Beautiful Losers
sich die einzelnen Laute verwandelten und wie jeder Wandel eine Rückkehr war und jede Rückkehr ein Wandel.
Ich wandle mich
ich bleibe mir gleich
ich wandle mich
ich bleibe mir gleich
ich wandle mich
ich bleibe mir gleich
ich wandle mich
ich bleibe mir gleich
ich wandle mich
ich bleibe mir gleich
ich wandle mich
ich bleibe mir gleich
Es war ein Tanz mit Masken, und jede Maske passte perfekt, denn jede Maske war ein wahres Gesicht und jedes wahre Gesicht war eine echte Maske, und es gab also keine Masken, und es gab keine Gesichter, denn da war nur ein Tanz für nur eine Maske und ein wahres Gesicht, und Gesicht und Maske waren eins, und dieses eine hatte keinen Namen und es wandelte sich unablässig in sich selbst. Gegen Morgen erlahmte das Rasseln der Unterhäuptlinge. Als es zu dämmern begann, suchten die jungen Leute ihre Kleidung zusammen. Der alte Mann kniete da und bekannte sich laut zu seinem Glauben, und als die Paare, Schichtarbeiter in der Fabrik der Liebe, an Schultern und Hüften eng umschlungen in den frischen Tau des Morgens traten und langsam davonschlenderten, erklärte er sich für vollständig genesen. Catherine hatte bei ihnen gelegen und war unbemerkt mit ihnen hinausgegangen. Als sie in die Sonne trat, kam der Priester hinter ihr hergelaufen.
– Wie war es denn?
– Es war annehmbar, mein Vater.
– Dieu veuille abolir vne si damnable et malheureuse ce remonie.
Diese letzte Bemerkung findet sich in Sagards Brief. Die einzigartige Heilungsmethode wurde von den Huronen als Andacwandet bezeichnet.
50.
Und ich lausche nach Antwort im kalten Wind, nach Weisung und tröstenden Worten, doch ich höre nichts als die unfehlbare Ankündigung des herannahenden Winters. Nacht für Nacht weine ich und rufe Ediths Namen.
– Edith! Edith!
– Ara Ara Aruuuuuuuh, heult die Wolfssilhouette auf dem Hügel.
– Hilf mir, F. Erklär das mit den Bomben!
– Ara Ara Aruuuuuuuh …
Wann immer wir träumen, liegen wir einander in den Armen. Morgen um Morgen holt mich der Winter ein, allein im welken Laub, in meinen Brauen glitzern Rotz und gefrorene Tränen.
– F., warum hast du mich hierhergeführt?
Und höre ich denn eine Antwort? Ist dieses Baumhaus die Hütte des Oscotarach? F., bist du der Schädelbohrer? Mir war nicht klar, dass die Operation so aufwendig und brutal ist. Erhebe den stumpfen Tomahawk und versuch es noch einmal. Tauch den Löffel in den Frühstücksbrei aus Hirn. Sucht sich das Mondlicht einen Weg in meinen Kopf? Versuchen die glitzernden Straßen des Himmels, durch meine Augenhöhlen zu dringen? F., warst du der Schädelbohrer, der seine Hütte verließ, um beim Amt seine eigene Operation zu beantragen? Oder bist du noch bei mir, ist die Operation noch voll im Gange?
– F., du mieser Ehebrecher, erklär dich!
Auch an diesem Abend schreie ich meine Frage heraus, wie ich sie oftmals zuvor herausgeschrien habe. Ich weiß noch, wie sehr es mich gestört hat, wenn du mir beim Arbeiten über die Schulter gesehen hast, immer in der Hoffnung, etwas aufzuschnappen, was du bei der nächsten Cocktailparty verwenden kannst. Dein Blick fiel auf eine Zeile von Pater Lalemant, der 1640 schreibt, »que le sang des Martyrs est la semence des Chrestiens«. Pater Lalemant klagt, dass noch kein einziger Priester in Kanada ermordet worden ist, was als schlechtes Omen für die neuen Missionen gelten müsse, denn das Blut der Märtyrer ist die Saat der Kirche.
– Die Revolution in Québec muss mit ein wenig Blut geschmiert werden.
– Was siehst du mich so an, F.?
– Ich frage mich, ob du noch etwas von mir lernen kannst.
– Ich habe keine Lust auf deine schmutzige Politik, F. Du bist ein Dorn im Fleisch des Parlaments. Du hast Dynamit nach Québec geschmuggelt, getarnt als Feuerwerk. Du hast ganz Kanada zu einem riesigen Therapeutensofa gemacht, wir liegen da und spulen den immergleichen Albtraum des Selbstverständnisses ab, und alle Lösungen, die du anbietest, sind stumpfsinnig wie Psychiatrie. Außerdem hast du Edith zum Gegenstand zahlreicher, nicht konformer Sexakte gemacht, die sie um Verstand und Gesundheit brachten und mich zu dem einsamen Bücherwurm machten, den du gerade quälst.
– O mein Liebster, wie bucklig, wie bedauernswert bucklig du geworden bist unter dem Gewicht der Geschichte und der vergangenen Zeiten.
Wir standen dicht beisammen, wie wir in so vielen Räumen beisammengestanden hatten, und hatten die Hände einander in die Taschen gesteckt. Diesmal
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