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Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Titel: Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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wenn ich behaupte, dass keiner von uns erwartet hat, dass Alex sich freiwillig als Fahrerin auf dieser kleinen Autotour melden würde.
    »Ja«, sagt sie. »Ich bin eine echt gute Autofahrerin. Meine Cousine Emily in Westchester lässt mich ganz oft ihr Auto benutzen.«
    »Na gut.« Jay öffnet die Fahrertür und steigt aus, während Alex rüberrutscht, um Jays Platz hinter dem Lenkrad einzunehmen. Tja, das heißt dann wohl, dass ich noch eine Zeit lang hinten bleiben kann. Ich nehme mein Handy, um Pierson eine SMS zu schicken.
    »Toll!« Alex klappt die Sonnenblende herunter und mustert sich prüfend in dem kleinen Spiegel. Dabei knetet sie ihr gewelltes schwarzes Haar und macht ihrem Spiegelbild einen Kussmund. »Ich fahre supergern!«
    Ich hebe eine Augenbraue, aber Alex sieht mich nicht.
    Kaum hat sich Jay angeschnallt, lässt Alex den Motor an und drückt aufs Gas. »Montauban, wir kommen!« Mit einem jähen Satz und quietschenden Reifen verlassen wir die Tankstelle und fahren wieder auf die A10. Dabei gibt Alex die ganze Zeit Gummi.
    »Alex, pass doch auf!«, schreie ich, als sie fast in einen Sattelschlepper rast, der höchstens halb so schnell fährt wie wir. »Hast du zu viel Kaffee getrunken? Verdammt!«
    Alex kichert schrill. »Hab ihn nicht gesehen. Sorry, Leute.«
    Jay, der sich am Armaturenbrett festgehalten hat, löst seinen Griff. »Mach mal halblang, Gasfuß«, sagt er. »Sonst bauen wir noch einen Unfall und dann kommen wir nicht nur nicht bei PJ an, sondern wir werden auch aus dem Programm geschmissen.«
    »Ach, Jay, hör schon auf«, protestiert Alex. »Wir bauen schon keinen Unfall.« Wir halten die Luft an, als sie beide Hände vom Lenkrad nimmt, um das Wort »Unfall« in Anführungszeichen zu setzen. »Das Auto hier fährt sich nur ganz anders als der Acura von meiner Cousine. Ich muss mich eben erst dran gewöhnen.« Sie schaut Jay grinsend an, nimmt dabei aber den Blick zu lange von der Straße. Er erwidert ihr Lächeln nicht.
    »Ganz im Ernst, Alex: Achte auf die Straße«, schimpfe ich mit ihr, ehe Jay noch ausrastet. »Jay hat recht. Wir werden aus dem Programm gekickt, wenn wir dabei erwischt werden, dass wir Paris unbeaufsichtigt verlassen haben.«
    »Keiner wird einen Unfall bauen und es findet auch keiner raus, dass wir weggefahren sind«, sagt Alex. »Zack, entspann dich.«
    »Ich entspanne mich, sobald du uns versprochen hast, dass du uns nicht umbringst!« Hilfe suchend sehe ich Jay an, aber der schaut aus dem Fenster.
    »Was hast du für ein Problem, Zack?«, fragt Alex erhitzt. »Warum bist du überhaupt mitgefahren? Du ziehst uns alle nur runter.«
    Scharf atme ich ein. Keinen Schritt weiter, Alex, keinen einzigen Schritt. Sie weiß genau, warum ich mitgefahren bin: weil ich Jay keine Bitte abschlagen kann, wenn er Hilfe braucht. Ich will zwar über ihn hinwegkommen, weiß Gott, aber ich bin es noch nicht. Und bis dahin ist es für mich ziemlich schwierig, die alte Gewohnheit abzulegen, ihn an die erste Stelle zu setzen.
    Genau in diesem Augenblick fliegt vom Anhänger vor uns ein Pappkartonteil herunter. Es hüpft wild auf der Autobahn herum und kommt dann direkt auf unsere Windschutzscheibe zu. Sofort tritt Alex scharf auf die Bremse. Unsere Räder eiern quietschend hin und her, während die Autos rechts und links an uns vorbeirauschen.
    Ich höre Alex' heiseren spitzen Schrei, während ich gleichzeitig die Augen schließe und auf den Aufprall von hinten oder vorne warte, was auch immer zuerst kommt. Hoffentlich werde ich im Jenseits die Chance haben, ihr zu sagen, was für eine grottenschlechte Autofahrerin sie ist.
    Irgendwie schafft es Jay, Alex von der Autobahn herunterzulotsen. Tränen strömen unter ihrer großen Gucci-Sonnenbrille hervor, als ich meine Augen wieder öffne. Das Auto kommt auf einer einsamen Anliegerstraße zum Stehen. Unsere einzige Gesellschaft sind parkende Sattelschlepper, ähnlich dem, den Alex vor ein paar Sekunden fast angefahren hätte. Sie tastet nach dem Türgriff und steigt zitternd aus dem Auto. Jay stützt seinen Kopf in die Hände, bleibt aber sitzen. »Dios mio«, flüstert er. »Jesucristo.« Ich kann sehen, dass er sich über seinem zerknitterten Hemd bekreuzigt und ein kleInès goldenes Kreuz an einer Halskette hervorholt. Er ist wirklich zutiefst erschüttert. Ich widerstehe dem starken Impuls, nach vorne zu klettern und ihn tröstend in die Arme zu nehmen.
    Ganz plötzlich übermannt mich eine unglaubliche Wut. Ich springe aus dem Auto.

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