Beautiful Losers
das versucht sie.
– Definitiv.
– Das muss man ihr lassen, Claude.
– Diese Dornen sind scheußlich.
– Die wissen, wie man scheußliche Dornen macht.
– Kind?
– Ja, Vater?
– Wir wissen, dass du furchtbare Schmerzen hast.
– Es ist gar nicht so schlimm.
– Sei ehrlich.
– Hat sie nicht die Wahrheit gesagt?
– Catherine, wir glauben, dass du uns an der Nase herumführen willst.
– Da!
– Das war keine Zuckung.
– Das hat sie absichtlich gemacht.
– Zieh mal das Feuer näher heran.
– Das sehen wir uns mal genau an.
– Ich glaube, sie hört uns nicht mehr.
– Sie scheint weit weg zu sein.
– Sieh dir ihren Körper an.
– Er scheint weit weg zu sein.
– Sie sieht gemalt aus, irgendwie.
– Ja, weit, weit weg.
– Was ist das nur für eine Nacht.
– Hmmm.
– Wie eins von diesen blutenden Gemälden.
– Wie diese Ikonen, die weinen.
– So weit weg.
– Da liegt sie vor uns, aber ich habe noch nie jemanden gesehen, der so weit weg ist.
– Berühr mal so einen Dorn.
– Nein, du.
– Autsch!
– Habe ich mir gedacht. Die sind echt.
– Bin ich froh, dass wir Priester sind. Nicht wahr, Claude?
– Überglücklich.
– Sie verliert eine Menge Blut.
– Ob sie uns hören kann?
– Kind?
– Catherine?
– Ja, meine Väter?
– Kannst du uns hören?
– Ja.
– Wie hören wir uns denn an?
– Wie ein Mechanismus.
– Klingt er schön?
– Sehr schön.
– Und was für ein Mechanismus?
– Ein normaler, ewiger Mechanismus.
– Danke, mein Kind. Sag Danke, Claude.
– Danke.
– Wird diese Nacht jemals zu Ende gehen?
– Ich glaube kaum.
– Wir bleiben hier, egal wie lang es dauert.
– Wir halten Wache.
15.
Shakespeare ist vor 64 Jahren gestorben. Andrew Marvell ist vor zwei Jahren gestorben. John Milton ist vor sechs Jahren gestorben. Wir befinden uns im Jahr 1680, im tiefsten Herzen des Winters. Wir sind ins Herz unserer Schmerzen vorgedrungen. Wir sind ins Herz der Quellen vorgedrungen. Wer hätte gedacht, dass es so lange dauern würde? Wer hätte das gedacht, als ich begann, mit meinem Herzblut und meinem lebendigen Geist in diese Frau einzudringen? Irgendwo bist du und hörst meine Stimme. Es sind so viele, die mir zuhören. Auf jedem Stern ist ein Ohr, das mir zuhört. Irgendwo steckst auch du, in abscheuliche Lumpen gekleidet, und fragst dich, wer ich war. Klingt meine Stimme endlich wie deine eigene? Habe ich mir zu viel aufgeladen, als ich versucht habe, die Last von dir zu nehmen? Jetzt, da ich Catherine Tekakwithas letzte Lebensjahre erforscht habe, begehre ich sie. Ich, der Zuhälter, bin ich, der Freier. Alter Freund, wozu war die ganze Vorbereitung gut? Damit wir auf dem Friedhof ein Dreieck bilden? Wir sind ins Herz unserer Schmerzen vorgedrungen. Ist das die Sehnsucht? Sind meine Schmerzen so viel wert wie deine? Habe ich die Bowery zu früh aufgegeben? Wer ist schuld daran, dass sich die Zügel des Regierens wie in Liebe verheddert haben? Trägt mich der Zauber, den ich mit Treibstoff versorgt habe? Ist das die Bedeutung von Versuchung? Wir befinden uns jetzt im Herzen unserer schlimmsten Qualen. Galileo. Kepler. Descartes. Alessandro Scarlatti ist zwanzig Jahre alt. Wer wird Brigitte Bardot exhumieren und nachschauen, ob ihre Finger bluten? Wer wird nach dem süßen Duft in Marilyn Monroes Gruft suchen? Wer wird mit James Cagneys Kopf im Arm ausrutschen? Ist James Dean nicht erstarrt? O Gott, der Traum hat Fingerabdrücke hinterlassen, Geister hinterlassen Spuren auf gepudertem Lack! Interessiert es dich, Brigitte Bardot im Labor zu sehen? Ich wollte sie am Lederstrand treffen, damals, mit zwanzig. Der Traum ist ein Bündel von Anhaltspunkten. Hallo, du berühmte blonde Nackte, ein Geist redet mit seiner gebräunten Haut, während sie sich ausbuddeln. Ich habe deinen geöffneten Mund gesehen, schwebend in Formaldehyd. Ich könnte dich bestimmt glücklich machen, wenn wir das Geld und die Bodyguards behalten würden. Die Cinerama-Leinwand blutete noch, als das Licht schon wieder an war. Ich hebe einen scharlachroten Finger, um die Menge zum Schweigen zu bringen. Auf der weißen Fläche blutet immer noch dein erotischer Autounfall! Eigentlich hatte ich vor, Brigitte Bardot das revolutionäre Montréal zu zeigen. Wir werden uns noch einmal begegnen, wenn wir alt sind, in der Kantine eines alten Diktators. Nur der Vatikan weiß überhaupt, wer du bist. Zufällig stoßen wir auf die Wahrheit: Wir hätten einander glücklich machen
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