Bedenke Phlebas
Anzug
scheuerte ihn bereits.
Wolken füllten den Kabinenschirm mit Grau.
»Da ist es!« rief Kraiklyn und versuchte gar nicht erst,
die Aufregung aus seiner Stimme herauszuhalten. Er war beinahe eine
Viertelstunde lang ruhig gewesen, und die Leute hatten angefangen,
nervös zu werden. Die Fähre hatte ein paar Kurven
beschrieben, hierhin und dahin, offenbar auf der Suche nach der Olmedreca. Manchmal war der Schirm klar gewesen und hatte
Wolkenschichten unter ihnen gezeigt, manchmal füllte er sich mit
grauem Nebel, wenn sie in eine neue Bank oder Säule aus
Wasserdampf eindrangen. Einmal hatte er sich mit Eis überzogen.
»Ich kann die Turmspitzen sehen!«
Die Mitglieder der Truppe standen von ihren Plätzen auf und
drängten sich in der Kabine nach vorn, um näher an den
Schirm heranzukommen. Nur Lamm und Jandraligeli blieben sitzen.
»Es wurde auch, verdammt noch mal, Zeit«, erklärte
Lamm. »Warum, zum Teufel, hast du die ganze Zeit nach etwas
suchen müssen, das vier Kilometer lang ist?«
»Das ist nicht so einfach, wenn man kein Radar hat«,
meinte Jandraligeli. »Ich bin schon dankbar, daß wir das
verdammte Ding nicht gerammt haben, als wir durch diese
schrecklichen Wolken flogen.«
»Scheiße.« Lamm inspizierte noch einmal sein
Gewehr.
»… Seht euch das an!« japste Neisin.
Durch eine Wüste aus Wolken bewegte sich die Olmedreca wie ein riesiger Canon, der in einen Planeten aus Wasserdampf
gerissen ist, durch Kilometer von Ebene und in einem Raum so lang und
breit, daß sich der Blick selbst in der klaren Luft zwischen
den aufgetürmten Wolken eher verlor, als daß er
endete.
Die unteren Ebenen ihres Aufbaus waren in den Nebelbänken
über dem Meer völlig verborgen, aber von ihren unsichtbaren
Decks stiegen gewaltige Türme und Gebilde aus Glas und
Leichtmetall Hunderte von Metern in die klare Luft empor. Scheinbar
ohne Verbindungsstücke glitten sie langsam über die ebene
Oberfläche der niedrigen Wolkenbank wie Figuren auf einem
endlosen Spielbrett. Die Sonne von Vavatchs System, die durch
Wolkenschichten zehn Kilometer weiter oben schien, warf ihre matten
und wässerigen Schatten auf die undurchsichtige Nebeldecke.
Sich durch die Luft bewegend, hinterließen diese riesigen
Türme Fetzen und Streifen von Wasserdampf, der von dem
gewaltigen Schiff unter ihnen aus der glatten Oberfläche des
Nebels gepflügt wurde. In den kleinen freien Stellen, die die
Türme und höheren Ebenen des Aufbaus in dem Nebel
ließen, waren niedrigere Ebenen zu erkennen: Verbindungsstege
und Promenaden, die miteinander verbundenen Bogen einer
Einschienenbahn, Schwimmbecken und kleine Parks mit Bäumen,
sogar ein paar Ausrüstungsgegenstände wie kleine Flieger
und winzige, puppenhausähnliche Möbel. Sobald Auge und
Gehirn die Szene begriffen, konnten sie aus dieser Höhe die
Ausbuchtung erkennen, die das Schiff in der Oberfläche der
Wolken machte – eine leicht erhabene Stelle in dem Nebel, die
vier Kilometer lang, beinahe drei breit und wie ein gedrungenes,
spitzes Blatt oder eine Pfeilspitze geformt war.
Die Fähre ging tiefer. Die Türme mit ihren glitzernden
Fenstern, ihren Hängebrücken, Landeplätzen für
Flieger, Antennen, Geländern, Decks und flatternden Zeltbahnen
segelten stumm und dunkel an ihr vorbei.
»Sieht aus, als hätten wir einen ganz schönen
Marsch bis zum Bug, Leute«, stellte Kraiklyns Stimme sachlich
fest.
»Unter diesem ganzen Zeug kann ich nicht landen. Immerhin
sind wir noch gut hundert Kilometer vom Randwall entfernt, so
daß wir massenhaft Zeit haben. Und das Schiff fährt auch
nicht auf geradem Weg darauf zu. Ich bringe uns so nahe heran, wie es
geht.«
»Scheiße. Da haben wir’s«, stellte Lamm
ärgerlich fest. »Ich hätte es mir denken
können.«
»Ein langer Marsch bei dieser Schwerkraft ist genau, was ich
brauche«, sagte Jandraligeli.
»Es ist groß!« Lenipobra starrte immer noch
auf den Schirm. »Das Ding ist riesig!« Er
schüttelte den Kopf. Lamm stand von seinem Platz auf, schob den
Jungen aus dem Weg und hämmerte gegen die Tür, die zum
Flugdeck des Shuttle führte.
»Was ist?« fragte Kraiklyn über den
Kabinenlautsprecher. »Ich suche nach einem Platz zum Landen.
Wenn du das bist, Lamm, setz dich wieder hin!«
Lamm betrachtete die Tür mit einem Gesicht, das erst
Überraschung, dann Verärgerung ausdrückte. Er
schnaubte und ging zu seinem Platz zurück, sich wieder an
Lenipobra vorbeischiebend. »Bastard«, murmelte er, dann
ließ er die Sichtscheibe
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