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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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mußtest, war das
Schiff.«
    »Natürlich mußte ich das Schiff
täuschen.« Horza zielte auf eine menschliche Figur, die
über den Schirm hinten rannte. Der Laser-Treffer war unsichtbar,
aber der Schirm registrierte ihn und ließ an seiner Stelle
weißes Licht aufblitzen. Die menschliche Figur war ins Bein
getroffen. Sie stolperte, fiel jedoch nicht: halbe Punktezahl.
»Ich wollte nur nicht riskieren, daß irgend jemand
Kraiklyn gegenüber loyal war.«
    Yalson war an der Reihe, aber sie sah Horza an, nicht den
Schirm.
    Die Sicherheitsschaltungen des Schiffs waren umgangen worden, und
jetzt war, um es kommandieren zu können, nichts weiter mehr
erforderlich als ein numerischer Code, den allein Horza kannte, und
der kleine Ring, der Kraiklyn gehört hatte. Horza hatte
versprochen, nach ihrer Ankunft auf Schars Welt werde er, wenn es
keine andere Möglichkeit gebe, den Planeten zu verlassen, den
Computer der CAT so programmieren, daß er sich nach
einer bestimmten Zeit von sämtlichen Treue-Beschränkungen
befreie.
    Sollte er also aus den Tunneln des Kommando-Systems nicht
zurückkehren, wäre die Freie Söldnertruppe nicht
gestrandet. »Du hättest es uns gesagt, Horza, nicht
wahr?« fragte Yalson. »Ich meine, du hättest uns
irgendwann reinen Wein eingeschenkt.«
    Horza wußte, sie wollte in Wirklichkeit wissen, ob er es ihr gesagt hätte. Er legte seine Waffe hin und sah ihr in
die Augen. »Sobald ich sicher gewesen wäre«, sagte er,
»sicher, was die Leute anging, sicher, was das Schiff
anging.«
    Es war die ehrliche Antwort, aber er wußte nicht recht, ob
es die beste war. Er wollte Yalson, wollte nicht nur ihre Wärme
in der roten Nacht des Schiffes, sondern auch ihr Vertrauen, ihre
Teilnahme. Aber sie verhielt sich immer noch distanziert.
    Balveda lebte noch; vielleicht wäre sie nicht mehr am Leben,
wenn es Horza nicht um Yalsons Achtung gegangen wäre. Das war
ihm klar, und es war ein bitterer Gedanke, denn er kam sich dabei
billig und grausam vor. Das Schlimmste war seine Unsicherheit. Er
konnte zu keinem Schluß kommen, ob die kalte Logik dieses
Spiels diktierte, daß die Kultur-Frau starb oder daß sie
am Leben blieb, und ob er, hätte er ihren Tod als Notwendigkeit
erkannt, sie kaltblütig hätte töten können. Er
hatte es durchdacht, und er wußte es immer noch nicht.
Hoffentlich erriet keine der beiden Frauen, daß ihm solche
Gedanken durch den Kopf gegangen waren.
    Kierachell war ein weiteres Problem. Es war absurd, sagte er sich,
daß er sich zu einer solchen Zeit über seine
persönlichen Angelegenheiten Sorgen machte, aber er konnte nicht
aufhören, an die Wandler-Frau zu denken. Je näher sie
Schars Welt kamen, desto mehr Erinnerungen an sie stiegen in ihm hoch
und desto realer wurden die Erinnerungen. Er versuchte, sich nicht zu
sehr hineinzusteigern, er rief sich die Langeweile des einsamen
Wandler-Vorpostens auf dem Planeten zurück, die Ruhelosigkeit,
die ihn dort sogar in Kierachells Gesellschaft gequält hatte.
Und doch träumte er von ihrem scheuen Lächeln und
hörte ihre leise Stimme in all ihrer fließenden Anmut mit
dem Herzweh der ersten Liebe eines Jünglings. Manchmal
fürchtete er, Yalson spürte es, und etwas in seinem Innern
wand sich vor Scham.
    Yalson zuckte die Achseln, nahm ihr Gewehr an die Schulter und
schoß auf den vierbeinigen Schatten auf dem Übungsschirm.
Er blieb ruckartig stehen, fiel um und schien sich in dem schattigen
Boden am unteren Rand des Schirms aufzulösen.
     
    Horza hielt Vorträge.
    Er kam sich dabei vor wie ein Gastdozent an einem College, aber er
hatte das Gefühl, den anderen erklären zu müssen,
warum er tat, was er tat, warum die Wandler die Idiraner
unterstützen, warum er an das, wofür er kämpfte,
glaubte. Er nannte es Einsatzbesprechungen, und es ging ja auch um
Schars Welt und das Kommando-System, seine Geschichte, Geographie und
so weiter, aber er schloß (durchaus absichtlich) immer damit,
daß er über den Krieg im allgemeinen oder über
Aspekte des Krieges sprach, die mit dem Planeten, dem sie sich
näherten, in gar keinem Zusammenhang standen.
    Die Tarnung als Einsatzbesprechung gab ihm einen guten Vorwand,
Balveda auf ihre Kabine zu beschränken, während er, in der
Messe auf- und abschreitend, zu den Mitgliedern der Freien
Söldnertruppe sprach. Er wollte nicht, daß sich seine
Reden in Diskussionen verwandelten.
    Mit Perosteck Balveda hatte es keine Schwierigkeiten gegeben. Sie
hatten ihren Anzug, ein paar harmlos aussehende

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