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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ein sehr kühnes Ziel«, sagte Badrayn gelassen. Im Inneren war er aber alles andere als gelassen. Es war atemberaubend.
    »Die Welt gehört nicht den Friedfertigen«, erwiderte Daryaei, der zum erstenmal jemandem außerhalb seines inneren Zirkels aus Klerikern seine Lebensmission erklärt hatte.
    Beide versuchten, die Ruhe von Pokerspielern zu wahren, während sie einen Plan diskutierten, der das Gesicht der Welt verändern würde.
    Für Daryaei war es eine Vorstellung, auf die er seit mehr als einer Generation hingearbeitet, hingedacht und hingeplant hatte, der Höhepunkt seines ganzen Lebens, die Erfüllung eines Traums und ein solches Ziel, daß sein Name neben den des Propheten gesetzt würde – wenn er es erreichte.
    Badrayn sah nur die Macht. Die Schaffung eines Superstaates am Persischen Golf, eines Staates mit immenser wirtschaftlicher Macht, einer gewaltigen Bevölkerungszahl, sich selbst versorgend in jeder Hinsicht und in der Lage, sich über Asien und Afrika weiter auszudehnen und vielleicht so die Wünsche des Propheten Mohammed zu erfüllen, obgleich er nicht zu wissen vorgab, was der Gründer seiner Religion gewünscht haben mochte und was nicht. Das überließ er Männern wie Daryaei. Für Badrayn war das Spiel schlichtweg Macht, und Religion oder Ideologie bestimmten nur die Identität der Mannschaft. Diese Mannschaft war seine aufgrund seiner Geburt und weil er sich einmal näher mit dem Marxismus befaßt und entschieden hatte, daß der für die Aufgabe unzureichend war.
    »Es ist möglich«, sagte Badrayn nach einigen weiteren Sekunden.
    »Der historische Augenblick ist einzigartig. Der Große Satan ist schwach. Der Kleinere Satan ist vernichtet und seine islamischen Republiken bereit, uns in den Schoß zu fallen. Sie benötigen eine Identität, und was für eine bessere Identität könnte es geben als den heiligen Glauben?«
    Daß das völlig richtig war, bestätigte Badrayn mit einem Nicken. Der Untergang der Sowjetunion und auch ihre Wiederbelebung durch die sogenannte Gemeinschaft Unabhängiger Staaten hatte ein Vakuum geschaffen. Die südlichen ›Republiken‹ waren ökonomisch immer noch mit Moskau verbunden, etwa wie eine Reihe Wagen mit einem sterbenden Zugpferd. Sie waren stets rebellische, unruhige Mini-Nationen gewesen, deren Religion sie vom atheistischen Reich abhob, und jetzt hatten sie zu kämpfen, die eigene ökonomische Identität zu errichten, so daß sie sich ein für allemal vom Zentrum des toten Landes trennen konnten, dem sie nie wirklich angehört hatten. Aber ökonomisch konnten sie nicht allein bestehen. Sie alle benötigten einen anderen Führer ins neue Jahrhundert. Diese neue Führung mußte Geld mitbringen, viel Geld, plus das vereinigende Banner von Religion und Kultur, die so lange vom Marxismus-Leninismus verleugnet worden waren. Dafür boten diese Republiken Land und Leute. Und Ressourcen.
    »Das Hindernis ist Amerika, aber das brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu sagen«, bemerkte Badrayn unnötigerweise. »Und Amerika ist zu groß und zu mächtig, um es vernichten zu können.«
    »Ich bin diesem Ryan schon begegnet. Aber erst sagen Sie mir, was Sie von ihm halten.«
    »Er ist kein Narr, und er ist kein Feigling«, sagte Badrayn wohlüberlegt. »Er hat persönliche Tapferkeit bewiesen, und er kennt sich in nachrichtendienstlichen Operationen sehr gut aus. Er ist sehr gebildet. Die Saudis vertrauen ihm, die Israelis ebenfalls.« Die beiden Länder zählten im Augenblick. Und ein drittes. »Die Russen kennen und respektieren ihn.«
    »Weiter?«
    »Man sollte ihn nicht unterschätzen. Man sollte Amerika nicht unterschätzen. Wir haben beide sehen können, was mit denen geschieht, die es tun«, sagte Badrayn.
    »Aber Amerikas gegenwärtige Verfassung?«
    »Was ich gesehen habe, sagt mir, daß Präsident Ryan hart daran arbeitet, die Regierung seines Landes wiederherzustellen. Das ist eine gewaltige Aufgabe, aber Amerika ist im wesentlichen ein stabiles Land.«
    »Was halten Sie vom Problem in der Präsidentschaftsnachfolge?«
    »Das verstehe ich nicht«, gab Badrayn zu. »Ich habe nicht genügend Berichte gesehen, um diese Frage zu verstehen.«
    »Ich bin Ryan schon begegnet«, sagte Daryaei, der schließlich seine eigenen Gedanken darlegte. »Er ist ein Assistent, nicht mehr. Er erscheint stark, aber ist es nicht. Besäße er Stärke, würde er sich diesen Kealty direkt vorknöpfen. Jener Mann begeht Verrat, oder nicht? Doch das ist ohne Bedeutung. Ryan ist ein

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