Bedroht
interessiert.«
»Hör auf, dauernd meinen Namen zu sagen, als wolltest du mir was verkaufen. Ich will dir was zeigen. Komm.«
»Ich betrete dieses Zimmer nie wieder.«
»Und warum nicht? Traust du deiner eigenen Standhaftigkeit nicht? Bist du deswegen hier? Hoffst du, dass ich dich ficke?«
»Wenn du mich auch nur anfasst, zeige ich dich an«, sagte sie scharf.
Erik streckte die Hand aus und schob ein T-Shirt beiseite, das nachlässig ins Bücherregal geknüllt lag.
»Weißt du, was das da ist?«, sagte er und deutete lächelnd auf einen würfelförmigen Gegenstand aus schwarzem Plastik.
Anna antwortete nicht. Erik legte das T-Shirt sorgsam wieder zurück, sodass es wieder aussah, als läge es rein zufällig dort.
»Das ist eine Webkamera.«
Er nahm die Tasse von der Fensterbank und trat an den Schreibtisch. Er klappte seinen Laptop auf, betätigte ein paar Tasten und drehte den Monitor in Annas Richtung. Sie hörte sich selbst, sah sich selbst. Wogender Busen und lautstarkes Liebesspiel. Erik nippte an seinem Tee und klappte den Laptop zu.
»Tja, du warst ja dabei, also kennst du es bereits.«
Anna stand mit hängenden Schultern und krebsrotem Gesicht da.
»Du … du …«
»Ich weiß, die Tonqualität lässt zu wünschen übrig. Aber die Schärfe ist erstaunlich gut.«
»Ich zeige dich an. Das ist mein Ernst. Jetzt reicht’s. Du gehörst doch hinter Schloss und Riegel.«
Sie ging auf den Schreibtisch zu. Erik verstellte ihr den Weg.
»Weg da«, sagte Anna. »Ich nehme den Computer mit. Ich beschlagnahme deinen Computer.«
Sie zitterte vor Wut.
»Du hast kein Recht, mich heimlich zu filmen«, fuhr sie fort und bohrte Erik den Zeigefinger in die Brust.
»Im Gegenteil«, erwiderte er. »Ich habe jedes Recht dazu, da ich selbst aktiv beteiligt war. Hingegen habe ich nicht das Recht, den Film zu verbreiten.«
»Ich will, dass du die Datei sofort löschst. Das ist ein Übergriff, sexuelle Belästigung.«
Erik hob die Tasse an die Lippen und trank.
»Du löschst das jetzt sofort«, wiederholte Anna. »Hörst du? Ich zeige dich wegen Vergewaltigung an.«
»Das dürfte dir schwerfallen. Man hört eine ganze Menge in diesem Film, aber kein einziges Nein.«
»Du bist … krank. Das ist es. Ich bin hierhergekommen, um ein klärendes Gespräch zu führen, in der Absicht, in Freundschaft auseinanderzugehen. Aber jetzt werde ich dich anzeigen.«
Erik stellte die Tasse beiseite.
»Der Schluss ist am besten«, sagte er. »Wo du dich über meine, wie soll ich sagen, außergewöhnliche Ausstattung auf diesem Gebiet auslässt. Da hat man fast das Gefühl, du würdest mich mit jemandem vergleichen, der deine Wünsche nicht ganz erfüllt.«
Anna schüttelte den Kopf, atemlos, als hätte sie vergessen, wie man die Lungen mit Sauerstoff füllt.
49
Der Mann, der in seinem drehbaren Bürostuhl lümmelte, führte den Titel Kriminalkommissar, stellte sich aber als Karlsson vor. Einen Vornamen nannte er nicht. Er sprach den zähen Helsingborger Dialekt, versuchte aber gleichzeitig, den Mann von Welt zu mimen, den so schnell nichts Menschliches beeindruckte.
»Sie sagen also, dass Sie nichts tun können?«, fasste Anna zusammen. »Dass ich keine Rechte habe?«
»So ist es«, meinte Karlsson. »Sollte der Bursche auf die Idee kommen, die Aufnahme zu verbreiten, dann wäre es etwas anderes. Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, hat er den Film zu seinem eigenen Vergnügen aufgenommen.«
»Und das darf er, wenn ich Sie richtig verstanden habe?«
»Rein rechtlich ist es erlaubt, da er selbst daran beteiligt ist, um es einmal so auszudrücken. Wenn Sie beide nicht gewusst hätten, dass Sie heimlich von einer dritten Person gefilmt werden, wäre es was anderes.«
Anna schüttelte den Kopf.
»Das ist doch verrückt.«
Karlsson zuckte mit den Achseln.
»Gesetzesänderungen auf diesem Gebiet werden diskutiert, aber die Medienfritzen schlagen Radau, weil sie meinen, das schränke die Pressefreiheit ein. Und wo diese Diskussion hinführt, weiß man ja …«
Anna verstand die Anspielung nicht und zog fragend die Brauen hoch.
»Dass sie jeden Blödsinn schreiben und behaupten dürfen, ohne an die Folgen denken zu müssen«, stellte Karlsson fest.
»Ich bin selbst Journalistin und weiß nicht, ob ich Ihnen da beipflichten kann.«
Karlsson nahm eine aufrechtere Haltung an.
Anna machte eine abwehrende Handbewegung, wollte nicht von ihrem Anliegen abschweifen.
»Ich kann also nichts machen?«
»Nicht, solange
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