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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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er den Film nicht verbreitet oder damit droht, es zu tun.«
    »Warum sollte er ihn sonst aufgenommen haben?«
    Kriminalkommissar Karlsson kratzte sich im Nacken.
    »Vermutlich will er sich dabei einen runterholen.«
    Anna behagte diese Vorstellung gar nicht.
    »Und wenn er den Film jetzt doch im Internet verbreitet?«, sagte sie. »Und behauptet, jemand hätte sich in seinen Computer gehackt oder dieser sei gestohlen worden …«
    Karlsson beugte sich vor und faltete die Hände auf dem Tisch.
    »Sie sind nicht die Erste, der so etwas zustößt. Mein persönlicher Rat ist, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Wenn Sie sich mit ihm anlegen, finden Sie den Film garantiert auf einer einschlägigen Spannerhomepage wieder. Und dort kriegen Sie ihn nie wieder gelöscht, egal, an welche Instanz Sie sich wenden.«
    »Und was ist mit dem anderen?«, fragte Anna. »Dass er anruft, mailt und überall auftaucht?«
    Karlsson zuckte mit den Achseln.
    »Sie können ihn wegen Belästigung anzeigen. Aber dann wird es öffentlich.«
    »Was soll ich tun?«
    »Schwer zu sagen. Ist der Typ verrückt oder einfach nur unglücklich verliebt?«
    »Ich weiß es nicht. Sowohl als auch, nehme ich an.«
    »Kann man mit ihm reden?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie einen Bruder oder guten Freund, der diesem Knaben mal gehörig die Meinung sagen kann?«
    »Sie meinen, jemanden, der ihn einschüchtern könnte? Nein.«
    »Entschuldigen Sie, das war eine dumme Idee. Ich kann schließlich nicht zu Selbstjustiz raten. Ich wollte damit auch nur sagen, dass diese Kerle, wenn er denn zu dieser Gruppe zählt, häufig ziemliche Waschlappen sind. Frauen gegenüber sind sie taff, aber wenn sie an einen Mann geraten, verlässt sie ganz schnell der Schneid.«
    Karlsson betrachtete die entmutigte Frau, die ihm gegenübersaß.
    »Wissen Sie, was?«, sagte er. »Wir machen Folgendes. Ich rede morgen früh mal mit ihm. Wäre doch gelacht, wenn man diesen Typen nicht zur Vernunft bringen könnte! Einverstanden?«

50
    »Und wenn er den Film ins Netz stellt? Was mache ich dann?«
    Sie starrte vor sich hin. Ihre Mutter hatte ausnahmsweise keine beruhigenden oder klugen Worte parat.
    »Das darf er nicht«, sagte Kathrine. »Das kann er nicht. Das wäre doch eine Straftat, nicht wahr?«
    »Das würde Lukas mir nie verzeihen«, sagte Anna wie zu sich selbst. »Und Hedda würde davon erfahren. Alle ihre Freundinnen auch.«
    Sie sah ihre Mutter an.
    »Wir müssen umziehen«, sagte sie. »Wir können hier nicht wohnen bleiben.«
    »So ein Unsinn. Du bist nicht die einzige Person auf dieser Welt …«
    »Aber egal, wohin wir ziehen«, fuhr Anna wie in Trance fort, »es wird niemals weit genug sein. Das wird mich bis an mein Lebensende verfolgen.«
    »Na, na, na. Erstens ist noch nichts im Internet aufgetaucht, und zweitens gibt es sicher Mittel und Wege, solche Filme zu löschen. Und wer schaut sich solche Seiten überhaupt an? Das sagt ja mehr über solche Leute als über dich.«
    Sie schwiegen.
    »Vielleicht solltest du es Lukas doch erzählen«, meinte Kathrine schließlich. »Damit er es von dir erfährt. Und was ist zum Beispiel mit den Chefs von diesem Typen?«, sagte Kathrine. »Bist du denen nicht in Mölle begegnet? Kannst du dich nicht an die wenden?«
    »Er arbeitet nicht mehr dort. Er hat gekündigt, oder sie haben ihn gefeuert. Und seiner Auffassung nach ist das meine Schuld. Es gibt dieses Video, und es wird es immer geben. Es spielt keine Rolle, was ich tue, irgendwo existiert es, und irgendwann wird es gezeigt, und alle werden es sehen.«
    Kathrine rückte ihren Stuhl näher an ihre Tochter und umarmte sie.
    »Meine Kleine, Liebes.«
    »Lukas würde niemals darüber hinwegkommen«, schniefte sie.
    Kathrine wartete, bis Annas Tränen versiegt waren.
    »Erinnerst du dich noch, als ich klein war?«, sagte Anna und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ich hatte nie Angst, ganz egal, was geschah. Du warst da, und ich wusste, dass alles gut wird.«

51
    Anna wusste sich keinen Rat. Das Leben ging weiter, unabhängig davon, was sie unternahm.
    Hedda kam schlecht gelaunt aus der Schule. Sie maulte präpubertär, schleuderte ihre Schuhe in der Diele in eine Ecke und stürmte in ihr Zimmer.
    Normalerweise hätte sich Anna um ihre Tochter gekümmert, sie behutsam ausgefragt. Jetzt blieb sie in der Küche stehen und schaute auf den Wendehammer. Ihre Tochter war ein selbstständiges Wesen und hatte im Augenblick schlechte Laune. Sie hatte sich vielleicht mit

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