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Beefy ist an allem schuld

Beefy ist an allem schuld

Titel: Beefy ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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schwerfällig und ergriff Sallys Hand. «Tut mir leid, daß ich mich nicht ‘n bißchen nett machen konnte», sagte sie, «aber ich krieg nicht viel Besuch. Sonst hätte ich mir das Geblümte für Sie angezogen.»
    Sally lächelte. «Es war reizend. Ich habe mich so gefreut, eine gute Freundin von Beefy kennenzulernen.»
    «Auf bald, Lizzie», rief Beefy. Seufzend folgte er Sally hinaus in die Nottingham Road.
    Sie schlenderten zum Hospiz zurück. «Sie ist eine gute alte Seele», sagte Sally. «Übrigens hast du mir noch gar nicht gezeigt, wo du wohnst.»
    Beefy wurde verlegen. «Es ist nicht weit von hier», murmelte er, «das heißt, eigentlich doch. Ich zeig es dir mal, wenn wir mehr Zeit haben.»
    Zu seiner Erleichterung sagte sie: «Gut. Ich muß jetzt sowieso ins Hospiz und meine Sachen auspacken. Und ich will auch gleich noch an Mutter schreiben, damit sie weiß, daß ich gut angekommen bin.»
    Beefy wurde langsam wieder besserer Laune. «Vergiß nicht, es ihr zu schreiben», sagte er.
    «Was?»
    «Na, daß ich noch immer nicht an Backenschmerzen gestorben bin.»
    «Natürlich schreibe ich ihr das.» Sie waren jetzt vor dem Hospiz angelangt. Beefy trat von einem Bein aufs andere. Er schluckte. Dann sprudelte er heraus: «Wahrscheinlich willst du dich nicht so oft mit mir sehen lassen, weil du so hübsch und klug bist und so gebildet reden kannst und ich ja nicht mal lesen und schreiben kann. Aber - also morgen abend geh ich in die Kirche. Es ist hübsch da. Sie singen Lieder und ziehen durch die Kirche, und es sind viele Kerzen da und so was. Wahrscheinlich willst du nicht mit mir hingehen», fuhr er ängstlich fort, «aber wenn du doch willst, wär es nett von dir.»
    Sie drückte seine Hand. «Aber natürlich komme ich mit, Beefy, furchtbar gern.»
    Er strahlte übers ganze Gesicht. «Du brauchst aber nicht, wenn du lieber nicht willst. Es macht nichts.»
    «Aber ich möchte wirklich gern mit dir gehen», sagte sie lächelnd. «Holst du mich ab? So um sechs? Viertel nach?»
    «Viertel nach», sagte Beefy leise und machte sich fröhlich pfeifend auf den Heimweg.
     
    John Adams stieg während der letzten Choralstrophe auf die Kanzel.
    Die Kanzel zu betreten war für ihn immer noch aufregend. Es war erstaunlich, was diese paar Zoll ausmachten.
    Er blickte um sich. Ein leichtes Lächeln lag auf seinem jungen Gesicht. Sein Herz schlug der Gemeinde entgegen. Die kleine Miss Titterton, die so hingegeben mit ihrer dünnen, piepsigen Sopranstimme sang; George Bloodshot und Bert Briggs mit ihren tiefen, vollen Stimmen; der alte Lord Wapentake auf der vordersten Kirchenbank, der an besonders interessanten Stellen der Predigt Lady Wapentake immer in die hochwohlgeborenen Rippen stieß; Edward Macmillan, unter dessen kühler Blässe vielleicht nicht gerade ein Herz von Gold, aber doch, wie der Pfarrer jetzt wußte, ein christliches Gewissen schlug. Und da war auch wieder dieser seltsame Bursche im gestreiften Trikot. John Adams konnte seine dröhnende Stimme deutlich aus der übrigen Gemeinde heraushören. Und dann, als die Gemeinde gerade das Amen sang, erblickte er Sally.
    Jetzt setzte sich die Gemeinde in der angenehmen Gewißheit, daß man in den nächsten zwanzig Minuten weder aufzustehen noch zu knien, oder zu singen und nicht einmal zu denken brauchte. John Adams hielt eine strenge, aufrichtige Predigt. Aber seine Gefühle waren in Aufruhr. Er hatte schon oft schöne Frauen gesehen und war ungerührt geblieben. Doch nie zuvor hatte er so viel Liebreiz in einem Gesicht erblickt wie jetzt in Sallys.
     
    Der Gottesdienst ging zu Ende. John Adams stellte sich wie immer am Südportal auf, um seiner Gemeinde einen guten Abend zu wünschen. Ein leichter Wind blies durch die Tür, zerzauste sein Haar und verfing sich in seinem weißen Übergewand. Die Gemeinde ging langsam, lächelnd, kopfnickend und grüßend an ihm vorbei. Wer mochte wohl das schöne junge Mädchen sein? Sie hatte neben diesem Burschen im gestreiften Trikot gesessen. Aber die beiden konnten doch wohl kaum zusammengehören. Die Kirche war jetzt beinahe leer. Die Kirchenältesten hatten schon die Bücher fortgeräumt. Jetzt holten sie ihre Hüte und verabschiedeten sich.
    Da endlich entdeckte er sie. Sie stand tatsächlich mit dem Burschen im Trikot zusammen, und die beiden schienen sich über irgend etwas nicht einig werden zu können. Schließlich kamen sie auf das Südportal zu.
    Als der Gottesdienst zu Ende war, hatte Sally Beefy zugeflüstert:

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