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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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machte die
Anzug-Laser schußbereit. Die Gasdüsen stellte er ab. Was
auch hinter ihm her sein mochte, er bezweifelte, daß er
fähig sein würde, ihm davonzulaufen. Von neuem wurde er
schwerelos. Das kleine rote Licht blitzte weiter auf der
Sichtscheibe. Horza betrachtete die Innenschirme. Die Quelle der
Signale näherte sich im Realraum mit etwa 0,01
Lichtgeschwindigkeit auf einem gekrümmten Kurs. Das Radar war
Niedrigfrequenz und nicht besonders stark – alles war zu
Low-Tech, um entweder der Kultur oder den Idiranern zu gehören.
Horza befahl dem Anzug, das Peilbild zu löschen, holte die
optischen Verstärker vom oberen Rand der Sichtscheibe herunter,
schaltete sie ein und zielte auf die Stelle, von der die Radarsignale
gekommen waren. Ein Dopplereffekt in den Signalen, die immer noch auf
einem der kleinen Innenschirme des Helms zu sehen waren,
verkündete, daß der Gegenstand, der sie produzierte,
langsamer wurde. Sollte er nicht abgeschossen, sondern aufgenommen
werden?
    Etwas schimmerte verschwommen im Feld der Verstärker. Die
Radarsignale hörten auf. Der Gegenstand war jetzt sehr nahe.
Horzas Mund wurde trocken, und seine Hände bebten in den
schweren Handschuhen des Anzugs. Das Bild in den Verstärkern
erlosch explosionsartig. Er schob sie wieder nach oben und blickte in
die Sternenfelder und die tintige Nacht hinaus. Etwas Schwarzes raste
vollkommen lautlos vor dem Hintergrund des Himmels durch sein
Sichtfeld. Horza schlug auf den Knopf, der das Nadel-Radar des Anzugs
anstellte, und versuchte dem Ding, das, die Sterne verdeckend, an ihm
vorbeisauste, zu folgen. Doch es gelang ihm nicht, und so gab es
keine Möglichkeit, festzustellen, wie nahe es ihm gekommen oder
wie groß es war. Es geriet ihm in den Räumen zwischen den
Sternen aus den Augen. Da flammte die Dunkelheit vor ihm
plötzlich auf. Wahrscheinlich kehrte er um. Der Radar-Puls kam
tatsächlich wieder.
    »Ziel…«
    »Ruhig«, sagte Horza und überprüfte die
Plasma-Pistole. Der dunkle Umriß wurde größer. Er
kam beinahe genau auf ihn zu. Die Sterne um ihn schwankten und wurden
heller. Das war der Linseneffekt eines ungenau eingestellten
Warp-Motors im Auslaufen. Horza sah das Ding näherkommen. Wieder
hörten die Radar-Signale auf. Er schaltete sein eigenes
Gerät ein. Der Nadelstrahl tastete das Fahrzeug vor ihm ab. Als
Horza sich das resultierende Bild auf einem der Innenschirme ansehen
wollte, flackerte es und verschwand. Das Zischen und Summen des
Anzugs verstummte, und die Sterne begannen zu verblassen.
    »Abzapfender/Effektor/Wirk…«, sagte der Anzug, und
dann wurden er und Horza schlaff und bewußtlos.
     
    Unter ihm war etwas Hartes. Sein Kopf schmerzte. Er konnte sich
nicht erinnern, wo er war oder was er hätte tun sollen. Er
wußte nur noch seinen Namen. Bora Horza Gobuchul, Wandler von
dem Asteroiden Heibohre, zuletzt von den Idiranern in ihrem heiligen
Krieg gegen die Kultur beschäftigt. Doch in welchem Zusammenhang
stand das mit dem Schmerz in seinem Schädel und dem harten,
kalten Metall unter seiner Wange?
    Es hatte ihn schwer erwischt. Zwar konnte er immer noch nichts
sehen oder hören oder riechen, aber er wußte, es war etwas
Schlimmes passiert, etwas, das beinahe zu seinem Tod geführt
hätte. Er versuchte, sich die Ereignisse ins Gedächtnis
zurückzurufen. Wo war er zuletzt gewesen? Was hatte er
getan?
    Die Hand Gottes 137! Sein Herz machte einen Satz, als es
ihm einfiel. Er mußte das Schiff verlassen! Wo war sein Helm?
Warum war Xoralundra weggegangen? Wo blieb das blöde Medjel mit
seinem Helm? Hilfe!
    Er stellte fest, daß er sich nicht bewegen konnte.
    Auf jeden Fall war das hier nicht Die Hand Gottes 137 oder
sonst ein idiranisches Schiff. Das Deck, falls es ein Deck war,
fühlte sich hart und kalt an, und die Luft roch verkehrt. Jetzt
konnte er auch Leute reden hören. Aber immer noch sah er nichts.
Er wußte nicht, ob seine Augen offenstanden und er blind war,
oder ob sie geschlossen waren und er sie nicht öffnen konnte. Er
versuchte, die Hände an sein Gesicht zu führen, um das
festzustellen, aber nichts wollte sich bewegen.
    Die Stimmen waren menschlich. Es waren mehrere. Sie sprachen
Marain, die Sprache der Kultur, doch das hatte nicht viel zu
bedeuten. In den letzten paar Jahrtausenden hatte sich Marain in der
Galaxis immer stärker als Zweitsprache ausgebreitet. Horza
konnte sie sprechen und verstehen, obwohl er sie nicht mehr benutzt
hatte, seit… nun, seit er mit Balveda gesprochen hatte,

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