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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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aber wieder vergessen hatte. Im Laufe der ersten Runde
drangen nur milde Versionen dessen, was sie fühlte und was man
sie fühlen ließ, in sein Bewußtsein. Trotzdem mochte
er die Sensation nicht und schaltete mittels des kleinen
Kontrollpaneels in der Armlehne seiner Couch das Prallfeld ein. Er
hätte auch die unmittelbare Wirkung des Spielers, hinter dem er
zufällig saß, eliminieren und durch die Wirkung
irgendeines anderen Emotionssenders auf dem Tisch ersetzen
können. Der Empfang wäre bei weitem nicht so intensiv
gewesen wie das, was die Moties und die Leben spürten, aber es
hätte ihm bestimmt eine gute Vorstellung davon vermittelt, was
die Spieler durchmachten. Die meisten anderen Zuschauer um ihn
benutzten ihre Couch-Kontrollen auf diese Weise, schalteten in dem
Versuch, die Situation des Spiels zu beurteilen, von einem Teilnehmer
zum anderen. Horza hatte vor, sich später auf Kraiklyns
Gefühlssendungen zu konzentrieren, aber im Augenblick wollte er
sich nur eingewöhnen und die allgemeine Stimmung des Spiels
auffangen.
    Kraiklyn schied bei der ersten Runde rechtzeitig aus, um bei ihrem
Ende kein Leben zu verlieren. Mit so wenigen eigenen Leben war es der
klügste Kurs, falls er kein sehr gutes Blatt hatte. Horza lehnte
sich entspannt auf seinem Sitz zurück und beobachtete den Mann
genau, der seinen Emotionssender nicht in Betrieb genommen hatte.
Kraiklyn leckte sich die Lippen und wischte sich die Stirn. In der
nächsten Runde wollte Horza belauschen, was er durchmachte, nur
um zu sehen, wie es war.
    Die Runde war zu Ende. Wilgre hatte gewonnen. Er winkte, dankte
für die Hochrufe der Menge. Ein paar Moties waren bereits
ohnmächtig geworden. Am anderen Ende des Ellipsoids fauchte der
Rogothuyr in seinem Käfig. Fünf Spieler verloren Leben;
fünf Menschen, die hoffnungslos und verzweifelt unter der
Wirkung der Emotionsfelder dasaßen, sackten plötzlich auf
ihren Stühlen zusammen. Ihre Helme hatten einen Stromstoß
durch ihre Schädel geschickt, der stark genug war, um die neben
ihnen sitzenden Leben zu lähmen und die nächsten Moties wie
auch den Spieler, dem jedes Leben gehörte, zusammenzucken zu
lassen.
    Ischlorsinami lösten die Gurte an den Sitzen der toten
Menschen und trugen sie die Zugangsrampe hinunter. Die übrigen
Leben erholten sich allmählich, aber sie saßen ebenso
schlapp da wie zuvor. Die Ischlorsinami behaupteten, sie
überzeugten sich, daß jedes sich anbietende Leben echt sei
und daß die Mittel, die sie ihnen gaben, sie nur daran
hinderten, hysterisch zu werden. Aber es ging das Gerücht, die
Abschirmung der Ischlorsinami könne umgangen werden, und manche
Leute seien ihre Feinde schon losgeworden, indem sie sie durch Drogen
oder Hypnose veranlaßten, sich ›freiwillig‹ für
das Spiel zu melden.
    Die zweite Runde begann. Horza schaltete seinen Couch-Monitor an,
um Kraiklyns Emotionen mitzuerleben. Die weißhaarige Frau kam
durch den Mittelgang zurück und nahm ihren Platz vor Horza, vorn
an der Terrasse, wieder ein. Sie drapierte sich müde über
das Möbelstück, als langweile sie sich.
    Horza wußte zu wenig über ›Katastrophe‹ als
Kartenspiel, als daß er entweder durch Lesen der verschiedenen
Emotionen, die den Tisch umliefen, oder durch Analysieren jeder
beendeten Runde hätte genau verfolgen können, was mit den
Karten vorging. Die erste Runde wurde bereits von den johlenden
Dreifüßern neben ihm analysiert, während auf dem
Schirm der Arena-Hausleitung die Karten, wie sie gegeben und
ausgespielt worden waren, aufleuchteten. Aber er schaltete sich in
Kraiklyns Gefühle ein, nur um zu sehen, wie sie waren.
    Der Kapitän der Clear Air Turbulence wurde aus
verschiedenen Richtungen getroffen. Einige der Emotionen
widersprachen anderen, woraus Horza schloß, daß keine
gemeinsame Anstrengung gegen Kraiklyn im Gange war; er wurde nur von
der Streustrahlung der anderen erwischt. Da war ein ziemlich starker
Drang, Wilgre zu mögen – diese attraktive blaue Farbe…
und mit diesen vier komischen Füßchen konnte er doch keine
echte Bedrohung darstellen… Ein bißchen ein Clown,
wirklich, trotz all seines Geldes… Die Frau jedoch, die rechts
von Kraiklyn saß, bis zur Taille entblößt, ohne
Brüste, eine Scheide für ein Zeremonialschwert auf dem
nackten Rücken, das war eine, auf die er aufpassen
mußte… Im Grunde war es zum Lachen… Nichts ist
wirklich wichtig; alles ist nur ein Witz, das Leben, das Spiel…
Die eine Karte ist so ziemlich gleich der anderen, wenn

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