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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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unmissverständlich genug gewesen? Oder hatte sie etwas gesagt, was er falsch verstehen konnte? Nein.
    Sie hatte sich eindeutig ausgedrückt und ihm gleichzeitig ein freundliches Friedensangebot gemacht. Jetzt war Erik an der Reihe, darauf einzugehen.

43
    Hallo, Erik. Ich bin’ s … Es tut mir wahnsinnig leid, wenn ich dich verletzt habe. Das war nicht meine Absicht … Es ist besser, wenn ich dich anrufe …
    Was sollte das? Erst ihr falsches Mitgefühl, dann diese gekünstelte Munterkeit.
    Ruf mich nicht an, ich rufe dich an, das hatte sie gesagt.
    Nun denn. Er würde sich nicht mehr anstrengen. Bildete sie sich etwa ein, dass er neben dem Telefon saß und wartete? Wie eingebildet war sie eigentlich?

44
    Anna nahm weit hinten im Bus Platz und holte ihr Handy aus der Tasche. Keine verpassten Anrufe. Erik hatte nicht zurückgerufen. Sie hatte zwar gesagt, dass sie es noch einmal probieren würde, aber vielleicht wäre es ratsam, das zu unterlassen. Lieber keine schlafenden Hunde wecken.
    Anna schämte sich. Mit ihrem Vorwurf, er stelle ihr nach, hatte sie seine Eitelkeit verletzt. Anstatt ihn sofort abzuweisen, hatte sie mit Erik Månsson geschlafen, und das nicht nur einmal, sondern dreimal. Viermal, genau genommen, wenn man den Quickie im Auto oben auf dem Berg mitzählte.
    Wie sollte sie Erik nur klarmachen, dass sie keinen Kontakt mehr zu ihm wünschte, ohne ihn dabei zu kränken?
    Als der Bus am Sofiero Slott hielt, war Anna zu dem Entschluss gelangt, den Stier bei den Hörnern zu packen. Der Spaziergang von fünfzehn Minuten würde ihr genügend Zeit geben, sich zu sammeln.
    Sie stieg aus, nahm ihr Handy aus der Tasche und wählte Eriks Nummer. Es klingelte. Einmal, ein zweites Mal. Beim dritten Klingeln antwortete Erik.
    »Ja?«
    Seine Stimme klang gereizt, als störe sie ihn gerade bei irgendwas. Im Hintergrund war ein Rauschen zu hören.
    »Hallo, ich bin’s.«
    »Ich kann gerade nicht reden. Ich bin im Auto unterwegs.«
    Anna kam sich lächerlich vor. Wie rasch sich doch die Machtverhältnisse verschieben konnten. Das war fast unheimlich.
    »Natürlich, ich …«
    »Ruf mich in einer Stunde an.«
    Stille.
    »Hallo? Erik?«
    Anna schaute auf das Display. Das Gespräch war unterbrochen. Hatte er einfach aufgelegt? Sie öffnete die Gesprächsliste, um seine Nummer zu löschen, als ein lautes Hupen sie aufschreckte.
    Sie drehte sich um und sah ihr eigenes Auto. Ihr Blick fiel automatisch auf den Beifahrersitz, weil sie erwartete, dort Hedda zu sehen. Stattdessen saß dort ihr Ehemann und winkte fröhlich. Sie schaute auf die Fahrerseite.
    Erik Månsson lächelte sie an.
    Ihr Mann ließ das Seitenfenster herunter.
    »Hallo, Liebling! Was machst du denn hier?«
    »Was? Ich? Ich bin nur etwas früher aus dem Bus ausgestiegen, weil ich einen Spaziergang machen wollte. Bei dem schönen Wetter, ich …«
    »Das ist Erik«, sagte Lukas und lehnte sich zurück.
    Erik beugte sich über die Gangschaltung und hob die Hand.
    »Hallo!«
    »Er ist an dem Wagen interessiert«, erklärte Lukas. »Wir machen gerade eine Probefahrt.«
    Anna nickte schweigend. Sie bekam kein Wort über die Lippen. Ob Lukas gesehen hatte, dass sie telefoniert und gleichzeitig mit Erik aufgelegt hatte? Das konnte ihm eigentlich nicht entgangen sein. Er war einfach nur zu gutgläubig, um einen Zusammenhang herzustellen. Dazu bestand ja auch eigentlich keinerlei Veranlassung. Er traute seiner Frau eine solche Gemeinheit einfach nicht zu.
    »Steig ein«, sagte Lukas.
    Anna brach der kalte Schweiß aus.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie und suchte nach einer Ausrede. »Ich wollte noch rasch einkaufen gehen.«
    »Steig ein, wir wollen nur eben noch rasch Hedda am Stall absetzen.«
    Lukas deutete mit dem Daumen über die Schulter. Erst jetzt entdeckte Anna ihre Tochter auf der Rückbank. Sie sah fröhlich und glücklich aus. Anna hätte sie am liebsten aus dem Auto gezerrt.
    Lukas wandte sich an ihre Tochter.
    »Rück beiseite, Kleine, damit Mama Platz hat.«
    Anna blieb nichts anderes übrig. Sie öffnete die Autotür und setzte sich wie eine Fremde auf den Rücksitz ihres eigenen Autos. Sie saß in der Falle, konnte nichts tun. Sie strich Hedda über die Wange.
    »Hallo, Liebling.«
    Hedda wehrte sich, als sei sie plötzlich zu groß für diese Nähe, zumindest im Beisein eines Außenstehenden. Erik fuhr wieder an.
    »Das ist wirklich ein ausgezeichnetes Familienauto«, sagte Lukas. »Auf dem Rücksitz können locker drei Erwachsene sitzen. Und der

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