Bedrohung
wie er, und dennoch war sie es, die Fox an den sicheren Ort geleitete. Außerdem machte er sich Sorgen um Jones. Es gab keinen Grund, dass er plötzlich von der Bildfläche verschwand. Vor zwei Stunden war er noch bereit gewesen, umfassend auszusagen, und hatte versprochen, im Pub auf die Jungs vom CTC zu warten. Das hieß, es war ihm entweder etwas zugestoßen, oder, was wahrscheinlicher war, er würde demnächst wieder aufkreuzen.
Bolt war zwar offiziell außer Dienst, aber das bedeutete nicht, dass er nicht hinfahren und nach ihm sehen konnte. Immerhin war er es, der Jones in die Geschichte hineingezogen hatte. Danach konnte er immer noch im Krankenhaus vorbeischauen, falls seine Kopfschmerzen bis dahin nicht nachgelassen hatten.
Sobald er sich zum Handeln entschlossen hatte, fühlte er sich augenblicklich besser. Er ging zurück zur Absperrung. Zeit, den zerschrammten Ford Focus zu holen und sich selbst wieder nützlich zu machen.
65
21:05
Als es an der Zellentür klopfte, musste Fox sich beherrschen, um nicht zu lächeln.
»Häftling 407886«, befahl jemand lautstark, »aufstehen und präsentieren! Hände so, dass wir sie sehen können.«
Fox erhob sich, stellte sich einen Meter vor der Tür auf und reckte die Handflächen nach oben, während der Wärter durch die Inspektionsklappe schaute. Kurz darauf ging die Tür auf, und vier Wärter, angeführt von Officer Thomson, nahmen Fox in Empfang. Alle vier trugen Latexhandschuhe, was nur eines bedeuten konnte.
»Das sieht aber komisch aus«, bemerkte Fox ahnungsvoll.
»Sie kennen das Prozedere, Mr. Garrett«, sagte Thomson. »Ausziehen. Wir machen eine Leibesvisitation.«
»Gibt es dafür einen besonderen Grund?«
»Dafür brauche ich keinen verdammten Grund, Mr. Garrett, aber weil Sie so brav fragen: Sie werden sofort verlegt, und wir stellen sicher, dass Sie nichts mitnehmen, was Ihnen nicht gehört.«
»Ich werde mich um einiges sicherer fühlen, wenn ich erst mal hier raus bin, Sir. Aus irgendeinem Grund scheinen die anderen Häftlinge mich nicht zu mögen. Allerdings klingt das, als würden sie euch auch nicht besonders mögen.«
Er nickte in Richtung des Aufruhrs, wo die Häftlinge mit Schreien und Geschirrgeklapper ihrem Unmut Luft machten.
»Garrett, ich weiß nicht, welches Spielchen Sie spielen«, zischte Thomson und trat dicht an ihn heran. »Aber ganz egal, was es ist, merken Sie sich eins: Sie können so aufmüpfig sein, wie Sie wollen, Sie werden trotzdem nie mehr in den Genuss der Freiheit kommen, nicht solange Sie leben. Und wissen Sie was? Ich wünsche Ihnen ein verdammt langes Leben.«
Fox erwiderte nichts. Thomsons Worte entsprangen reinster Frustration. Am Ende war er auch nur ein kleiner Fisch, der im selben Teich gefangen war wie die Männer, die er bewachte. Außer leeren Drohungen hatte er nichts zu bieten, und sie beide wussten es.
Die Durchsuchung war gründlich, genau, wie es sein sollte. Fox stand da, ignorierte die Sprüche, wie sehr er es wohl genoss, einen Finger im Arsch zu haben, und ließ es mit gelassenem Schweigen über sich ergehen. Auch als sie ihm dieselben Finger in den Mund rammten, blieb er ruhig, blendete die ganze Szenerie aus, starrte stoisch auf die Wand und dachte an das, was vor ihm lag. Wärme und Sonne und das Geräusch der Wellen, die sanft an einen entfernten Strand schlugen.
Nach wenigen Minuten war die Prozedur vorüber, und natürlich hatten sie nichts gefunden. Obwohl sie versuchten, es zu kaschieren, war offensichtlich, dass die Wärter es eilig hatten. Kaum hatte Fox sein letztes Kleidungsstück übergestreift, wurde er bereits gegen die Zellentür gestoßen und seine Hände auf den Rücken gefesselt.
»Los, du Wichser«, bellte Thomson, packte ihn am Kragen und zerrte ihn brutal aus der Zelle. Es war, als wollte er es Fox, so lange er noch konnte, möglichst rüde heimzahlen.
Lass ihn doch, dachte Fox. Am Ende war Thomson wie alle anderen, die sich an die Regeln hielten. Impotent. Thomson hoffte wohl, dass er die Beherrschung verlieren und ihn attackieren würde und ihm so einen legitimen Grund für die Schläge und Tritte lieferte, die Thomson ihm gerne seit dem ersten Tag verabreicht hätte. Doch diese Genugtuung würde Fox ihm nicht verschaffen, deshalb wehrte er sich nicht, als er den Flur hinunter zum Hauptgebäude geschleift wurde.
Unterwegs passierten sie eine Einheit von Beamten, die, mit schwarzen Helmen sowie Brust-, Arm- und Beinpanzern ausstaffiert, im Gänsemarsch in die
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