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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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bei Tempohindernissen wie Blumenkübeln und Rüttelschwellen die Geschwindigkeit und hielt sich an das Tempolimit.
    Er fuhr durch die verlogene Fachwerkidylle Vikens, dann langsam wie ein Sonntagsfahrer auf Villenvorortsafari durch die langweilige Hauptstraße von Domsten, gab im Wald vor Kulla Gunnarstorps Schloss etwas Gas und bog bei der alten Mühle an der nördlichen Ortseinfahrt von Hittarp ab.
    Erik Månsson war nicht irgendwer. Niemand konnte von ihm erwarten, dass er die Regeln der anderen befolgte. Seine Mutter hatte das gewusst. Sie hatte ihn einen Pharao genannt, einen Herrscher, der für Größeres bestimmt war. Nicht jemand, der in einem Supermarkt Fisch verkaufte oder mit in die Jahre gekommenen Reklamefritzen, die sich selbst Kreative nannten, seine Zeit vergeudete. Hinter allem gab es einen Sinn, einen Plan. Was seine Mutter und ihn verbunden hatte, war weder schmutzig noch falsch. Es war Teil des Plans gewesen, sie hatte ihn geschult.
    Erik fuhr auf schmalen Wegen ans Wasser hinunter, parkte am Kliff und folgte dem von lichtem Kiefernwald gesäumten Ufer Richtung Schloss, das ihn an Manderley im Hitchcock-Film Rebecca erinnerte. Hier müsste er eigentlich residieren statt in einer engen Einzimmerwohnung in der Stadt.
    Erik erklomm den Hang und schritt unter dem vielhundertjährigen Gewölbe der Baumwipfel durch einen dicken Teppich noch nicht verrotteten Buchenlaubs.
    Kathrine spielte keine Rolle. Ihr Sein oder Nichtsein war bedeutungslos. Sie war ohne Bedeutung für alles Weitere. Wer eine wichtige Rolle spielte, war Hedda. Ohne sie würde der Ehemann bald der Vergangenheit angehören. Das war keine Mutmaßung, das war eine Tatsache.
    Die zehnjährige Hedda war der einzige Grund, warum Anna noch mit diesem unerträglich uninteressanten Mann zusammen war. Ohne das Mädchen würde Anna ihn verlassen.
    Erik kehrte zum Auto zurück, ihn fröstelte ein wenig in der feuchten Luft, und machte sich auf den Weg zur Schule von Laröd.

86
    Anna und Trude holten einen Pullover und einen Mantel aus Kathrines Wohnung und fuhren zum Präsidium.
    Die Frau am Empfang war informiert und winkte sie durch, gleichzeitig griff sie zum Telefon, um ihre Ankunft anzukündigen. Im fünften Stock stiegen Anna und Trude aus dem Fahrstuhl und gingen auf Karlssons Büro zu. Die Tür stand offen, Stimmen waren zu hören. Als Anna in der Tür auftauchte, verstummten alle. Es bestand kein Zweifel, dass sie Kathrines Verschwinden diskutiert hatten. Anna bahnte sich einen Weg durch die schweigenden Männer und reichte Karlsson die Kleidung.
    »Danke«, sagte er, als er sie in Empfang nahm.
    »Wissen Sie schon etwas Neues?«, fragte Anna.
    »Nichts Konkretes. Wir starten den Suchhund-Einsatz an dem Platz, wo das Handy gefunden wurde.«
    »Väla?«
    »Ich verständige Sie, sobald ich etwas weiß.«
    Anna wandte sich den übrigen Beamten im Raum zu, wobei ihre Gesichtszüge zu entgleisen drohten. Sie hatte tausend Fragen, konnte aber keine einzige formulieren.
    »Jetzt fahre ich dich nach Hause«, sagte Trude und nahm ihren Arm.
    Anna machte sich los.
    »Hat er damit zu tun?«, fragte sie. »Sagen Sie mir, ob er damit zu tun hat. Ich dachte, es sei vorbei. Als ich mit dem Bus gestern an seinem Haus vorbeifuhr, habe ich gesehen, wie er Umzugskartons in sein Auto lud. Ich war so froh, ich dachte, es sei vorbei. Dass Sie ihm Angst gemacht und ihn vertrieben hätten.«
    Sie zitterte. Ihr Gesicht und ihre Lippen zuckten. Trude legte ihr einen Arm um die Schultern.
    »Wir fahren«, sagte sie. »Ich bringe dich nach Hause und bleibe bei dir, bis Lukas von der Arbeit kommt.«
    Anna nickte dankbar und ließ sich aus dem Zimmer führen.

87
    Börje hakte den Container ein und griff zur Fernbedienung. Er hob ihn vorsichtig an, damit nichts über die Kante fiel. Kent stand neben ihm und schaute zu.
    »Und jetzt auf direktem Weg zur neuen Müllverbrennungsanlage in Filborna?«, sagte er.
    »Nee, die ist noch nicht fertig.«
    »Also auf die Kippe?«
    »Yes.«
    Der Container schwebte langsam auf die Ladefläche. Die Schräglage ermöglichte einen Blick auf seinen Inhalt.
    »Wann kommt der neue?«, fragte Kent.
    »Sobald ich diesen hier geleert habe. Ich bin in einer Stunde zurück.«
    »Gut.«
    Börje betrachtete den Abfall.
    »Sicher, dass auch alles brennbar ist? Was ist in den Müllsäcken?«
    »Woher soll ich das wissen? Vermutlich Asbest und Plutonium. Wenn nur wir unsere Sachen da reinwerfen würden, müsste ich dich nicht dauernd anrufen.

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