Bedroht
werden. Von jetzt an musste er auf der Hut sein.
Er hatte verdammt viele Schachzüge vorausgedacht und jetzt scheiterte alles an einer einzigen, mickrigen Präposition.
In . Warum in aller Welt nicht: Auf dem Weg nach?
Aber selbst wenn sie die Zusammenhänge erkannten, brauchten sie mehr. Eine SMS war alles andere als ausreichend.
Mein Mandant soll die Mitteilung gefälscht und vom Handy der Verstorbenen verschickt haben? Und darin auf Dinge hinweisen, von denen er unmöglich etwas wissen kann? Mein Mandant ist sicher kein Dummkopf, aber so verschlagen …
Die Leiche. Alles hing davon ab, ob sie die Leiche fanden oder nicht. Davon unabhängig würden sie mit Hunden zurückkommen, sobald sie Kathrines Position mit der SMS, die sie geschickt hatte, abgeglichen hatten.
Erik hatte ihre Tasche durchsucht. Hatte er irgendwelche Fingerabdrücke hinterlassen? Nein, er hatte alles sorgfältig abgewischt. Und die Tasche konnten sie doch wohl kaum gefunden haben.
Wenn die Kriminaltechniker Spritzer im Bad fanden, konnte er sagen, dass sie seine Toilette benutzt habe. Wie ihr Blut dorthin geraten sei? Wie sollte er das wissen? Vielleicht hatte sie sich ja absichtlich geschnitten, um ihn verdächtig zu machen? Woher sollte er das wissen.
Nein, er würde so wenig wie möglich tun. Das war das Schlauste. Er wollte keine Antworten vorbereiten, sondern improvisieren. Eins nach dem anderen. Und dass er konsequent in seinen Aussagen war, war auch nicht erforderlich. Das Leben war schließlich auch widersprüchlich. Wer erinnerte sich schon daran, was er am Tag zuvor getan hatte?
Vor allen Dingen brauchte er Zeit für sich, um seinen Kopf von dem Kleister zu befreien, der ihn verklebte.
Er sah sich ein letztes Mal in seiner Wohnung um und ging runter zum Auto.
Er fuhr wieder nach Norden, an dem Container in der Drottninggatan vorbei. Er sah Bretter über den Rand herausragen. Er war randvoll. Gut. Dann würde er sicher bald abgeholt und zur Müllkippe gefahren werden. In dem Moment, in dem sich der Inhalt des Containers mit dem übrigen Müll vermischte, würde niemand mehr seine schwarzen Müllsäcke zurückverfolgen können. Sollte das ältere Paar, das ihn mit den vier Säcken gesehen hatte, doch sagen, was es wollte. Und wie wahrscheinlich war es überhaupt, dass jemand entdeckte, was in den Säcken lag? Auf der stinkenden Müllkippe würde der Leichengeruch nicht auffallen, selbst wenn die Säcke Löcher bekamen. Und früher oder später würden sie sowieso verbrannt werden.
Erik schaltete das Radio ein und drehte voll auf. Er sang laut und falsch mit und schlug auf dem Lenkrad den Takt. Als er auf den Kullaberg kam, dröhnte es in seinen Ohren. Er stellte sich an den Abgrund, atmete die salzhaltige Luft ein und lauschte dem Rauschen des Meeres zu seinen Füßen.
So würde es kommen. Wenn die geile Schlampe, die er aus reiner Menschenfreundlichkeit gefickt hatte, nicht lockerließ.
Er ging zum Auto zurück und holte seine Seile. Es war Zeit für eine Kletterpartie.
82
Lukas rief an. Anna hörte ihm den verletzten Märtyrer, den einzigen Anständigen in einer Welt voller Betrüger an, obwohl er hauptsächlich über Kathrines Verschwinden sprach.
»Hast du was gehört?«, fragte er.
»Nichts.«
»Was hat die Polizei gesagt?«
»Ich habe eben mit ihnen gesprochen. Sie haben den Einzelverbindungsnachweis angefordert, um zu sehen, wo sie sich aufgehalten hat.«
»Gut«, sagte Lukas.
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, sagte Anna, und ihre Stimme zitterte.
»Vielleicht hatte sie ja Ärger mit dem Handy und ist nach Väla gefahren, um ein neues zu kaufen, und hat das alte weggeworfen …«
»In einen Mülleimer?«, erwiderte Anna trotzig. »Sie hat geschrieben, dass sie zu Ditte will. Warum sollte sie lügen?«
Lukas blieb gelassen.
»Du hast gesagt, sie hätte bei der Meldebehörde angerufen.«
»Ja.«
»Die haben Informationen darüber, wo Leute wohnen, wie die Eltern heißen, ob man verheiratet ist. So etwas. Vielleicht ist sie ja weggefahren … um den Vater dieses Typen aufzusuchen?«
Anna fiel die kurze Pause sehr wohl auf. Sie wusste nicht, ob ihr Mann das Thema mied oder extra betonte.
»Oder«, fuhr er fort, »jemand hat das Handy geklaut oder gefunden. Dann hat diese Person gesehen, dass das Handy mit dieser Such-App ausgerüstet ist, und wollte es so schnell wie möglich loswerden.«
»Lukas …«
»Ich versuche nur, konstruktiv zu sein. Ein bisschen Zuversicht kann nicht schaden. Obwohl
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