Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe
strahlendes fröhliches Lachen hat! Wenn er lächelt, bekommt er kleine Fältchen um die Augen, als hätte man soeben den lustigsten Augenblick aller Zeiten miteinander geteilt. Ich bin geradezu süchtig danach, dieses Lächeln auszulösen. Ehrlich. Manchmal starre ich ihn nur an, weil ich will, dass ihn wieder dieses Strahlen überzieht.
»Was machst du überhaupt hier draußen? Es ist saukalt«, sagt Jay schließlich und wuschelt mir durch die Haare. »Que bonita! Komm rein und lass uns irgendwo was essen gehen.«
Ich sehe zu, wie Jay hineingeht und zum tausendsten Mal an diesem Tag seine E-Mails auf dem Handy checkt. Er denkt noch immer die ganze Zeit an PJ. Könnte ich doch diejenige sein, die diesen Platz in seinem Herzen einnimmt!
Jay hat unrecht: Man kann einen Ort vermissen, an dem man nie gewesen ist.
»Auf was hast du Lust?«, fragt mich Jay, als wir mit dem Lift in die Lobby hinunterfahren.
»Eindeutig auf ein Steak«, sage ich, ohne zu zögern. »Und zwar bleu.«
»Hmm, klingt gut.« Jay legt mir locker-lässig den Arm um die Taille. »Ich sterbe vor Hunger, Mann.«
»Ich hätte dazu gerne ganz viele sautierte Pilze. Und cremigen Kartoffelbrei. Meinst du, das geht?«
»Pourquoi pas?«, sagt Jay und biegt mit mir in eine Straße ein, die nicht ganz so touristisch aussieht wie die, auf der wir gerade waren.
»Und können wir auch Wein bestellen? Einen schönen Burgunder?«
»Alex, ich werde dir alles besorgen, was du möchtest«, antwortet Jay. »Das solltest du doch inzwischen wissen.«
Mir entschlüpft ein schrilles Kichern, so überrascht bin ich! Oh, Jay, Süßer, wenn du wüsstest, was mir diese Aussage bedeutet!
»Aber in Montauban hast du doch gesagt ...«, werfe ich neckisch ein, als ich mich an seinen Vorwurf erinnere, ich könnte nicht verstehen, wie es ist, auf etwas verzichten zu müssen.
»Du hast mich eben davon überzeugt, dass du nicht alles bekommst, was du willst«, erklärt mir Jay und führt mich in ein gemütliches Steakhaus, von dem aus man auf den Pier blicken kann. »Du hast mich aber nicht davon überzeugt, dass ich es nicht versuchen könnte.«
Mit wahrem Hochgenuss lasse ich mir unser Festmahl munden. Das könnte schließlich das letzte Stück eines guten französischen boeuf sein, das ich für längere Zeit esse. Wenn ich zurück nach Brooklyn komme, wird sich meine Mom mir gegenüber nicht sehr großzügig zeigen, so viel ist klar. Sie würde zwar nie auf etwas so Uninspiriertes - Soapmäßiges - zurückgreifen, wie mir Hausarrest zu geben, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sie mir erst mal eine ganze Weile keine Reisen mehr nach Europa erlaubt. Aber wie soll ich ohne Europa leben? Ohne das köstliche Essen, das so reichhaltig und fett, aber gleichzeitig so wundervoll ausgewogen ist? Wie soll ich ohne die Schuhe leben? Wie soll ich ohne ... dies alles hier leben?
Zwischen den Bissen schaue ich immer wieder in Jays gut aussehendes Gesicht und auf seinen männlichen und doch entspannten Oberkörper. Er ist so stark. Aber er kann PJ nicht retten, oder doch?
Kann er mich retten? Kann überhaupt irgendjemand mich aus dem Chaos retten, in das ich wegen der Schule geraten bin?
»Was für eine Reise«, kommentiert Jay, während er mir den letzten Happen Steak vom Teller stibitzt. »Quelles vacances, super!«
»Ja, schlecht war es echt nicht.«
»Nein, wirklich nicht.« Jay zwinkert mir zu. »Wir hatten schon eine Menge Spaß, oder?«
»Ich würde mal sagen, jede Minute, die man mit mir verbringt, ist nicht unbedingt ein Verlust«, sage ich.
Darüber denkt Jay nach und tut so, als könnte er sich nicht durchringen, mir recht zu geben. Dann lacht er. »Nein, Mann, du bist echt was Besonderes. Als ich dich im Herbst kennengelernt habe, hätte ich echt nie gedacht, dass wir mal so gute Freunde werden würden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie du dich am ersten Schultag aufgeführt hast - als würde dir die gesamte Schule gehören. Ich war schon oft genug der Neue in der Klasse, um sofort sagen zu können, wer das Alpha-Weibchen wird. Ich hab nur so bei mir gedacht: Ay dios mio! Dieses Mädel wird muy peligrosa.«
»Ich habe keine Ahnung, was das genau bedeutet«, sage ich, auch wenn ich natürlich grob checke, was er meint. Ich lache.
»Aber dann habe ich gemerkt, dass du eigentlich genauso bist wie wir anderen: einsam und mit Liebeskummer und nun in Paris auf der Suche nach Action. Natürlich hätte ich das gleich wissen müssen: Warum sollte man
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