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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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sich in Kraiklyns Gedanken ein.
    Wer bist du? Die Frage sprang ihn an, sprang in ihn
hinein.
     
    Es war wie ein Schwindelgefühl, eine überwältigende
Benommenheit, das ungeheuer verstärkte Äquivalent der
Desorientierung, die einen manchmal befällt, wenn die Augen sich
auf ein einfaches, regelmäßiges Muster richten, das Gehirn
die Entfernung aus diesem Muster falsch ableitet, und der nicht am
gehörigen Ort befindliche Brennpunkt an den Augen zu zerren
scheint, Muskeln gegen Nerven, Realität gegen Annahmen. Horza
drehte es sich nicht vor den Augen, ihm war, als versinke er trotz
aller Gegenwehr.
    Wer bist du? (Wer bin ich?) Wer bist du?
    Peng, peng, peng: Das Geräusch von Sperrfeuer, das
Geräusch zuknallender Türen, Angriff und Einkerkerung,
Explosion und Zusammenbruch, alles gleichzeitig.
    Nichts als ein kleiner Unfall. Ein unbedeutender Fehler. Wie es so
geht. Ein Katastrophenspiel und ein High-Tech-Impressionist…
eine unglückliche Kombination. Zwei harmlose Chemikalien,
die, wenn man sie mischt… Feedback, ein Heulen wie Schmerz
und etwas, das bricht…
    Ein Geist zwischen Spiegeln. Er ertrank in den reflektierten
Bildern seiner selbst (etwas brach), fiel hindurch. Ein verblassender
Teil von ihm – der Teil, der nicht schlief? Ja? Nein? –
kreischte aus dem tiefen, dunklen Abgrund, in den er fiel: Wandler… Wandler… Wand-… (iii)…
     
    … Das Geräusch verklang, erstarb zum
Flüstern, wurde das Stöhnen schaler Luft in toten
Bäumen auf einem kahlen nächtlichen Sonnwendpunkt, dem
Mittwinter der Seele an einem ruhigen, harten Ort.
    Er wußte…
    (Fang noch einmal von vorn an!)
    Jemand wußte, daß in einer großen Halle
in einer Stadt… auf einem bedrohten Himmelskörper ein Mann
auf einem Stuhl saß, beschäftigt… mit einem Spiel
(einem Spiel, das tötete). Der Mann war immer noch da, lebend
und atmend… Aber seine Augen sahen nicht, seine Ohren
hörten nicht. Er hatte nur noch einen einzigen Sinn: diesen
Sinn, hier drinnen.
    Flüstern: Wer bin ich?
    Es hatte einen kleinen Unfall gegeben (Leben eine Folge von
Unfällen, Evolution abhängig von Mischung, aller
Fortschritt eine Funktion von
Mißverständnissen)…
    Er (und vergiß, wer dieser ›er‹ ist, akzeptiere
einfach den namenlosen Ausdruck, während diese Gleichung sich
selbst löst)… er ist der Mann auf dem Stuhl in der
Halle auf dem Himmelskörper, an einen Ort in sich selbst
gefallen, irgendwo im Innern… eines andern. Ein Double, eine
Kopie, jemand, der vorgibt, er zu sein.
    … Aber an dieser Theorie war irgend etwas falsch…
    (Fang noch einmal von vorn an!)
    Muß Gedanken ordnen.
    Brauche Hinweise, Bezugspunkte, etwas, woran ich mich halten
kann.
    Erinnerung an eine sich teilende Zelle, im Zeitraffer gesehen, der
erste Anfang unabhängigen Lebens, wenn auch immer noch
abhängig. Halte dieses Bild fest!
    Wörter (Namen): brauche Wörter.
    Noch nicht, aber… etwas über von innen nach
außen drehen, einen Ort…
    Wonach suche ich?
    Geist.
    Wessen?
    (Schweigen)
    Wessen?
    (Schweigen)
    Wessen?
    (Schweigen)
    (… Fang noch einmal von vorn…)
    Hör zu! Das ist ein Schock. Es hat dich erwischt, schwer.
Das ist nur eine Form von Schock, und du wirst dich davon wieder
erholen.
    Du bist der Mann, der spielt (wie wir es alle tun)… Doch
es ist immer noch etwas verkehrt, etwas, das gleichzeitig fehlt und
hinzugefügt worden ist. Denk an jene lebenswichtigen Fehler,
denk an diese sich teilende Zelle, die gleiche und nicht die gleiche,
an den Ort, der von innen nach außen gedreht wird, den
Zellhaufen, der sich von innen nach außen kehrt, der aussieht
wie ein gespaltenes Gehirn (nicht schlafend, sich bewegend). Hör
auf jemanden, der mit dir zu reden versucht…
    (Schweigen)
    (Es kommt aus jenem Abgrund der Nacht, er ist nackt im
Ödland, der stöhnende Eiswind seine einzige Decke, allein
ist er in der frostigen Dunkelheit unter einem Himmel aus kaltem
Obsidian:)
    Wer hat je versucht, mit mir zu reden? Wann habe ich jemals
zugehört? Wann bin ich jemals etwas anderes gewesen als nur ich
selbst, wann hat mich je etwas interessiert als nur ich
selbst?
    Das Individuum ist die Frucht des Fehlers. Deshalb hat nur der
Prozeß Gültigkeit… Wer ist es also, der für ihn
spricht?
    Der Wind heult, bar einer Bedeutung, nimmt ihm die Wärme,
nimmt ihm die Hoffnung, verteilt die Wärme seines
erschöpften Körpers über den schwarzen Himmel,
löst die salzige Flamme seines Lebens auf, erkältet bis ins
Mark, höhlt ihn aus und erschöpft

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