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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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feuchtes Stroh, dann haben wir augenblicklich jede Menge Qualm!«
    »Wir türmen über das Dach«, sagte Timothy. »Wenn die Leute merken, dass sie einem falschen Alarm aufgesessen sind, und Dougherty endlich seine Prügelknaben herbeigebrüllt hat, sind wir schon längst über alle Berge. In dem Durcheinander wird uns niemand Beachtung schenken. Da denkt doch jeder nur an sich. Also, was hältst du von unserem Vorschlag?«
    Becky gab einen gequälten Stoßseufzer von sich. »Ich weiß ja, dass ihr es nur gut meint, und ich werde es euch auch nie vergessen, dass ihr für Daniel und mich ein solches Risiko auf euch nehmen wollt...«
    »Na, gegen den Ausflug auf die Water Street wird sich die Sache mit Dougherty wie das reinste Ringelreihen ausnehmen!«, spottete Timothy.
    »... aber das ändert doch nichts daran, dass es ein Raubüberfall ist, was ihr da vorschlagt«, führte sie leise ihren Satz zu Ende.
    »Und?«, fragte Timothy knapp.
    »Was macht denn die Hexe Eleanor Greeley?«, hielt Coffin ihr vor. »Oder der Fettsack Slocum? Sie und Dougherty sind doch alle gleich! Dass die Gesetze es ihnen erlauben, sich am Elend der Leute skrupellos zu bereichern und dadurch für noch größeres Elend zu sorgen, macht sie in meinen Augen nicht zu ehrbaren Bürgern! Ganz im Gegenteil! Sie sind übelstes Gesindel!«
    Becky schüttelte müde den Kopf. »Schon, aber ich glaube, ich kann das nicht!«
    »Aber deinen Bruder auf Blackwell’s Island verrotten lassen und darüber selbst vor die Hunde gehen, das kannst du, ja?«, fragte er provozierend, griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. »Becky, du hast keine andere Wahl! Wir müssen es tun!«
    Drei zermürbend lange Tage und Nächte rang Becky mit ihren sich heftig widerstreitenden Gefühlen. Die Kräfte in ihr, die sich dem Plan widersetzten, behaupteten sich bis in die Nacht des dritten Tages gegen alle Einreden ihrer zwiegespaltenen Seele. Dann obsiegten Schuldgefühle und die Angst um ihren Bruder über alle moralischen Bedenken. Die Vorstellung, ihn aufgeben zu müssen, weil sie ihr Gewissen nicht mit einem Verbrechen beflecken wollte, war ihr letztlich unerträglicher als alles andere. Auch wenn sie dafür büßen musste, in ihrem irdischen Leben oder vor Gottes Gericht, sie musste ihren Bruder von der Insel holen - koste es, was es wolle!

28
    A M Morgen des 1. Oktober, an dem sie ihre Tat ausführen wollten, fühlte sich Becky dermaßen elend, dass sie sich über die Reling der Fulton-Fähre in das graue kabbelige Hafenwasser erbrach, kurz bevor die Fähre am Kai anlegte. Coffin und Timothy, einen Jutesack zwischen den Beinen, warteten dort schon wie vereinbart auf sie.
    Timothy wechselte mit Coffin einen besorgten Blick, als sie mit ihrem zusammengebundenen Kleiderbündel vom Schiff kam und er bemerkte, wie übernächtigt und mitgenommen sie aussah. »Vielleicht sollten wir die Geschichte besser alleine über die Bühne bringen.«
    »Kommt gar nicht infrage!«, widersprach Becky sofort und schämte sich für ihren Schwächeanfall. »Wir machen das zusammen oder gar nicht!«
    Timothy warf ihr einen prüfenden Blick zu und nickte dann. »Okay, dann lasst uns gehen.«
    Es war zwar schon heller Tag, aber für ihre letzten Vorbereitungen noch früh genug, denn Arthur Dougherty begann seine Runde durch seine beiden Mietshäuser in der Mulberry Street stets pünktlich um acht Uhr.
    Eine graue Wolkendecke bedeckte den Himmel, und kaum hatte Timothy auf dem verwilderten Baugrundstück auf der Baynard Street ein Feuer entzündet und mehrere dicke Kohlenstücke in die Flammen gelegt, als die ersten Regentropfen fielen.
    »Sehr gut«, sagte Coffin. »Wenn es regnet, brauchen wir nicht zu fürchten, dass sich jemand auf den Dächern herumtreibt und Wäsche aufhängt.«
    Als die Kohlen halb durchgeglüht waren, holte Timothy einen der Blecheimer aus dem Jutesack und schaufelte sie mit einem kurzen Brett hinein. Später, im Dunkel des Treppenhauses, würden sie die Kohlen aufteilen, sodass sich in jedem der beiden Eimer, die sie besorgt hatten, genug Glut befand, um das feuchte Stroh zum Qualmen zu bringen. »Ich schlage vor, wir machen uns dann mal auf die Socken. Mehr als zwanzig Minuten haben wir nicht mehr. Und du musst auch noch die alten Männersachen überziehen, Becky.«
    Sie nickte. Tags zuvor hatte sie in der Bowery im muffigen Kellerladen eines Händlers, der mit alter Kleidung handelte, eine verschlissene Männerhose, einen löchrigen Schal und eine schon halb von

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