Bedroht
es mir zunehmend schwerer fällt.«
»Liebling, es tut mir so leid. Wenn es irgendeine Art gäbe, auf die … Es war vollkommen hirnrissig, ein Aussetzer, ich weiß nicht, was. Es wird nie wieder passieren, das verspreche ich dir.«
»Versprich nicht zu viel.«
Anna sagte nichts.
»Die Hauptsache ist, dass deine Mutter wieder auftaucht. Alles andere klären wir später.«
»Ich rufe dich an, sobald ich was weiß.«
83
»Verbindung mit Annas Handy, zwei Sekunden, Drottninggatan, 11.47 Uhr.«
»Zwei Sekunden?«, fragte Karlsson, der sich in seinem Bürostuhl fläzte und die Hände auf dem Bauch gefaltet hatte.
»Der Anrufbeantworter springt an, sie legt auf«, erklärte Gerda und fuhr fort: »Anruf bei Anna im Büro, die Durchwahlnummer, 33 Sekunden, Drottninggatan, 11.48 Uhr.«
»Dreiunddreißig Sekunden? Aber Anna hat doch gar nicht mit ihrer Mutter gesprochen?«
»Sie hatte ihr Telefon zum Empfang durchgestellt.«
»Okay«, sagte Karlsson und nickte.
»Ein Anruf vom Familienjournal , der nicht angenommen wurde, um 12.33 Uhr, genau wie der in der Drottninggatan. Um 13.03 Uhr dann eine SMS: Bin bei Ditte in Dänemark, rufe dich morgen an. Versendet aus der Drottninggatan. Dann Empfang einer SMS von Anna um 13.07 Uhr: Kopenhagen? Schon wieder? Wie nett! Grüß sie von mir. Um 13.10 Uhr wird eine SMS geschickt: Danke, mach ich. «
»Alles aus der Drottninggatan?«
Gerda nickte.
»Anschließend hat die dänische Freundin am Nachmittag und Abend versucht, Kathrine zu erreichen. Die Tochter ebenfalls wiederholte Male. Die ganze Zeit lag das Handy in der Mülltonne vor dem Ikea. Ein Wunder, dass der Akku so lange durchgehalten hat.«
»Aber die SMS hat Kathrine also aus Erik Månssons Wohnung geschickt?«, fragte Karlsson.
Gerda nickte.
»Nach den 33 Sekunden mit der Zentrale im Verlag hat sie mit niemandem mehr gesprochen, sie hat nur noch SMS entgegengenommen und verschickt.«
Sie schwiegen.
»Könnte es sein, dass Erik Månsson die SMS von Kathrines Handy verschickt hat?«, meinte Gerda schließlich.
»Woher soll er wissen, wer Ditte ist?«, meinte Karlsson, vollführte eine halbe Umdrehung mit seinem Stuhl und betrachtete die Ausfallstraße Richtung Norden und das Gebäude der Lokalzeitung auf der gegenüberliegenden Straßenseite, das an einen Möwenflügel erinnerte.
»Vielleicht hat er sich ja Kathrines Inbox angesehen und ist dort auf den SMS-Wechsel mit Ditte gestoßen, aus dem er geschlossen hat, dass sie befreundet sind und sich in Dänemark treffen«, meinte Gerda.
»Das klingt an den Haaren herbeigezogen«, meinte Karlsson. »Findest du nicht auch?«
Gerda zuckte mit den Achseln.
»Zeitlich käme es aber hin. Kathrine sucht Erik zu Hause auf, sie geraten wegen des Pornofilms in Streit, es artet aus.«
»Und anschließend setzt er sich gelassen hin und beantwortet ihre SMS?«, erwiderte Karlsson skeptisch. »Dann fährt er nach Väla und wirft dort das Handy weg? Nein, nein. Und wo ist die Leiche? Was hat er mit der gemacht?«
»Es stank nach Chlorreiniger«, meinte Gerda.
»Ja, ja, ja. Ich bin mir sicher, dass es dafür eine ganz natürliche Erklärung gibt. Sagte er nicht, dass er Kleider entfärbt hätte? Bitte, Gerda, glaub nicht immer das Schlimmste von deinen Mitmenschen. Dass er Pornofilmer ist, macht ihn noch lange nicht zu einem Leichen zerstückelnden Mörder.«
Karlsson gähnte unberührt und setzte sich auf.
»Wenn der Typ etwas verbrochen hätte, hätte er uns ja wohl kaum erzählt, dass Annas Mutter bei ihm war.«
Gerda zuckte mit den Achseln.
»Nein«, meinte Karlsson mit Nachdruck. »Wenn du mich fragst, die Alte hat sich ein paar Tage mit einem Mann verdünnisiert. Sie hat ihr Handy verloren und kann deswegen ihre Tochter nicht erreichen. Jemand hat das Handy gefunden, es erst eingesteckt, es sich dann anders überlegt und es in den nächsten Mülleimer geworfen. Hat er irgendwelche Vorstrafen?«
»Ich weiß nicht. Du wolltest das überprüfen.«
»Ich?«, erwiderte Karlsson. »Wir hatten doch vereinbart, dass du das machen würdest.«
»Ich habe mit dem Mobilfunkbetreiber gesprochen, und du wolltest im Register nachsehen.«
Karlsson machte eine abwehrende Handbewegung und schaltete seinen Computer ein.
»Ja, ja, ja, ist ja egal. Jetzt schauen wir mal …«
Er gab die Personalien ein, erhielt die Personenkennziffer und überprüfte das Vorstrafenregister. Erik Månsson tauchte im Zusammenhang mit dem Selbstmord seiner Mutter auf. Karlsson überflog den
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