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Beautiful Losers

Beautiful Losers

Titel: Beautiful Losers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Cohen
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gelegen kommt. Ich habe die Wahrheit verzerrt, damit du sie verstehst. Die Wahrheit ist: schlichte, ewige Mechanik.
    – War es denn schön?
    – Es war das Schönste, das ich jemals erlebt habe.
    – Hat es ihr auch gefallen?
    – Nein.
    – Tatsächlich?
    – Doch, natürlich hat es ihr gefallen. Wie scharf du darauf bist, eine Lüge serviert zu bekommen!
    – F., ich könnte dich umbringen für das, was du getan hast. Die Gerichte würden mich freisprechen.
    – Für heute hast du schon genug gemordet.
    – Raus aus unserem Bett! Steh auf! Es war unser Bett!
    Ich möchte nicht zu lange darüber nachdenken, was F. gesagt hat. Warum sollte ich auch? Wer war er denn schon? Doch nur ein Verrückter, der seinen Verdauungstrakt nicht im Griff hatte, ein ehebrechender Ficker, ein Seifensammler, ein Politiker. Schlichte, ewige Mechanik. Muss ich es denn verstehen? Der heutige Morgen ist ein neuer Morgen, die Blüten sind schon aufgegangen, Männer drehen sich noch einmal um und schauen nach, wen sie geheiratet haben, alles fängt von vorn an. Warum hänge ich so an der Vergangenheit, warum halten mich die Worte eines Toten fest? Warum muss ich unsere Gespräche so detailgetreu rekonstruieren, so genau, dass nicht ein einziges fehlendes Komma den Rhythmus unserer Stimmen verfälscht. Ich würde mich lieber mit Männern in Kneipen und Bussen unterhalten, ich will mich an nichts erinnern. Und du, im Zeitlosen brennende Catherine Tekakwitha, freut es dich, dass ich so gnadenlos bin und alles rauslasse? Ich befürchte, du riechst nach Pest. Das Langhaus, in dem du Tag für Tag hockst, riecht nach Pest. Wieso fällt mir die Forschung so schwer? Wieso kann ich nicht Baseballstatistiken auswendig lernen wie unser Premierminister? Warum stinken Baseballstatistiken nach Pest? Was ist aus diesem Morgen geworden? Mein Schreibtisch stinkt! 1660 üble Gerüche! Die Indianer sterben. Ihre Schleichwege stinken. Da hilft es auch nicht, dass sie asphaltiert werden. Rettet die Indianer! Serviert ihnen die Herzen der Jesuiten! Ich habe mir die Pest mit dem Kescher gefangen. Dabei wollte ich nur eine Heilige ficken, weil F. mir dazu geraten hat. Ich weiß nicht mehr, warum ich diese Idee damals gut fand. Es kommt mir heute unsinnig vor, aber etwas anderes blieb mir wohl nicht übrig. Ich flirte hier mit meiner Forschung, sonst habe ich nichts, womit ich jonglieren könnte, während ich darauf warte, dass die Statuen in Bewegung geraten – und was passiert dann? Ich habe die Luft verpestet, ich habe meine Erektion verloren. Liegt es daran, dass ich nebenbei die Wahrheit über Kanada aufgedeckt habe? Mir liegt nichts daran, nebenbei die Wahrheit über Kanada aufzudecken. Haben die Juden für die Zerstörung Jerichos bezahlt? Werden die Franzosen jemals zu jagen lernen? Genügt es, Indianerzelte als Souvenire zu verkaufen? Stadtväter, bringt mich um, ich habe zu viel über die Pest geredet. Dabei dachte ich, dass die Indianer an Schussverletzungen gestorben sind und an Verträgen, die sie nicht eingehalten haben. Mehr Straßen! Der Wald stinkt! Ging es mit rechten Dingen zu, Catherine Tekakwitha, als du der Pest entkamst? Muss ich eine Mutierte lieben? Sieh mich an, Catherine Tekakwitha, ich bin ein Mann mit einem Stapel ansteckender Dokumente, meine Lenden sind schwach. Nun sieh dich selbst an, Catherine Tekakwitha, dein Gesicht wirkt angefressen, deine Augen sind so zerstört, dass du dich kaum vor die Tür wagst. Sollte ich nicht jemandem nachstellen, der vor dir gelebt hat? Disziplin, hat F. gesagt. Es darf ja nicht einfach sein. Und wo läge denn der Kitzel, wenn ich vorher schon wüsste, in welche Richtung mich meine Forschung führt? Ich gestehe, ich weiß nicht, was das alles soll. Von außen betrachtet ist es absurd. Wie soll das gehen, eine tote Heilige ficken? Jeder weiß, dass das unmöglich ist. Ich werde einen Aufsatz über Catherine Tekakwitha veröffentlichen, mehr nicht. Dann heirate ich noch einmal. Das Nationalmuseum braucht mich. Meine Vorlesungen werden gut sein, ich habe eine Menge erlebt. Ich werde F.s Sprüche als meine eigenen ausgeben, ich werde ein Weiser, ein mystischer Denker. Es ist das Mindeste, was er mir schuldet. Seine Seifensammlung verschenke ich an die Studentinnen, Stück für Stück, Limettenfotzen, Pinienfotzen, ich werde ein Meister der gemischten Säfte. Ich werde mich wie F. um einen Sitz im Parlament bemühen. Mit einem Eskimoakzent. Ich werde mit den Frauen anderer Männer schlafen. Edith! Da spürt

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