Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
eigentlich die geniale Idee hierherzukommen?«
Ich bestelle ein Chicken Sandwich und gebe sehr genaue Anweisungen, dass sie die Mayonnaise nicht auf das Sandwich klatschen, sondern daneben platzieren sollen. Die übergroße Liebe der Franzosen zu Mayonnaise werde ich wohl nie ganz nachvollziehen können.
»Zack, hier drüben!« Jay winkt mich zu sich, nachdem ich mein Tablett bekommen habe. Bei ihm am Tisch sitzen auch Sammy und ein Typ namens Cory. Als ich mich neben Jay fallen lasse, spüre ich, wie ich mich körperlich entspanne. Ich hatte wirklich keine große Lust, heute Nachmittag beim Essen mit einer mürrischen Alex zusammenzusitzen.
»Zack«, ruft Alex da scharf von der anderen Seite des Raums herüber, wo sie ihre Pommes einzeln aufpickt. »Wir sitzen hier!«
Mit einem gezwungenen eingefrorenen Lächeln sehe ich sie an und schüttle den Kopf. Lass mich in Ruhe, Alex. Wenigstens für ein paar Stündchen. Nur dieses eine Mal.
Alex' Augen weiten sich angesichts des Affronts, dass man sie nicht weiter beachtet. Olivia, die Alex' Launen fürchtet, beobachtet sie gebannt, als diese zu unserem Tisch eilt.
»Zack, bist du taub? Wir sitzen da drüben«, sagt Alex und deutet auf Olivia, die unseren Blicken ausweicht. Olivia sieht bedrückt aus, vom aufwühlenden Museumsbesuch ist ihr Gesicht noch immer ganz verschwollen.
»Ich dachte, ich sitze heute mal hier bei den Jungs, Alex«, sage ich ohne besondere Betonung. Jay sieht uns verwirrt an. Eigentlich dürfte das wirklich keine große Sache sein. Aber bei Alex ist natürlich alles eine große Sache.
»Ach so, na klar.« Alex lacht rau und zieht mich unsanft vom Sitz hoch. »Entschuldigt uns bitte für eine Sekunde, Jungs«, sagt sie zu Jay und den anderen.
»Aha, ich verstehe«, faucht sie mich an, als wir zwei, drei Meter von ihnen entfernt stehen. »Die Jungs wollen also heute ausnahmsweise mal mit dir spielen.«
»Alex! Nicht so laut!« Ich blicke nach hinten, um zu sehen, ob die anderen sie gehört haben. Ich würde sterben, wenn das der Fall wäre. Echt.
Verwundert schaut uns Jay vom Tisch her an. »Dein Essen wird ja ganz kalt, Mann!«, ruft er mir zu. »Du isst es besser bald, ehe ich mich noch erbarme. Die französischen Portionen sind nämlich immer viel zu klein. Ich könnte drei Value Menus verdrücken.«
»Ja, da sagst du was«, bestätigt George, der zusammen mit Patty, Tina und Drew an einem Tisch sitzt, genau wie beim gestrigen Abendessen. Alex blickt erst Jay an und dann George, der seinen Burger mampft und sie gar nicht beachtet.
Olivia steht auf, um ihren Orangensaftbecher wegzuwerfen. »Was ist hier eigentlich los? Warum esst'ihr nicht? Mme. Cuchon möchte los. Ihr solltet euch beeilen.«
»Ach, wir haben nur ein paar Problemchen mit den Jungs«, sagt Alex, noch immer mit gesenkter Stimme, aber nicht so leise, wie mir lieb wäre. Ich schaue zu Jay hinüber. Es kann keinen Zweifel geben, dass er mitbekommen hat, was sie gerade gesagt hat.
»Jungs wie Jay wissen nicht, wie man mit Jungs wie dir spielt, Zack«, flüstert Alex in bitterem Ton, die Lippen dicht an meinem Ohr. »Jay hätte gar keine Ahnung, was er mit einem Jungen wie dir anstellen soll. Du bist nicht sein Typ, Schätzchen. Das warst du noch nie.«
17. ALEX
Quasselstrippe
Als wir am Ankunftstag abends in Lyon mit der ganzen Klasse in einem Lokal essen waren, hat sich George zu Patty gesetzt. Hinterher ist Patty dann aber ziemlich schnell ins Bett gegangen, während George noch aufblieb und mit Drew und ein paar anderen Jungs in der Lounge Karten spielte. Ich habe extra die ganze Zeit in seiner Nähe in der Ecke herumgesessen und geraucht, während Olivia mir die nassen Haare geflochten hat, damit sie sich heute Morgen beim Aufwachen locken. Aber George hat nicht zu mir herübergeschaut, kein einziges Mal.
Als wir von der Basilika Notre Dame de Fourviere zurückkommen, wo wir uns heute Vormittag viel zu lang aufgehalten haben (ganz im Ernst: Warum müssen wir hier in Lyon Notre Dame besichtigen, wo wir doch bereits in Paris einen ganzen Tag in der Notre Dame waren? Und die war viel schöner), gehe ich sofort in den ersten Stock der staatlichen Jugendherberge hoch zu den Schlafsälen. Dort sind wir an diesem Wochenende alle untergebracht. Während ich mich umziehe und in meine superkurzen Trainingsshorts sowie den eng geschnittenen Kapuzenpulli mit Reißverschluss schlüpfe, beobachte ich die anderen Mädchen, die auch meinem Schlafsaal zugeteilt sind, darunter leider
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