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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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Nachttisch lag.
    »Wie bitte?«
    Sie sah ihn an. Er war den Tränen nahe und sah kläglich aus.
    »Wirklich nicht«, sagte sie. »Wie kannst du nur so etwas Dummes fragen?«
    »Ich weiß nicht. Wenn ich mir das vorstelle, wird mir ganz schwarz vor Augen, und vor mir tut sich ein Abgrund auf.«
    »Liebster …«
    Sie legte das Buch beiseite, rutschte zu ihm rüber, hielt ihn ganz fest und legte ihr Kinn auf seine Schulter.

48
    Anna ließ die Klingel nicht los, eine deutliche Provokation in einem Land, in dem das kollektive Streben auf gütliche Einigung und Unterordnung hinauslief.
    »Ich komme ja schon …«
    Erik Månsson öffnete die Tür, und Anna schob sich an ihm vorbei in die Wohnung. In der Diele hielt sie inne und drehte sich um. Ihre Augen funkelten, der Ärger hatte sich im Laufe eines ganzen Tages in ihr aufgestaut.
    »Was führst du eigentlich im Schilde?«
    Ganz gegen den Rat ihrer Mutter schwang in ihrer Stimme keinerlei Versöhnlichkeit mit.
    »Ich verstehe nur Bahnhof«, erwiderte Erik amüsiert.
    »Warum meldest du dich bei meinem Mann und tust so, als wolltest du unser Auto kaufen? Lass uns in Ruhe. Du hast in meiner Welt nichts verloren. Wann kapierst du das endlich?«
    »Tee?«
    Anna stutzte. Sie glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
    »Ich wollte gerade eine Tasse trinken«, sagte Erik und ging in die Küche.
    Anna folgte ihm in einigem Abstand.
    »Erik, hörst du, was ich sage?«
    Er füllte den Wasserkocher und steckte den Stecker in die Steckdose.
    »Das lässt sich nur schwer vermeiden, so wie du schreist«, sagte er gelassen.
    Anna knallte die Handfläche fest an die Wand.
    »Erik, hör mir jetzt zu, und zwar aufmerksam, kapiert?«
    Sie hob warnend einen Finger.
    »Wenn du dich meiner Familie noch einmal näherst, dann bringe ich dich um, ist das klar?«
    »Du drohst mir«, stellte er fest. »Aufregend.«
    Anna zitterte vor Wut.
    »Was willst du? Was soll das? Ich bin nicht interessiert, das habe ich gesagt. Habe ich deine männliche Eitelkeit verletzt? Sag mir, was ich getan habe!«
    Erik sah sie an und nahm dann eine Schachtel mit Teebeuteln aus dem Fach über dem Kühlschrank.
    »Willst du wirklich keinen?«
    »Erik, ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. In keiner Weise.«
    »Und trotzdem bist du hier«, stellte er fest.
    Anna holte tief Luft.
    »Ich bin hierhergekommen, um endgültig einen Schlussstrich unter die Sache zu ziehen. Ich will weder, dass du mich anrufst, noch, dass du mir mailst oder dich auf andere Weise mit mir oder meiner Familie in Verbindung setzt, kapiert?«
    Der Wasserkocher begann zu brodeln. Anna befürchtete plötzlich, dass Erik auf die Idee kommen könnte, ihr das kochende Wasser ins Gesicht zu gießen. Sie trat einen halben Schritt Richtung Diele zurück und verlegte sich auf eine versöhnlichere Strategie.
    »Erik. Ich meine es nur gut. Ich will nicht streiten. Was kann ich nur tun, damit du nicht verletzt bist? Sag mir, wodurch ich dich verletzt habe. Bitte, erzähl es mir. Ich verspreche dir, alles zu tun, um es wieder in Ordnung zu bringen. Wenn du mich nur in Frieden lässt.«
    Er trat ans Küchenfenster und schaute auf die Straße.
    »Ich habe keine Kraft mehr«, sagte Anna. »Es war eine fantastische Nacht in Mölle, das stimmt. Unsere Treffen hier waren es auch. Aber ich bin verheiratet, glücklich verheiratet. Wir haben eine Tochter. Du und ich, das war etwas anderes, das musst du verstehen. Bitte, Erik, ich bitte dich, lass mich in Frieden.«
    Der Wasserkocher stellte sich mit einem Klicken automatisch ab. Erik trat an die Spüle und goss Wasser in eine Tasse. Er tauchte den Teebeutel immer wieder ein und lächelte, als würde er die Situation genießen.
    »Erik, was hast du vor?«, sagte sie und musste sich anstrengen, gelassen zu klingen.
    »Im Augenblick mache ich Tee.«
    »Hör auf, ich bitte dich.«
    »Du bittest mich?«
    »Mein Leben ist auch so schon kompliziert genug. Es tut mir wahnsinnig leid, falls ich dich irgendwie verletzt haben sollte. Wirklich.«
    »Wirklich?«, machte Erik sie nach und lächelte sie an.
    »Bitte, ich kann so nicht weitermachen.«
    »Komm«, sagte er und ging in das kombinierte Wohn- und Schlafzimmer.
    Anna folgte ihm zögernd, hielt aber in der Tür inne.
    »Erik, bitte, rede mit mir. Sag mir, was ich tun soll.«
    Er stellte den Tee aufs Fensterbrett neben die einzige, halb tote Topfpflanze in der Wohnung und trat ans Bücherregal.
    »Komm.«
    »Nein, Erik. Ich komme nicht. Ich bin nicht

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