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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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aus, bevor er ein Leben verlieren konnte.
Offenbar wartete er auf ein Blatt, das fast unschlagbar war, bevor er
einen Einsatz wagte, der der letzte in diesem Spiel sein mochte.
Horza aß. Horza trank. Horza schnüffelte. Manchmal
versuchte er, zu der Terrasse hinüberzuspähen, auf der er
zuerst gesessen hatte, aber wegen der Scheinwerfer konnte er nichts
sehen. Hin und wieder blickte er zu den kämpfenden Tieren auf
den Trapezen hoch. Sie waren jetzt müde und schwerverletzt. Von
der vorher so kunstvollen Choreographie ihrer Bewegungen war nichts
mehr vorhanden, und sie hingen nur noch grimmig entschlossen mit
einem Glied an ihren Trapezen und schlugen mit den Klauen des anderen
Arms zu, wenn sie sich zufällig nahe genug kamen. Tropfen
weißen Blutes fielen wie spärlicher Schnee und blieben auf
einem unsichtbaren Kraftfeld zwanzig Meter unter ihnen liegen.
    Nach und nach starben die Leben. Das Spiel ging weiter. Die Zeit
schleppte sich dahin oder raste, je nachdem, wer man war. Die Preise
der Getränke und Drogen und Lebensmittel stiegen langsam,
während der Zeitpunkt der Zerstörung näherkroch. Durch
die immer noch transparente Kuppel der alten Arena leuchteten ab und
zu die Lichter der startenden Fähren herein. Zwischen zwei
Wettern an der Bar kam es zu einer Schlägerei. Horza stand auf
und ging weg, bevor die Sicherheitsleute eingriffen.
    Er zählte sein Geld. Jetzt waren noch zwei
Aoish-Credit-Zehntel übrig, dazu etwas Geld auf den
übertragbaren Kreditkarten, deren Benutzung ständig
größere Schwierigkeiten machten, weil die Annahme-Computer
im finanziellen Netzwerk des Orbitals abgeschaltet wurden.
    Er lehnte sich an die Barriere am Rand eines Rundwegs. Das Spiel
an dem Tisch unten ging weiter. Wilgre führte; der Suut kam
dicht hinter ihm. Sie hatten beide die gleiche Anzahl von Leben
verloren, aber der blaue Riese hatte mehr Geld. Zwei der
Hoffnungsvollen hatten das Spiel verlassen, einer, nachdem er ohne
Erfolg versucht hatte, dem amtierenden Ischlorsinami einzureden, er
könne es sich leisten, sein eigenes Leben zu setzen. Kraiklyn
war immer noch dabei. Aber nach der Nahaufnahme seines Gesichts, die
Horza im Vorübergehen auf dem Monitor-Schirm einer Drogenbar
sah, wurde der Weg für ihn steinig.
    Horza spielte mit einem der Aoish-Credit-Zehntel und
wünschte, das Spiel würde enden oder es würde
wenigstens Kraiklyn ausscheiden. Die Münze blieb an seiner Hand
haften, und er blickte auf sie hinunter. Es war, als sehe er in ein
dünnes, ewig langes Rohr, das von ganz unten beleuchtet wurde.
Wenn man es an ein Auge hielt und das andere schloß, konnte
einem schwindelig werden.
    Die Aoish waren eine Banker-Spezies, und die Credits waren ihre
größte Erfindung. Sie waren so gut wie die einzige
existierende Währung, die universell akzeptiert wurde, und jeder
berechtigte den Inhaber, die Münze entweder in ein stabiles
Element von einem bestimmten Gewicht, ein Stück Land auf einem
freien Orbital oder einen Computer von festgelegter Geschwindigkeit
und Kapazität einzutauschen. Die Aoish garantierten den
Eintausch und kamen ihrer Verpflichtung stets nach, und obwohl der
Kurs manchmal stärker schwankte, als offiziell zugegeben wurde
– wie es während des Krieges zwischen den Idiranern und der
Kultur der Fall war –, blieben der reale und der theoretische
Wert der Währung im großen und ganzen doch in
genügendem Maße berechenbar, daß sie ein sicheres
Deckungsgeschäft in unsicheren Zeiten statt den Traum eines
Spekulanten darstellte. Es ging das Gerücht – wie immer
widersprüchlich genug, um mit Vorbehalt geglaubt zu werden
–, daß diejenige Gruppe in der Galaxis, die den
größten Vorrat dieser Münzen besaß, die Kultur
sei, gerade die Gesellschaft auf der zivilisierten Szene, die die
Geldlosigkeit am militantesten vertrat. Horza glaubte nicht recht
daran. Er fand, das Gerücht sei genau von der Art, die die
Kultur über sich selbst verbreiten würde.
    Er steckte sein Geld in eine Innentasche seiner Bluse, als er sah,
daß Kraiklyn ein paar Münzen auf den großen Stapel
zuschob, die bereits in der Mitte des Spieltischs lagen. Jetzt
paßte der Wandler genau auf. Er ging auf dem Rundweg bis zu der
nächsten Geldwechsler-Bar weiter, erhielt acht Hundertstel
für sein einziges Zehntel (eine ungeheuerliche Provision, auch
nach Vavatch-Begriffen) und benutzte einen Teil des Wechselgeldes
dazu, sich Zugang auf eine Terrasse mit mehreren unbesetzten Couchen
zu verschaffen. Dort schaltete er

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