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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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der uns fast erwischt hätte, aber jetzt kann er nur noch dumpf hinterherstarren. Zufrieden mit mir selbst und dem Lauf der Dinge spiele ich mit dem Gaspedal, bis Vanya mich darüber aufklärt, dass Bowbury Gardens eine Sackgasse ist und ich die falsche Richtung genommen habe.
    Ich steige in die Eisen, wende so schnell es geht und trete das Gaspedal durch. Zwanzig Meter vor mir hat sich Panzer mitten auf der Straße wie ein dräuender Monolith aufgebaut, doch mein BMW ist eine mächtige Karosse und deutlich stabiler als der Mann, der sich ihr in den Weg stellt.
    Auch ihm scheint das zu dämmern, allerdings etwas langsam, denn er hechtet erst im allerletzten Augenblick zur Seite und landet mit einem Bauchplatscher auf der Kühlerhaube eines bemitleidenswerten Renault Mégane. Es dauert einen Moment, bis ich kapiere, dass er den Wagen vom Werwolf platt gemacht hat, der heute Abend wohl definitiv zu Fuß nach Hause gehen wird.
    Ich erreiche die Kreuzung und biege auf die Hauptstraße ab.
    Mission erfüllt. Fast.
    »Danke für alles«, sagt Vanya, beugt sich herüber und legt ihre Hand auf meinen Arm. Sie riecht ganz süß, und ich glaube, in ihren blassen Augen so etwas wie Leidenschaft aufglimmen zu sehen, obwohl ich zugeben muss, dass ich mich bei solchen Sachen schon oft genug geirrt habe.
    »Und worum geht es bei dem Ganzen?«, frage ich sie schließlich.
    Sie erzählt es mir.
    Offenbar versorgt Stephen Humphrey eine von The Crims Firmen mit lukrativen Aufträgen aus dem Verteidigungsetat. Normalerweise erhält er dafür ein kickback in Bar. Demnächst wird ein neuer Auftrag fällig, und als Humphrey mitbekommt, dass The Crim das neueste BMW -Modell fährt, will er statt der üblichen Scheine plötzlich das Auto haben. The Crim lässt sich widerwillig darauf ein, und Humphrey unternimmt mit Vanya eine Spritztour. Vanya jedoch hat seit geraumer Zeit die Nase voll von Humphreys Sexspielchen. Sie geraten in einen handfesten Streit, in dessen Verlauf Vanya Humphrey aus dem Wagen befördert, wobei sein Toupet eher unsanft seinen Sitz verliert. Sie fährt nach Hause und kommt zu dem Schluss, dass das Londoner Pflaster nicht das Richtige für sie ist. Und beschließt, ihre paar Habseligkeiten in den BMW zu packen und sich in die Slowakei abzusetzen.
    Doch als sie gerade das Haus verlässt, tauchen The Crim und seine Jungs auf, einen haarlosen und rachsüchtigen Humphrey im Schlepptau. Und dann erscheine ich.
    Ich frage sie, ob sie denn morgen mit dem Flieger nach Hause zurückkehrt?
    Sie sieht mich enttäuscht an. »Leider. Ist das echt dein Auto?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Ach so«, erwidert sie und sieht mich mit einem Interesse an, das ich noch nie bei ihr wahrgenommen habe. »Und was hast du jetzt vor? Die Männer, die du fertiggemacht hast, dürften ziemlich sauer sein, und soweit ich weiß, ist Mr. Sneddon ein mächtiger Mann.«
    Eine gute Frage, über die ich bisher kaum nachgedacht habe.
    »Wir werden sehen«, sage ich kryptisch.
    Inzwischen sind wir bei Tante Lenas Haus angelangt. Ich muss sie vor The Crim schützen, der garantiert darauf aus sein wird, seine Kohle zu kriegen und die Rechnung mit mir zu begleichen.
    Doch was ist das? In Tante Lenas Carport steht ein weiterer 7er- BMW , genauso nagelneu wie meiner. Ich stelle mich dahinter und nehme Vanya die Schlüssel ab, nur für den Fall, dass sie noch mal auf die Idee kommt, sich abzuseilen. Ich sage ihr, sie soll im Wagen warten.
    Als ich die Haustür erreiche, wird sie mir prompt geöffnet, und wer steht vor mir? Der flüchtige Vetter Kevin höchstpersönlich. Ungefragt labert er mich mit einem Schwall von Entschuldigungen voll, die seine Abwesenheit erklären sollen, wiederholt ein Dutzend Mal, wie sehr es ihm leid tue und dass es nicht wieder passieren werde. Nichts als dummes Geschwätz, aber immerhin hat er es versucht.
    »Wo ist deine Mutter?«, will ich wissen, doch da fällt mir ein, dass ich ihr gesagt habe, sie soll zu ihrer Freundin Marjorie ein paar Straßen weiter ziehen, bis der Trubel sich gelegt hat.
    »Hast du das Geld, das du The Crim schuldest? Ich schätze, inzwischen sind es vierunddreißig Riesen.«
    »Vierunddreißigtausend?«, erwidert er entgeistert, »das ist absurd. Aber um die Wahrheit zu sagen«, was gemeinhin der Auftakt zu einer Lüge ist, »ich war kurz in Monaco. Hab sogar beim Roulette ordentlich abgesahnt. Hatte praktisch alles für The Crim zusammen, aber dann sah ich im Showroom des Kasinos dieses Schätzchen stehen

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