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Beefy ist an allem schuld

Beefy ist an allem schuld

Titel: Beefy ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Augenlider spürte Beefy plötzlich eine große Helligkeit.
    Er schoß aus seiner Linoleumrolle, wie eine Kugel aus einem Kanonenrohr. Er zitterte am ganzen Körper. «Mein Gott, ich muß verschlafen haben», murmelte er. «Ich sollte doch schon um acht da sein.» Er stolperte die Leiter hinunter in die leere Küche, spritzte sich schnell ein wenig Wasser ins Gesicht und raste aus dem Haus. Er hätte gern gewußt, wie spät es war. Aber als er in Sichtweite der Rathausuhr kam, wagte er kaum den Blick zu heben. Viertel nach neun! Er würde fast zwei Stunden zu spät kommen. Da würde er wohl die neue Stellung gleich wieder verlieren. Es war ihm völlig unbegreiflich, wie ihm das hatte passieren können. Merkwürdigerweise hatte er auch gräßliche Kopfschmerzen, was er sonst gar nicht kannte, und seine Glieder waren bleiern und wie betäubt. Schließlich erreichte er keuchend das Schloßtor. Er nahm all seinen Mut zusammen und trat ein. Im Park rührte sich nichts. Jeden Augenblick konnte er nun vor dem Lord stehen, und was für ein Donnerwetter würde über seinen schmerzenden Kopf hereinbrechen.
    Er betrat den Wirtschaftshof. Und dort war auch Lord Wapentake, den Kopf tief unter die offene Haube eines vorsintflutlichen Rolls-Royce gesteckt.
    Beefy hüstelte. Seine Lordschaft blickte gereizt auf. Dann erkannte er, wen er vor sich hatte, und ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Er warf einen Blick auf die Uhr über der Hintertür, die seit dem Jahre 1920 stand. Damals hatte sich der Lord eines Abends derartig über das Glockenspiel geärgert, daß er seine Flinte gepackt hatte, aus dem Haus gestürzt war und zwei gutgezielte Salven auf die Uhr abgefeuert hatte.
    «Viertel vor acht», sagte Lord Wapentake anerkennend. «Sie kommen aber zeitig. Kennen Sie sich mit Autos aus? Das Ding will nicht anspringen.»
    Beefy hatte das Gefühl, er müßte dem Lord eigentlich sagen, daß er in Wirklichkeit nicht zu früh, sondern zu spät gekommen war. Aber so einfach ließ sich das wohl nicht erklären. Also untersuchte er statt dessen lieber den Wagen. Zwei Minuten später sagte er: «Der Benzintank ist leer.»
    Lord Wapentake sah ihn bewundernd an. «Sie kümmern sich am besten auch noch um den Wagen», sagte er. «Ich gebe Ihnen dann ein Pfund mehr die Woche.»
    Beefy wurde ganz schwach in den Knien. «Ein Pfund mehr?» stammelte er.
    «Ja. Waschen Sie heute erst einmal den Wagen. Der Garten kann warten.»
    Beefy verbrachte einen herrlichen Tag. Er polierte den Rolls-Royce so lange, bis er sich überall in ihm spiegeln konnte. Und auch innen entfernte er jedes Stäubchen. Ein richtiger Rolls-Royce! Beefy war glücklich.
    Als er abends müde, aber zufrieden mit ölverschmiertem Gesicht nach Hause kam, starrten die Jungens ihn überrascht an.
    Holzbein fand als erster die Sprache wieder. «Da kommt ja unser Geldverdiener!» rief er.
    «Wer ehrlich arbeitet, soll auch ehrlich schwitzen», sagte Heck.
    «Klar hab ich geschwitzt», sagte Beefy. «Ich hab nämlich ‘n Auto poliert, ‘nen richtigen Rolls-Royce.»
    «Was denn für ‘n Rolls?» fragte Heck.
    «Dem Lord seinen.»
    «Na, das ist ja fein», sagte Holzbein und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. «Wir hatten nämlich schon Angst, Beefy, du würdest deine Stellung verlieren, weil du gleich am ersten Tag verschlafen hast. Aber wir brachten’s einfach nicht übers Herz, dich zu wecken. Du hast so friedlich geschlafen!»
    Beefy war tief gerührt. Er sah ganz deutlich vor sich, wie die Jungens die Leiter hinuntergeklettert waren und wie jeder noch einen liebevollen Blick auf ihn geworfen hatte.
    Aber dann schrak er plötzlich auf, als Heck sagte: «Ich hab ‘ne Neuigkeit für euch. Sie wollen jetzt mit dem Bau von diesem neuen Gemeindehaus anfangen. Irgend ‘n Kerl namens Coldbarrow hat den Auftrag gekriegt.»
    Bedrücktes Schweigen. Schließlich sagte Holzbein: «Wir müssen was dagegen unternehmen, ‘ne bessere Bleibe wie die hier finden wir nie.» Er überlegte. «Aber was könnte man machen?»
    «Verzögerungstaktik?» schlug Beefy vor.
    Wodka-Joe brach in eine wütende russische Schimpfkanonade aus und strich sich unmißverständlich mit der Hand über die Kehle.
    «Joe ist nicht grad sehr zartfühlend», sagte Holzbein mit einem leisen Vorwurf in der Stimme.
    «Wie wär’s, wenn wir das neue Gemeindehaus anzünden?» meinte Willie Einauge etwas voreilig.
    «Keine Kleinigkeit. Wo’s noch nicht mal steht», bemerkte Langfinger trocken.
    «Und zu riskant»,

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