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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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aber
davor seit langer Zeit nicht mehr. Arme Balveda. Die Leute hier
plauderten miteinander, und es gelang ihm nicht, einzelne Wörter
auszumachen. Er versuchte, die Augenlider zu bewegen, und
schließlich fühlte er etwas. Immer noch hatte er keine
Ahnung, wo er sein mochte.
    All diese Dunkelheit… Dann kamen ihm undeutliche
Erinnerungen, daß er in einem Anzug steckte und eine Stimme ihm
etwas über Ziele oder dergleichen erzählte. Wie ein Schock
kam die Erkenntnis, daß er gefangengenommen oder gerettet
worden war. Er vergaß sein Vorhaben, die Augen zu öffnen,
und konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, zu verstehen, was die
Leute in seiner Nähe sagten. Er hatte Marain erst vor kurzem
benutzt, er konnte es schaffen. Er mußte es schaffen. Er
mußte es wissen.
    »… zwei Wochen lang in dem gottverdammten System, und
alles, was wir kriegen, ist irgendein alter Mann in einem
Raumanzug.« Das war die eine Stimme. Weiblich, vermutete er.
    »Was, zum Teufel, hast du erwartet? Ein
Kultur-Sternenschiff?« Männlich.
    »Ach, Scheiße, ein Stückchen von
einem.« Wieder die weibliche Stimme. Gelächter.
    »Das ist ein guter Anzug. Sieht nach Rairch aus. Ich glaube,
den nehme ich für mich.« Eine weitere männliche
Stimme. Kommandoton, unmißverständlich.
    »…« Nicht verstanden. Zu leise.
    »Sie passen sich an, Idiot.« Wieder ›der
Mann‹.
    »… Stückchen von idiranischen und Kultur-Schiffen
würden überall herumtreiben, und wir könnten…
dieser Bug-Laser… und er ist immer noch im Arsch.« Eine
Frau, eine andere.
    »Unser Effektor kann ihn ja nicht beschädigt haben,
oder?« Eine weitere männliche Stimme, jung klingend,
unterbrach, was die Frau sagte.
    »Er stand auf Saugen, nicht auf Blasen«, stellte der
Kapitän – oder was er sein mochte – fest. Wer waren diese Leute?
    »… viel weniger als der Opa da drüben«,
erklärte einer der Männer. Sie sprachen über ihn! Er
gab sich Mühe, kein Lebenszeichen von sich zu geben. Erst jetzt
wurde ihm klar, daß man ihn natürlich aus dem Anzug geholt
hatte. Er war ein paar Meter von den Leuten entfernt, die
wahrscheinlich im Kreis um den Anzug standen; einige drehten ihm den
Rücken zu. Horza lag mit einem Arm unter seinem Körper, auf
der Seite, nackt, das Gesicht ihnen zugedreht. Der Kopf tat ihm immer
noch weh, und er spürte, daß ihm Speichel aus dem
halbgeöffneten Mund tröpfelte.
    »… eine Art von Waffe dabei. Sehen kann ich sie
allerdings nicht«, sagte ›der Mann‹, und seine Stimme
veränderte sich, als habe er beim Sprechen die Position
gewechselt. Offenbar konnten sie die Plasma-Pistole nicht finden. Das
waren Söldner. Es mußten Söldner sein. Kaperer.
    »Darf ich deinen alten Anzug haben, Kraiklyn?« Der junge
Mann.
    »Das wär’s dann.« Die Stimme ›des
Mannes‹ klang, als stehe er aus der Hocke auf oder drehe sich
herum. Anscheinend hatte er den vorherigen Sprecher ignoriert.
»Es mag ja eine kleine Enttäuschung sein, aber immerhin
haben wir seinen Anzug erbeutet. Wir machen besser, daß wir
wegkommen, bevor die großen Jungen aufkreuzen.«
    »Was nun?« Wieder eine der Frauen. Horza gefiel ihre
Stimme. Er wünschte, er könnte seine Augen öffnen.
    »Dieser Tempel. Müßte ein Kinderspiel sein, auch
ohne den Bug-Laser. Nur zehn Tage von hier. Wir werden unsere Mittel
mit ihren Altarschätzen ergänzen und dann auf Vavatch ein
paar schwere Waffen kaufen. Dort können wir all unser unredlich
erworbenes Gut ausgeben.« ›Der Mann‹ – Krakeline
oder wie sein Name lautete – hielt inne. Er lachte. »Doro,
mach kein so ängstliches Gesicht. Es wird einfach gehen. Sobald
wir reich sind, wirst du dankbar sein, daß ich von diesem Ort
gehört habe. Die gottverdammten Priester tragen nicht einmal
Waffen. Fix rein, fix…«
    »Und raus. Ja, wir wissen Bescheid.« Die Stimme einer
Frau, der netten. Horza nahm jetzt Licht wahr. Einen rötlichen
Schein vor seinen Augen. Der Kopf tat ihm immer noch weh, aber er kam
zu sich. Er überprüfte seinen Körper, rief die Daten
der Feedback-Nerven ab, um seinen physischen Zustand beurteilen zu
können. Unter normal, und vollkommen erholt würde er erst
sein, wenn die letzten Wirkungen seiner geriatrischen Erscheinung
verblaßt waren, in ein paar Tagen – falls er so lange am
Leben blieb. Er hatte den Verdacht, daß sie ihn bereits
für tot hielten.
    »Zallin«, sagte ›der Mann‹, »wirf den
Abfall weg!«
    Schritte näherten sich. Horza öffnete mit einem Ruck die
Augen. ›Der Mann‹

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