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Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Titel: Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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erträglicher.
    Hannes und Pierson gehen voraus, auf die Leidseplein zu, einen Platz voller Restaurants mit Tischen draußen und Souvenirständen und Coffeeshops in den Seitenstraßen drumherum. Bobby und ich trotten ein paar Schritte hinter den anderen her. Es ist ein schöner Fußmarsch, nicht zu weit, und ich freue mich, weil ich allmählich das Gefühl habe, dass ich mich nach unserer Fahrradtour nun schon ein wenig in Amsterdam auskenne.
    »Doch, ich mag Kunst«, erzähle ich Bobby. »Ich habe nur nichts für Museen übrig. Ich wünschte, die Kunst wäre nicht so weggesperrt.«
    »Ach ja?«, entgegnet Bobby und grinst mich belustigt an. »Wo soll man sie denn sonst aufbewahren - auf der Straße, wo alle sie mutwillig beschädigen können?«
    Damit will er mich natürlich nur ein bisschen provozieren. »Ich bin mir nicht sicher, was die Alternative wäre, aber ich finde es in Museen einfach so erdrückend und stickig. Ich meine, wenn ich ein Gemälde sehe, so wie gerade eben im Rijksmuseum, dann möchte ich nicht nur still davorsitzen, na ja, ich will, dass Musik spielt. Ich würde gern wissen, wie es damals so gewesen ist. Ach, ich weiß auch nicht.«
    »Du könntest dir einen Historienfilm anschauen.«
    »Ja, könnte ich«, sage ich. Plötzlich erinnere ich mich an eine Party bei PJ, als wir alle betrunken zwischen den großartigen Gemälden der Marquets getanzt haben. »Ich hätte einfach gern, glaube ich, dass die Kunstwerke in einem vertrauteren, gewohnten Umfeld unseres Lebens existieren. Wenn man zum Beispiel jeder Familie weltweit ein echt schönes Kunstwerk geben würde, und wenn die dann eine Party machen, kommen alle vorbei und sehen es, dann schweifen sie wieder ab und denken an was anderes. Aber dann wirft man einen zweiten Blick darauf, und man hat die Chance, darüber nachzudenken, die Eindrücke zu verarbeiten. Weißt du, was ich meine?«
    »Du meinst also, wir sollten alle Kunstwerke verteilen, quasi sozialistisch? Also, dass du so ein Marxist bist, hätte ich nicht gedacht, Zack!« Bobby zwickt mich ins Ohr. »Klingt nach einem tollen Plan. Aber wer soll das durchführen? Die Regierung? Eine Rebellengruppe, die von Zack Chandler angeführt wird?«
    Ich lache.
    »Wenn ich nur dafür sorgen könnte, dass alle ihre Wohnung oder ihr Haus geschmackvoller einrichten, wäre schon viel gewonnen. Gäste von Gastfamilien wie der meinen würden sich nicht mit Plakaten konfrontiert sehen, auf denen Kätzchen mit Wollknäueln spielen. So eins hat meine Pariser Gastfamilie nämlich im Bad hängen. Und Leute wie meine Eltern in Tennessee dürften ihre McMansions nicht mehr mit der scheußlichen Kunst behängen, die sie in der christlichen Bilderrahmenhandlung im Einkaufszentrum erstanden haben.«
    »Rettet die Welt - ein scheußlich eingerichtetes Haus nach dem anderen«, sagt Bobby nachdenklich. »Hört sich ganz nach einem Projekt an, hinter dem ich stehen könnte!«
    Und dann spüre ich es plötzlich: Seine Hand streift leicht über meinen unteren Rücken, fast, als wollte er seinen Arm um mich legen.
    Vor einem neonbeleuchteten Coffeeshop, der trotz des hellen Tageslichts dunkel und finster aussieht, bleiben wir stehen. Im Gegensatz zu einigen anderen Bars, an denen wir bisher vorbeigekommen sind, stehen vor dieser hier keine Touristen im Collegealter, die sich gegenseitig dabei fotografieren, wie sie Pot rauchen. Hier gibt es nur mehrere dubios aussehende Punk-Kids und einen alten Hippie. In mir steigt Angst auf.
    »Leute, nein«, sage ich. »Wenn das das Lycée herausfindet, werfen die mich im hohen Bogen raus. Und ich möchte auf gar keinen Fall zurück nach Tennessee. Ich meine es ernst. Eigentlich dürfte ich ja noch nicht mal in Amsterdam sein! Alle denken, dass ich bei Alex und ihrem Vater in Montauban bin!«
    »Wie in aller Herrgottsnamen will deine Nobelschule in Paris denn das mit dem Hasch rausfinden? Hier ist das total legal. Stimmt's nicht, Hannes?« Pierson und Bobby schauen mich hoffnungsvoll an.
    Hannes nickt. Er spricht eigentlich nie, er steht immer nur wie ein stummer griechischer Gott da. Was für mich völlig in Ordnung ist.
    »Aber wenn ihr das wirklich so toll findet, wie kommt es dann, dass Hannes nie mitmacht?«, will ich wissen.
    »Weil er Sportler ist«, antwortet Pierson. »Er darf nichts rauchen, sonst versaut er sich seine Zeiten.«
    »Seine Zeiten bei was?«
    »Beim Laufen«, stöhnt Pierson. »Auf der Leichtathletikbahn oder so.«
    »Hannes, du läufst?«, frage ich Hannes.

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