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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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seltsamerweise Kevin. (Nachdem ich mich darüber mehrere Wochen lang gewundert habe, habe ich schließlich gefragt, wie es zu diesem Namen kam. So habe ich herausgefunden, dass Romy ein ziemlicher Fan von Kevin - Allein zu Haus war, als sie sich die Katze direkt nach ihrem Uni-Abschluss zugelegt hat. Na, hab ich's nicht gesagt? Meine Gastfamilie ist so uninteressant, dass ich mich kaum überwinden kann, gelegentlich auch nur ein kleines Schwätzchen mit ihnen zu halten.)
    Ich habe mich mit meiner Gastfamilie so arrangiert, dass sie mir erlauben, ihnen soweit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Dafür mache ich im Gegenzug jeden Abend nach dem Essen ihre Küche sauber, bis sie glänzt. Ab und zu bohnere ich sogar den Boden.
    Ich treffe Alex im Le Pain Quotidien in Le Marais. Als ich sie durch das volle Lokal hinweg erblicke, sehe ich, dass Alex trotz der Eskapaden der gestrigen Nacht so schick und aus dem Ei gepellt ist wie immer. Wenn man bedenkt, wie betrunken sie war, als ich sie gestern noch gesehen habe, habe ich eigentlich fast schon erwartet, dass sie noch immer das Alexander-McQueen-Kleid trägt, das sie sich aus Mme. Marquets Boudoir gemopst hat. Aber trotz ihres Katers hat sie ihre eigenen Klamotten an. Ihr Gesicht ist hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt und ihr gewelltes Haar locker mit einer Schildpattspange zurückgesteckt, während große, glänzende goldene Kreolen an ihren Ohren baumeln. Als sie zur Begrüßung aufsteht, sehe ich, dass sie eine schwarze Jerseytunika mit Glockenärmeln über eirfer eng geschnittenen schwarzen Steghose anhat. Dazu trägt sie die roten Stöckelschuhe, die sie so liebt. Im Grunde wirkt Alex so, als wäre sie einem Film über Leute entsprungen, die viel zu dramatisch und attraktiv sind, als dass sie noch in der Highschool sein können.
    Alex ist ungeduldig, neurotisch und kann auch ziemlich grausam sein, aber sie hat etwas Königliches, und das weiß sie auch. Man muss sich nur ansehen, wie nachdenklich und missmutig sie durchs Lokal schaut. Wie könnte ihr jemand widerstehen?
    Ich bin total aufgekratzt und freue mich schon auf den besten Part einer wilden Nacht: die Obduktion danach. Ein guter Kater gibt mir immer das Gefühl, meine Jugend auszuleben. Auch wenn ich noch Jungfrau bin, ohne Aussicht auf baldige Änderung.
    Ich hebe den Cafe au lait, den sie mir bestellt hat, als würde ich auf die gestrige ausgelassene Party anstoßen.
    »Diese trashigen texanischen Miststücke«, macht Alex den Anfang. »Die sind echt so was von schlimm. Und so primitiv.«
    »Und ihre identischen Baskenmützen! Also wirklich!«, setze ich eins drauf.
    »Ach, einfach alles - ihre Kleidung, ihre Haare, ihre Stimmen ... das ist alles so Mittelamerika«, schimpft Alex. »Nichts für ungut.«
    »Kein Problem«, sage ich achselzuckend. Ich komme zwar aus Memphis, aber das sieht man mir nicht an. Zumindest hoffe ich das. Typen aus M-Stadt tragen keine Kaschmirschals oder enge Jeans wie ich. Auch keine spitzen Segelschuhe aus altem Kalbsleder, die sie auf dem Flohmarkt von St. Ouen in Paris gefunden haben. Sie tragen Sporthemden und Cowboyhüte und andere gruselige Sachen.
    »Verschone mich«, sagt Alex. »Wenn es das ist, was George will, dann waren wir weiß Gott nicht füreinander bestimmt.«
    »Absolut«, pflichte ich ihr bei.
    Wir bestellen uns Quiche Lorraine und eine Obst-und- Käse-Platte. Alex kippt die säuerliche Bloody Mary zwischen langen, nachdenklichen Zügen an ihrer Zigarette hinunter. Ich bin wie ausgehungert, aber Alex rührt ihr Essen nicht an.
    »Nur«, sagt Alex mit einem gequälten Seufzen, »dass ich nicht glaube, dass er das wirklich will.«
    »Keine Sorge«, tröste ich sie. »Bald fahren wir ja alle zusammen nach Lyon. Dann hast du das gesamte Wochenende über Zeit, um George zurückzuerorbern. Du schaffst das.«
    »Ja, ich schaffe das, oder?«, sagt Alex, schon wieder etwas munterer.
    Also, wenn das jemand kann, dann Alex Nguyen.
    Am Freitagnachmittag schaue ich nervös den Gang im Zug auf und ab, dann wieder auf meine Uhr. 13:59 Uhr und Jay ist immer noch nicht hier. Unser Zug nach Lyon fährt genau um 14 Uhr ab. Wo steckt er bloß?
    »Wartet!«, höre ich da jemanden rufen. Die Stimme hallt von dem gewölbten Dach des Gare de Lyon wider. Mit einem Ruckein lösen sich die Bremsen unter uns und langsam rollen wir aus dem Bahnhof hinaus. »Haltet den Zug an!«, brüllt die Stimme.
    »Schaut mal, es ist Jay!«, quietscht Olivia und deutet aus dem Fenster. Erfreut

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