Beautiful Losers
zuzischten, bin ich ihnen gefolgt, ich bin mit ihnen niedergesunken, und manchmal, wenn ich dieses Zischen hörte, wusste ich, dass es nichts bedeutete, nichts als ein langsames Welken, das Entweichen der Luft aus erschlaffenden Ballons.
Es ist dieses Geräusch, das Zischen, das über jeder Frau schwebt. Ausnahmen gibt es keine. Ich kannte einmal eine Frau, die sich mit einem anderen Geräusch umgab, mit Musik vielleicht oder mit Stille. Ich rede, wie du weißt, von Edith. Fünf Jahre sind nun vergangen, seit man mich begraben hat. Inzwischen hast du sicher verstanden, dass Edith dir nicht allein gehören konnte.
Ich bin den jungen Krankenschwestern in die Beschäftigungstherapie gefolgt. Ihre zarten Ballons sind mit gestärktem Leinen bedeckt, einer freundlich erregenden Hülle, die unter dem Gewicht meiner alten Geilheit zerbricht wie Eierschale. Ich bin ihren weißen Beinen gefolgt, es haftet Staub an ihnen.
Männer machen ebenfalls Geräusche. Weißt du, mein lieber, verzettelter Freund, welches Geräusch du machst? Es ist das Rauschen, das aus männlichen Seemuscheln kommt. Rate mal, wie sich das anhört. Drei Mal darfst du raten. Schreib es hier auf diese Zeilen, die Schwestern sehen es gern, wenn ich ein Lineal benutze:
1. _______________________________________
2 _______________________________________
3. _______________________________________
Die Schwestern sehen mir gern über die Schulter, sie schauen zu, wie ich das rote Plastiklineal verwende. Sie zischen mir ins Haar, und ihr Zischen schmeckt nach Alkohol und Sandelholz, und ihre gestärkten Schürzen knistern wie weißes Geschenkpapier, wie das künstliche Heu, in das cremegefüllte Ostereier gepackt werden.
Ich bin sehr glücklich heute. Ich weiß, dass sich diese Seiten mit Glück und Zufriedenheit füllen werden. Hast du etwa gedacht, ich hinterlasse dir ein melancholisches Geschenk?
Nun, was hast du geantwortet? Ist es nicht bemerkenswert, dass es mir gelungen ist, deine Ausbildung fortzuführen, obwohl uns so vieles trennt?
Das Geräusch, das Männer machen, ist genau das Gegenteil von Zischen. Es ist Schhh, ein Laut, der um den Zeigefinger entsteht, wenn man ihn an die Lippen legt. Schhh, das Dach wird halten im Sturm. Schhh, der Wald ist gerodet, kein Ast wird in den Stürmen knirschen. Schhh, die Wasserstoffraketen heben ab, um Widerstand zu brechen, Vielfalt zu zerstören. Ein gar nicht unangenehmes Geräusch, eher ein aufgewecktes Liedchen, wie das Blubbern von Venusmuscheln. Schhhh, hören Sie jetzt alle mal her. Würden die Tiere bitte aufhören zu heulen? Würde der Magen bitte aufhören zu knurren? Wäre die Zeit so freundlich, ihre Überschallhunde zurückzupfeifen?
Auch der Kugelschreiber, den ich auf Krankenhauspapier am roten Lineal entlangziehe, macht dieses Geräusch. Schhh, sagt er zu Milliarden von fehlenden Linien auf weißer Fläche. Schhh, flüstert er in das weiße Chaos, legt euch in Reihen nieder wie im Schlafsaal. Schhh, fleht er die tanzenden Moleküle an, ich liebe Tänze, aber nicht die fremden, ich liebe Tänze, die nach bestimmten Regeln, nach meinen Regeln ablaufen.
Hast du die Zeilen ausgefüllt, alter Freund? Sitzt du in einem Restaurant oder in einem Kloster, während ich hier unter der Erde liege? Hast du sie ausgefüllt? Es wäre nicht nötig gewesen, verstehst du. Habe ich dich schon wieder reingelegt?
Also, was ist nun mit der Stille, die uns so viel bedeutet, dass wir die Wildnis für sie roden wollen? Haben wir geschuftet, gezäumt, gepflügt und Zäune gebaut, um am Ende doch noch die Stimme zu hören? Auf keinen Fall! Die Stimme kommt aus dem Wirbelwind, den wir vor langer Zeit schon zum Schweigen gebracht haben. Ich wünschte, du würdest dir das endlich merken: Die Stimme kommt aus dem Wirbelwind. Es gibt Menschen, die genau dies nicht vergessen haben. War ich einer von ihnen?
Ich will dir erklären, warum wir die Flasche wieder verkorkt haben. Ich bin ein geborener Lehrer, es lag nicht in meiner Natur, die Dinge zurückzuhalten. Fünf Jahre hat es dich gequält, fünf Jahre lang hat es dich gekitzelt: Ich gehe davon aus, das du es inzwischen kapiert hast. Ich habe nie etwas anderes vorgehabt, als dir die ganze Wahrheit zu sagen, das ganze Geschenk. Mein Liebling, was macht eigentlich deine Verstopfung?
Ich schätze, die weichen Ballons, die gerade in diesem Augenblick an mir vorüberschweben, sind etwa vierundzwanzig Jahre alt – Ostereier, gebettet in Berufswäsche. Vierundzwanzig Jahre
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