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Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Titel: Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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leid, ich habe nicht gedacht, dass es dich so aufwühlt.«
    Ich laufe rot an und stehe auf. »Es hat mich nicht aufgewühlt!« Ich marschiere los, in Richtung der Brücke. Mit einem Mal will ich vom Anne-Frank-Haus nur noch so weit weg wie möglich. Wie können nur all diese Menschen das Haus besuchen, den Ort, an dem so viel Schreckliches geschehen ist, und dann einfach so weitermachen, als ob nichts gewesen wäre? Warum merkt denn keiner von den Touristen, wie absurd das ist?
    Bobby springt auf und läuft hinter mir her. Oben, am höchsten Punkt der gewölbten Brücke, holt er mich ein. »He, mach mal langsamer. Lass uns bitte eine Pause einlegen, ja?«
    »Okay«, stimme ich zu. »Magst du dich hinsetzen?« Wir nehmen beide an der Brückenwand auf einem Vorsprung Platz, mit Blick auf die schmalen, perfekt angelegten Grachten. Amsterdam ist so ganz anders als Paris. Es kommt einem viel kleiner vor, viel geborgener und geplanter. Es hat nichts von der Pariser Pracht. Paris breitet sich voller Abenteuer und Fantasie vor einem aus, während Amsterdam urig und drollig ist, mit einem leicht vergammelten Touch. Paris will einen bezaubern, einen lieben und einen dazu bringen, mehr zu wollen. Amsterdam will einen bloßstellen, einen erschrecken, einem zeigen, was real und furchtbar ist, und dies in das tägliche Leben integrieren.
    Da ist mir Paris doch viel, viel lieber.
    »Du wünschst dir gerade, du wärst wieder in Paris, hm?«, fragt mich Bobby, als könnte er meine Gedanken lesen. Er ist echt clever.
    »Absolut.«
    »Du liebst die Stadt total, das merkt man dir an. Ich bin so gespannt, Paris mal mit eigenen Augen zu sehen.«
    »Ja, das solltest du echt tun. Es ist spektakulär.«
    »Hey, vielleicht könnte ich sogar nach Paris kommen, solange du noch da bist! Zum Beispiel in den Semesterferien im Frühjahr! Ich habe mir nämlich überlegt, dass ich vielleicht... vielleicht mal dort studiere. Oder wohne. Also, nächstes Jahr.«
    »Du denkst dran, nach Paris zu ziehen?« Ich drehe mich ihm zu und starre ihn an. »Wieso?«
    »Na, das klingt ja nicht gerade so, als sei das lohnenswert«, sagt Bobby lachend. »Ehrlich gesagt, spiele ich schon eine ganze Weile mit dem Gedanken. Eigentlich solltest du dir überlegen, ob du nicht nächstes Jahr das Abi machst und dann wieder nach Paris zurückkommst und auch dort studierst! Ich meine, wer will denn hiernach noch in Amerika sein?« Er deutet über das Wasser und die skurrile Stadt Amsterdam hinweg, an die ich mich noch gewöhnen muss. »Ach, Zackie. Wir könnten zusammen zur Uni gehen. Uns vielleicht sogar eine Wohnung suchen oder so. Es uns weiterhin gut gehen lassen!«
    Ich bin sprachlos. Bobby will nach Paris ziehen ... mit mir? In einem guten Jahr? Ich spüre, dass meine Panikattacke wiederkommt. Mein Magen zieht sich zusammen, dann kriecht die Panik meine Speiseröhre hoch, bis ich meine Zähne aufeinanderbeiße.
    »Genialer Plan, oder?«, fährt Bobby fort. Sein Lächeln wird nun etwas verlegener. »Hey ...« Er zwickt mich ins Ohr, lässt diesmal aber nicht so schnell wieder los. Es fühlt sich schrecklich an. Seine Berührung ist heiß, unangenehm, übergriffig. Ich versuche, ihn abzuschütteln, aber ich habe trotzdem immer noch das Gefühl, als wäre er da. So als könnte ich nicht von ihm loskommen, so als wären noch immer zu viele Leute um uns herum.
    Bobby lacht. »Zack, hey, entspann dich, es ist alles wieder gut. Oder nicht?« Er beugt sich zu mir, kommt mir so nahe, dass ich das Hasch in seinem Atem riechen kann.
    »Nein!«, schreie ich schließlich. Ich halte das keine Sekunde länger aus! Mit aller Kraft schiebe ich ihn von mir weg.
    Er kann mich jetzt doch nicht küssen - das müsste er doch wissen! Was für ein Freak aus Freaktown ist er denn?
    Nicht nach dem Hasch und dem Anne-Frank-Haus. Es fühlt sich so an, als würden die Wände noch immer auf mich zukommen, obwohl wir nun im Freien sitzen.
    »He!«, ruft Bobby und verliert mit einem Mal sein Gleichgewicht. Wild rudert er mit den Armen, um sich irgendwo festzuhalten. Ich sehe, wie er angstvoll das Gesicht verzerrt, als ihm klar wird - guter Gott -, dass er über das Brückengeländer fallen wird. »Zack!«, kreischt er. Seine Stimme hat nicht mehr den selbstbewussten schleppenden Südstaatenklang, den ich von ihm kenne, sondern einen mädchenhaft erschrockenen schrillen Ton, der mich an meine Oma erinnert, als ihr bewusst wurde, dass ein Hund eines ihrer Hühner getötet hatte. Bobbys Beine kicken nach

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