Beefy ist an allem schuld
Es war Heck. Beefy hupte wie wahnsinnig, winkte und fuhr an den Bürgersteig. Die schwarze Limousine hielt hinter ihm, und die Jungens sprangen heraus und kamen angerannt. «Ja, wo zum Teufel fährst du denn hin?» fragte Heck wütend.
«Ich hab das Geld», sagte Beefy, «das heißt, ‘nen Teil. Sie sind zu früh gekommen.»
«Was, du hast das Geld?» fragte Langfinger atemlos.
«Ja, sie sind zu früh gekommen, versteht ihr, und ich hab gerade noch die letzte Kiste erwischt.»
«Und was stehst du dann hier noch so saublöd herum?» schrie Heck. «Fahr doch bloß los, du Idiot. Sonst haben wir gleich die ganze Polente von Danby auf dem Hals.»
Beefy startete den Lieferwagen und gab Gas. Gekränkt schob er die Unterlippe vor. Heck hätte ihn schließlich nicht anzubrüllen brauchen. Wenn er nicht so früh dagewesen wäre und die Sache in die Hand genommen hätte, dann hätten sie das Nachsehen gehabt.
In seinem Rückspiegel war noch immer kein Polizeiauto zu sehen, nur die schwarze Limousine. Sie kam näher, überholte ihn, raste vorbei und war im Nu außer Sicht.
Bald hatte er die Stadt hinter sich gelassen und brauste die Landstraße entlang. Glücklich beobachtete er, wie die Tachonadel zwischen achtzig und neunzig hin und her schwankte. Die Luft war noch immer rein.
Schließlich tauchte vor ihm die einsame alte Scheune auf, die Ida als Treffpunkt bestimmt hatte; ein verfallener Ziegelbau, von überhängenden Zweigen und Gebüsch halb verdeckt. Ein ideales Versteck. Er bog bei einem morschen Gatter ein und holperte ein paar Meter über einen zerfurchten Feldweg. Die Scheunentore standen offen, und er fuhr hinein.
Er hatte kaum den Motor abgestellt, da stürzten Heck und die Jungens herbei, ließen die Klappe des Laderaumes herunter und ergriffen die Kiste. Sie stellten sie vor Ida auf den Boden hin und hoben den Deckel ab.
Quälende Stille. Beefy stapfte näher und sah, wie sie alle entgeistert in die große Kiste starrten.
Das Schweigen schien kein Ende zu nehmen. Dann war es Heck, der aufstöhnte: «Sammelbüchsen, verfluchte, saublöde Sammelbüchsen.»
Ida nahm wortlos den Deckel hoch und las jetzt mit gebrochener Stimme die Aufschrift vor: «Mr. Edward Macmillan, ehrenamtlicher Schriftführer der Gesellschaft zur Hilfe bedürftiger Bankangestellter, per Adresse Northern Counties Bank, Danby.»
Allgemeines Schweigen. Zuoberst in der Kiste lag ein Frachtbrief: <6 Kisten, Inhalt: 180 Sammelbüchsen, 50000 Anstecknadeln für die Straßensammlung am 3. Mai.>
Beefy war zerschmettert. «Es tut mir schrecklich leid», sagte er tonlos.
Ida blickte auf ihre Armbanduhr. «Zwölf Uhr», sagte sie, «inzwischen haben sie das Geld im Tresor.»
Fünf Schulterpaare sackten zusammen. Keiner antwortete.
«Ich hab gedacht, sie wären zu früh gekommen», murmelte Beefy verzweifelt und schluckte.
Drückendes Schweigen. Gewitterschwüle. Beefy war auf Blitz und Donner gefaßt. Heck musterte ihn kalt und verächtlich. Wodka-Joe nahm eine drohende Haltung ein.
In diesem Augenblick erschien ein Kopf in der Türöffnung, der Kopf eines Landgendarmen. Wahrscheinlich war es das erste Mal in Beefys Leben, daß ihn der Anblick eines Polizisten froh stimmte.
«Was geht hier vor?» fragte der Hüter des Gesetzes.
Ida riß sich zusammen. Geistesgegenwärtig sagte sie: «Oh, wir machen hier nur ein kleines Picknick, Herr Wachtmeister», und sah ihn strahlend an.
Der Gendarm strich sich über den Schnurrbart. «Wo haben Sie denn Ihren Proviant?» fragte er mißtrauisch.
Ida klopfte auf den Deckel der Kiste. «Hier drin», sagte sie.
Der Gendarm kam in die Scheune herein. «Hier dürfen Sie aber nicht picknicken», sagte er, «dieses Gebäude ist Privatbesitz.»
Ida sah ihn mit einem Augenaufschlag an und säuselte: «O du liebe Güte, Herr Wachtmeister, das haben wir ja nicht ahnen können. Entschuldigen Sie nur, es tut uns schrecklich leid. Kommt, Jungens, wir müssen uns einen anderen Picknick-Platz suchen.»
Unter dem strengen Blick des Gendarmen verstauten sie die Kiste im Lieferwagen. Dann verteilten sie sich auf die beiden Fahrzeuge und fuhren, dem Hüter des Gesetzes freundlich zuwinkend, davon.
Geknickt saßen sie da und starrten vor sich hin, aber plötzlich hatte Ida eine Erleuchtung: «Jungens», sagte sie, «da gibt’s nur eins: wir müssen die Straßensammlung selber veranstalten. Alle haben sich am Sonnabend, dem 3. Mai, um neun Uhr bei mir zu melden. Sammelbüchsen sind mitzubringen.»
Im schnellen
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