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Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Titel: Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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Gefühl, dass er vielleicht auch auf mich steht.
    Wir gehen in behaglichem Schweigen entlang der Grachten nach Norden, in eine Gegend, in die wir meines Erachtens auf der Radtour nicht gekommen sind. Nach mehreren Blocks machen wir vor einem kleinen Stadthaus halt.
    »Das ist das Anne-Frank-Haus?«, frage ich Bobby, als ich die große rechteckige Tafel am Eingang lese. Langsam bin ich etwas erschöpft. Ich wünsche mir sogar, wir wären doch gleich ins Studentenwohnheim zurückgekehrt. Die erste Aufregung hat sich wohl gelegt. »Das hier ist also dein Lieblingsort in Amsterdam?«
    Ich weiß über Anne Frank nur, dass sie sich während des Zweiten Weltkriegs zwei Jahre lang mit ihrer Familie versteckt hat. Sie hat Tagebuch geschrieben und im Englischunterricht konnten wir es lesen, dafür hat man Sonderpunkte bekommen. Ich selbst habe allerdings zu viel Zeit in der Schwimmmannschaft verbracht, um das Projekt anzugehen. Aber es war nicht gerade schön, den Berichten der anderen über sie zuzuhören. Dabei kann ich gar nicht genau sagen, warum. Aber wann immer ich angefangen habe, darüber nachzudenken, musste ich die Gedanken sofort verdrängen. Die Frank-Familie hat sich lange Zeit versteckt, wurde dann allerdings entdeckt, und die ganze Familie, bis auf den Vater, ist in Konzentrationslagern umgekommen.
    »Ja, es ist echt interessant. Lass uns mal durchgehen«, sagt Bobby und läuft zum Ticketschalter. Innen sehen wir uns einen Kurzfilm über Toleranz an. Auf dem Bildschirm leuchten Bilder von Skinheads auf, die Kreuze verbrennen, von Menschen, die auf der Straße marschieren und Drohungen ausstoßen. Mir wird übel und ich sage Bobby, dass ich gern ein bisschen herumgehen würde.
    Wir laufen durch das Haupthaus zu dem Hinterhaus, das auch als geheimer Anbau bezeichnet wird - die versteckten Räume, in denen die Franks zusammen mit einer anderen Familie hausen mussten. Das Haus ist einfach und fast unmöbliert. Anhand der Ausstellungsgegenstände an den Wänden erfährt man, dass die Familien in Bezug auf Essen, Kleidung und Nachrichten der Außenwelt komplett von Widerstandskämpfern abhängig waren. Das Sonnenlicht haben sie erst wieder erblickt, als man sie in die KZs gebracht hat.
    In einem Raum hängt eine Collage mit Fotos von Anne Frank, und ich kann meinen Blick irgendwie nicht von ihr losreißen. Lange betrachte ich ein großes Foto, auf dem sie nicht älter als zwölf gewesen sein kann. Schließlich wendet sich Bobby mir zu und knufft mich.
    »Hey«, sagt er. »Alles okay? Was ist los?«
    Auf einmal beginne ich zu hyperventilieren. Der abgeschlossene Raum, das schöne Gesicht dieses kleinen Mädchens, das gestorben ist, wo sie doch eigentlich hatte erwachsen werden, Kinder haben und ein eigenes Leben führen sollen.
    Das Museum, das sich dort befindet, wo sich die Familie Frank versteckt hat, ist ziemlich beengt - und die Leute müssen sich in einem raschen Strom hindurchbewegen, wenn es nicht zu Staus kommen soll. Nun blockiere ich aber den Fluss. Ich habe keine Ahnung, wie diese Menschen es geschafft haben, so lange hier zu leben. Besucher aus aller Welt scharen sich um mich, in dem Versuch, an mir vorbeizukommen. Aber ich stehe wie angewurzelt da, direkt vor Annes Foto. Ich kann nicht anders, als sie unablässig anzuschauen.
    »Hey!«, sagt Bobby, nun schon etwas energischer.
    »Ich muss hier raus«, bricht es aus mir hervor. Ich entdecke den Notausgang und stürme zur Hintertreppe. »Sorry!«, rufe ich einer Aufsicht zu. »Mir ... mir ist nicht gut...«
    »Zack, warte!« Bobby folgt mir zur Hintertreppe und hinunter in das Gässchen hinter dem Museum. Als ich endlich in sicherer Entfernung zu all den Touristen bin, bleibe ich stehen und gebe Bobby die Chance, mich einzuholen.
    »Ich hatte gerade das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Kennst du das? Hast du das auch schon mal gehabt?«
    »Na klar. Mach dir nichts draus. Ich glaube, es war wahrscheinlich keine so gute Idee, Hasch zu rauchen und dann ein Museum zu besuchen, das einem so an die Nieren geht«, sagt Bobby, während er mit mir zu einer Bank an einer Gracht läuft, wenige Blocks vom Anne-Frank-Haus entfernt. »Ich hatte nicht gedacht, dass du noch stoned bist.«
    Ich gebe keine Antwort. Ich sehe nur zu, wie die kleinen
    Schleppdampfer, die am Grachtenrand festgemacht sind, im trüben, schmutzigen Wasser auf- und abwippen.
    »Ich wollte es dir bloß zeigen, bevor du abreist«, fährt Bobby fort. »Was bin ich doch für ein Trottel! Es tut mir

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