Beautiful Disaster: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
schmerzverzerrtem Gesicht das Zimmer.
Ich riss mir die Klamotten vom Leib und schlüpfte in das T-Shirt. Die Geräusche, die aus meiner Kehle kamen, erschreckten mich selbst. Es war eine Weile her, dass ich so unkontrolliert geschluchzt hatte. Sekunden später kam America.
Sie kletterte ins Bett und schlang ihre Arme um mich. Weder stellte sie Fragen, noch versuchte sie, mich zu trösten. Sie hielt mich nur fest.
20. KAPITEL
Der letzte Tanz
Kurz bevor die Sonne über den Horizont stieg, verließen America und ich leise die Wohnung und fuhren zum Morgan. Ich war dankbar, dass America schwieg. Ich wollte nicht reden und nicht denken, am liebsten hätte ich die letzten zwölf Stunden einfach ausgeblendet. Mein Körper fühlte sich schwer und irgendwie verwundet an, als hätte ich einen Autounfall gehabt. Als wir mein Zimmer betraten, sah ich, dass Karas Bett schon gemacht war.
»Kann ich noch ein bisschen hierbleiben? Ich muss mir dein Bügeleisen ausleihen«, sagte America.
»Mare, mir geht’s gut. Geh zum Unterricht.«
»Dir geht’s nicht gut. Ich will dich nicht alleine lassen.«
»Im Moment wünsche ich mir nichts mehr als das.«
Sie seufzte nur. »Nach den Vorlesungen komme ich wieder. Ruh dich ein bisschen aus.«
Ich nickte und schloss die Tür hinter ihr ab. Das Bett quietschte, als ich mich darauf fallen ließ. Bislang hatte ich immer geglaubt, ich sei Travis wichtig und er würde mich brauchen. Aber seit jenem Moment fühlte ich mich wie das glänzende neue Spielzeug, von dem Parker einst gesprochen hatte. Er hatte Parker beweisen wollen, dass ich immer noch ihm gehörte. Ihm.
»Ich gehöre niemandem«, sagte ich in die Stille des Zimmers.
Während die Worte in mein Bewusstsein drangen, überwältigte mich wieder die Trauer, die ich schon am Abend zuvor empfunden hatte. Ich gehörte auch zu niemandem.
In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so allein gefühlt.
Finch stellte eine braune Flasche vor mich hin. Keinem von uns war nach Feiern zumute, aber immerhin tröstete mich Americas Aussage, dass Travis die Date-Party um jeden Preis meiden würde. Von der Decke hingen in rotes und pinkfarbenes Tonpapier gewickelte leere Bierdosen, und rote Kleider in jeglichem Schnitt spazierten an uns vorbei. Auf den Tischen waren winzige Herzen aus Metallfolie ausgestreut. Finch rollte angesichts der lächerlichen Deko mit den Augen.
»Valentinstag in einem Verbindungshaus. Wie romantisch«, stöhnte er.
Shepley und America waren zum Tanzen in den Keller verschwunden, während Finch und ich in der Küche schmollten. Ich trank die Flasche rasch aus, denn ich war entschlossen, meine Erinnerungen an die letzte Date-Party verschwimmen zu lassen.
Finch reichte mir schon eine weitere Flasche. Mein Wunsch nach Vergessen war ihm durchaus bewusst. »Ich hole Nachschub«, kündigte er an und drehte sich zum Kühlschrank.
»Das Fass ist für die Gäste, die Flaschen sind nur für Sig Tau«, meinte ein Mädchen neben mir höhnisch.
Ich schaute auf den roten Becher in ihrer Hand. »Vielleicht hat dir dein Freund das nur deshalb gesagt, weil er auf ein billiges Date aus ist.«
Sie warf mir einen bösen Blick zu und verzog sich mit ihrem Becher von der Küchentheke.
»Wer war das denn?«, fragte Finch und stellte vier volle Flaschen vor uns hin.
»Irgendeine Sorority-Schlampe«, knurrte ich.
Als Shepley und America wieder zu uns stießen, standen bereits sechs leere Flaschen neben mir. Meine Zähne fühlten sich taub an, und das Lächeln fiel mir etwas leichter. Travis war tatsächlich nicht aufgekreuzt, und ich würde den Rest des Abends wohl in Frieden zubringen können.
»Wollt ihr nicht auch mal tanzen, Leute?«, fragte America.
Ich sah Finch an. »Willst du auch mal mit mir tanzen, Finch?«
»Wirst du denn noch in der Lage sein zu tanzen?
»Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden«, sagte ich und zog ihn hinter mir her die Treppe hinunter.
Wir hüpften herum, bis ich zu schwitzen begann. Gerade als ich meinte, keine Luft mehr zu kriegen, ertönte ein langsamer Song aus den Boxen. Finch schaute sich unbehaglich um, während die anderen Paare sich eng aneinanderschmiegten.
»Du zwingst mich wohl, das auch noch zu tanzen?«
»Es ist Valentinstag, Finch. Stell dir einfach vor, ich wäre ein Kerl.«
Er lachte und zog mich in seine Arme. »Das ist schwer, solange du ein rosa Kleid anhast.«
»Als ob du noch nie einen Typen in einem Kleid gesehen hättest.«
Finch zuckte mit den Achseln.
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