... zusammen?«, fragt Zack, der uns noch immer nicht anblickt. Er wirkt wie ein verängstigter Junge. Ich schaue zu Thomas hinüber und dann wieder zu Zack.
    »Ich muss gehen«, sagt Thomas und huscht schon aus dem Zimmer. »Ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein.«
    »Die Sache ist ziemlich kompliziert«, beantworte ich Zacks Frage. »Was machst du denn hier? Es ist acht Uhr morgens. Und dann auch noch am ersten Weihnachtstag!«
    Ganz plötzlich überkommt mich eine unbestimmte Angst.  »Es ist was mit Alex«, rate ich. »Alex hat Probleme. Ich wusste, dass was nicht in Ordnung ist, als ich sie gestern angerufen habe. Wo ist sie?« Ich beginne, meine Lammfellstiefel anzuziehen und das Bett mit den Fingern glattzustreichen.
    »Nein, nicht Alex«, erklärt mir Zack. »Es geht um PJ. Und Jay. Jay ist ... Jay ist nämlich gerade in deinem Wohnzimmer.«
    »Was?« Ich erstarre. »Oh Gott. Ihr müsst hier sofort verschwinden. Mme. Rouille und Thomas müssen gleich zum Zug ... Und jeden Augenblick
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