Bedrohung
mir.
Cecils Miene verhärtete sich. Letztendlich war er durch und durch Soldat. Und Soldaten befolgen Befehle.
»Dreh dich um, Jones«, sagte er, und plötzlich kam wieder sein harter Belfaster Akzent durch. Der Akzent meines Henkers.
Es war vorbei.
Ich drehte mich um.
Da sah ich, dass das Küchenfenster einen Spalt weit offen stand, und erinnerte mich, es vorhin entriegelt zu haben, um etwas frische Luft hereinzulassen. Im nächsten Augenblick packte ich eine Pfanne, die auf dem Herd stand, duckte mich und schleuderte sie in Cecils Richtung.
Trotz der Schalldämpfer hallten die Schüsse in der kleinen Küche wider, während ich losstürzte und mit angezogenen Knien gegen das Fenster sprang, als würde ich im Schwimmbad eine Arschbombe machen. Das Fenster flog krachend auf, und ich landete im Kies des Parkplatzes hinter dem Haus.
Ich rollte mich ab und sprang auf die Beine. Cecil erschien im Fenster und schoss, aber ich tauchte rechtzeitig hinter einem der Wagen ab. Die Kugel verfehlte knapp meinen Fuß und wirbelte nur den Kies auf. Cain sagte etwas, das ich nicht verstand, und plötzlich war Cecil verschwunden. Kurz darauf hörte ich, wie die Haustür zuschlug; sie würden also ums Haus kommen, um mir den Fluchtweg abzuschneiden.
Mir blieben bloß noch Sekunden, um auf die Straße zu rennen, wo ich vielleicht in Sicherheit war.
Ich sprang auf.
Doch plötzlich schien all meine Kraft aus mir entwichen, und ich merkte, dass sie mich erwischt hatten. Ich sah an mir hinunter: In meinem Bauch war ein Loch und auch in meiner Brust. Aus beiden sprudelte Blut auf mein kariertes Hemd, das mir Gina vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte. Ich dachte an sie und an Maddie und wusste, ich musste überleben. Ihnen zuliebe.
Ich stolperte über den Parkplatz, die Hände auf die Wunden gepresst, und versuchte verzweifelt, die Blutung zu stoppen. Doch ich war nicht schnell genug, ich würde die Straße nicht rechtzeitig erreichen. Cain und Cecil mussten jeden Moment ums Haus kommen, und ich bot ihnen ein leichtes Ziel. Ich traf eine spontane Entscheidung und sprang in das Gebüsch, das das Grundstück begrenzte, wühlte mich möglichst tief hinein. Der Schmerz ließ mich wimmern und legte sich über mich wie eine schwere Decke.
Aber ich hatte es noch einmal geschafft. Wenn auch nur knapp. Keine zwei Sekunden später tauchten Cecil und Cain auf und sahen sich mit schussbereiten Pistolen suchend um.
»Er kann nicht weit sein«, zischte Cain. »Ich habe ihn mindestens einmal erwischt und du auch. Da, schau. Blut im Kies.«
Er deutete auf die Stelle, wo ich mich hinter das parkende Auto gerettet hatte. Ich betete, dass einer meiner Nachbarn den Lärm gehört hatte und die Polizei rief. Aber ich hörte bloß den voll aufgedrehten Fernseher in der Wohnung der alten Frau, der alles andere übertönte.
Als Cain sich dem Gebüsch näherte, hielt ich den Atem an; er war jetzt nur noch wenige Meter von mir entfernt und schob das Geäst auseinander. Ich lag absolut still – beim geringsten Geräusch würden sie mich entdecken. Meine Lungen schienen zu bersten, und die ganze Zeit über tropfte das Blut aus mir heraus auf den Boden.
Doch dann tauchten Scheinwerfer den Parkplatz in gleißendes Licht, und Reifen knirschten auf dem Kies.
Ich nutzte die Geräusche, um Luft zu holen, während der Fahrer den Wagen zwischen zwei anderen abstellte. Es war ein BMW , den ich sofort als den von Rupert erkannte, einem arroganten City-Banker, der das Obergeschoss bewohnte. Er war ein paar Jahre jünger als ich und hatte es noch nie für nötig befunden, auch nur Hallo zu sagen.
Nachdem er mit seinem Aktenköfferchen ausgestiegen war, schaute er indigniert zu Cain und Cecil hinüber, die beide ihre Pistolen außer Sicht hielten.
»Kann ich Ihnen helfen, Gentlemen?«, fragte er schnöselig und starrte sie an. Er wirkte selbstsicher und locker, offenbar erwartete er keinen Ärger. Ich wollte ihm zurufen, schnell wieder einzusteigen und abzuhauen, aber ich machte keinen Mucks.
Cain ging ihm entgegen und richtete die Waffe auf ihn.
»Nein«, sagte er knapp und schoss ihm zweimal in die Brust. Er wartete ab, bis sein Opfer gegen das Auto gefallen und von dort zu Boden gerutscht war. Als Rupert schließlich im Kies lag, jagte Cain ihm eine dritte Kugel in den Kopf, drehte sich um und kam wieder zum Gebüsch zurück.
»Wir müssen uns beeilen«, zischte er Cecil an. »Sieh zu, dass du ihn findest.«
Wieder hielt ich den Atem an, denn
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