Bedroht
Bericht und erstarrte plötzlich.
»Komm«, sagte er, ohne den Monitor aus dem Blick zu lassen.
Gerda erhob sich und ging um den Schreibtisch herum.
»Was?«
»Ja, siehst du das nicht?«, fragte Karlsson und deutete auf das Foto. »Eriks Mutter. Die sich zu Hause an der Treppe erhängt hat.«
»Sie sieht genau aus wie …«
»Genau. Wie Anna.«
Karlsson streckte die Hand nach dem Telefon aus und rief den Beamten an, der den Bericht verfasst hatte.
»Der Name des Sohnes ist in einem anderen Zusammenhang aufgetaucht«, erklärte er, nachdem er seinen Namen gesagt hatte.
Er hörte einen Augenblick zu.
»Ja, ja, natürlich«, erwiderte er, legte auf und wandte sich an Gerda. »Er ruft zurück.«
Beide starrten auf das Telefon, bis es endlich klingelte.
»Karlsson.«
Fünf Minuten später legte er auf. Gerda wartete ungeduldig darauf, eingeweiht zu werden. Nach Karlssons Reaktion zu urteilen, hatte der Stockholmer Kollege eine spannende Geschichte zu erzählen gehabt.
»Mann, Mann, Mann«, sagte er und rieb sich die Nasenwurzel.
Gerda saß gespannt auf der äußeren Stuhlkante.
»Was hat er gesagt?«
»Dass der Pornograf seine Mutter gefickt hat, wenn die Gerüchte wahr sind. Außerdem war er davon überzeugt, dass Erik seine Mutter ermordet hatte. Obwohl es sich nicht beweisen ließ.«
»Unglaublich!«
»Das verändert allerdings einiges.«
»Und was machen wir jetzt?«
Karlsson faltete die Hände auf dem Bauch und ließ die Daumen kreisen, während er nachdachte.
»Ich glaube, wir fordern die Hilfe unserer vierbeinigen Freunde an.«
84
»Ich verstehe. Nein, ich komme, so schnell es geht.«
Anna legte auf und spürte Sisselas und Trudes Blicke im Rücken.
»Sie wollen Spürhunde einsetzen«, sagte sie. »Ich soll etwas holen, was Mama gehört.«
Anna sank auf den Boden, ihre Hände zitterten. Die Kollegen waren sofort zur Stelle. Sissela leitete den Rettungseinsatz und gab Order, Wasser zu holen.
»Du musst nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen, Anna. Wir wissen doch noch gar nichts.«
Trude und Sissela halfen Anna auf einen Stuhl. Das Wasser wurde gebracht und Sissela überreicht, die es an Anna weitergab. Selbst die Fürsorge in der Redaktion hatte ihre eigene Hierarchie.
»Ich muss jetzt gehen«, sagte Anna und nahm ihre angefeuchteten Lippen vom Glas. »Ich muss einen Pullover oder eine Jacke aus der Wohnung meiner Mutter holen.«
»Ich fahr dich«, sagte Trude.
Anna streckte den Arm aus, um das Glas auf ihren Schreibtisch zu stellen. Ihr Arm war nicht lang genug. Eine aufmerksame Layouterin nahm ihr das Glas aus der Hand.
»Entschuldigt«, sagte Anna beschämt, als ihr bewusst wurde, was für einen Aufstand ihr Zusammenbruch verursacht hatte.
Sissela legte ihr einen Arm um die Schultern.
»Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Das muss überhaupt nichts bedeuten. Du wirst sehen, die Polizei findet sie bestimmt.«
Anna stand auf und betrachtete ihre besorgten Kolleginnen, die sich um sie versammelt hatten.
»Danke.«
Trude nahm ihren Arm, und Anna ließ sich zum Auto führen.
»Erik«, sagte Anna, als sich Trude in den Verkehr eingefädelt hatte. »Wir haben miteinander geschlafen.«
»Ich weiß«, sagte Trude.
Anna sah sie an.
»Ich wollte bei ihm anklopfen«, fuhr Trude fort. »Ihr wart nicht unbedingt leise. Ich war richtig neidisch. Du hattest ganz offensichtlich deinen Spaß.«
»Er war’s«, sagte Anna und starrte geradeaus.
Trude verstand sie nicht.
»Was?«
»Er hat Mama umgebracht.«
»Wovon sprichst du?«
»Wir haben noch einmal miteinander geschlafen. In seiner Wohnung. Er hat einen Film aufgenommen. Das habe ich meiner Mutter erzählt. Ich glaube, sie ist zu ihm gegangen, um mit ihm zu reden. Mama denkt, man könne mit allen reden, sie glaubt nicht an das rein Böse im Menschen.«
Anna drehte sich zu Trude um.
»Ich weiß, dass er es war«, sagte sie.
»Hast du mit ihm gesprochen?«
Anna hörte nicht zu.
»Er hat mich verfolgt, und das wird er auch weiterhin tun. Er wird nie aufhören. Ich habe Lukas nur einen Teil erzählt, nicht alles. Wenn du den Film gesehen hättest. So war es mit Lukas noch nie, nicht einmal annäherungsweise.«
Trude legte einen höheren Gang ein und streckte den Arm nach Anna aus. Sie tastete nach ihrer Hand und ergriff sie.
»Mal den Teufel nicht an die Wand, hörst du!«
85
Erik fuhr an der Küste entlang zurück. Er hatte es nicht eilig. Er ließ sich in dem gelassen dahinfließenden Verkehr treiben, drosselte
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